Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Hüter der Nacht

Titel: Die Hüter der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jon Land
Vom Netzwerk:
einen Feuerstoß aus der Uzi ab. Ausgeworfene Patronenhülsen prallten von der Wand ab und rollten über den Boden.
    »Die Rückseite!«, stieß Danielle hervor.
    Durch die Fenster an der Rückseite des Hauses war keiner der Feinde zu sehen. Ben näherte sich als Erster der Hintertür, bereit, sie aufzureißen, während Danielle ihn sicherte. Die ersten Schritte draußen würden die gefährlichsten sein; falls jemand im Hinterhalt lauerte, würde er in diesem Augenblick schießen.
    Ben hielt den Atem an, als er die Tür öffnete, die Pistole schussbereit. In diesem Moment wurde ihm klar, dass er keine Ahnung hatte, wie viele Patronen sich noch im Magazin befanden.
    Als niemand aus dem Hinterhalt schoss, signalisierte er Danielle, ihm zu folgen.
    Sie schloss sich ihm an und suchte die offene Fläche bis zum Beginn der Weingärten nach Anzeichen auf die Angreifer ab. Plötzlich hörten sie Geräusche im Haus der Katavis.
    »Komm!«, stieß Danielle hervor, denn sie erkannte, dass der Feind sich auf den Angriff von der Frontseite des Hauses konzentriert hatte.
    Sie packte Ben am Arm und zerrte ihn auf die dichten Rebenreihen des Weingartens zu. Sie sahen sofort, dass er von Pfaden durchzogen war, die so breit waren, dass sie von Fahrzeugen benutzt werden konnten. Das Rascheln der Reben im Wind klang wie das leise Rauschen von Blättern an einem Herbsttag. Danielle hoffte, dass dieser Laut die Geräusche ihrer Schritte verschluckte und die Weinstöcke die Sicht auf sie verdeckten, wenn die Killer im Haus sich an die Verfolgung machten. Als zusätzlicher Vorteil brach nun die Dunkelheit herein, und der Regen, der sich angekündigt hatte, blieb aus.
    Der süße Geruch von reifen Weintrauben erfüllte die feuchte Luft, während Stängel und die scharfen Äste der Reben ihnen Gesicht und Arme zerkratzten, als sie durch die Reihen der Reben hetzten. Sie rannten Seite an Seite, bis sie einen dumpfen Schlag unter sich hörten, der unter ihnen widerzuhallen schien.
    »Was, zum Teufel …«
    Bevor Ben weitersprechen konnte, sprang die Bewässerungsanlage an und durchnässte sie beide, doch das Wasser konnte die Erinnerung an Blut und Tod nicht abwaschen.
    »Deine verdammten israelischen Bewässerungs-Experten«, rief Ben.
    »Meister der modernen Technologie«, erwiderte Danielle.
    Sie liefen weiter, und ihre Fußabdrücke waren im feuchten Boden deutlich zu sehen.
    »Warte!«, rief Danielle und hielt Ben am Arm fest.
    »Was ist?«
    »Sie kommen! Ich kann sie hören!«
    Ben blickte den Pfad zurück, den sie hinuntergerannt waren. »Wir müssen uns ihnen entgegenstellen.«
    »Ich habe eine bessere Idee«, meinte Danielle und bog nach rechts ab.
    Sie passierten einen der offenen Pfade zwischen den Reihen der Reben und erreichten eine ausgedehnte Fläche Ackerland. In der Nähe stand ein großer Mähdrescher, den Danielle schon Sekunden zuvor zwischen den Reihen der Weinstöcke hindurch gesehen hatte. Sie und Ben hörten, dass der schwere Motor noch lief. Auf dem Boden neben dem Mähdrescher lag die Leiche eines Mannes.
    »Yakov Katavis Vater«, stieß Ben grimmig hervor. »Die Killer müssen ihn hier draußen gefunden haben.«
    »Schnell!«, sagte Danielle.
    »Was?«
    Sie gab keine Antwort, rannte auf den Mähdrescher zu, dessen Motor im Leerlauf lief und dessen scharfe Stahlzähne weit vorragten. Ben folgte ihr. Bevor sie den Mähdrescher erreichten, hörte er eilige Schritte über den frisch bewässerten Boden nahen.
    Danielle reichte ihm die Uzi, kletterte auf den Mähdrescher, setzte sich hinter die Kontrollen, probierte die Pedale und Hebel aus und umfasste das Lenkrad.
    Ben schaute ungläubig zu. »Weißt du, was du da tust?«, fragte er und quetschte sich auf den Sitz neben sie.
    »Ich habe drei Sommer in einem Kibbuz gearbeitet. Du hast verdammt Recht – ich weiß, was ich tue. Zieh den Kopf ein!«
    Der Geruch von Treibstoff hing schwer in der Luft. Danielle befürchtete, den starken Motor abzuwürgen, wenn sie anfuhr. Doch der Mähdrescher setzte sich mit einem Ruck in Bewegung und stotterte nur einmal, als sie Gas gab; dann gewann er auf der freien Fläche rasch an Geschwindigkeit.
    Die Geräusche der Pumpen, mit denen die Bewässerungsanlage betrieben wurde, waren laut genug, um das Motorengeräusch des Mähdreschers zu übertönen, und so erkannten die Verfolger Danielles Schachzug zu spät. Reihe um Reihe von Reben wurden von dem Mähdrescher geschluckt, doch die Killer sahen die gewaltige Maschine erst, als sie aus

Weitere Kostenlose Bücher