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Die Hüter der Nacht

Titel: Die Hüter der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jon Land
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für diesen Fall ausgewählt, weil er wusste, dass sie die beste Ermittlerin war – und jetzt entließ er sie aus demselben Grund.
    Hesslers Kontakte zu höchsten Stellen hatten ihm auch geholfen, dafür zu sorgen, dass die Leiche seines Sohnes in dem Flugzeug in die Vereinigten Staaten überführt wurde, mit dem er selbst zurückflog. Er hatte darauf bestanden, die Reisevorbereitungen selbst abzuwickeln, um sich zu beschäftigen und sich auf etwas anderes konzentrieren zu können als auf die gestrige Tragödie, auch wenn es nur für einen Moment war.
    Paul wollte gerade seine geschützte Suite im Hilton für den Heimflug verlassen, als das Telefon klingelte.
    »Ja?«, meldete er sich.
    »Mr. Hessler? Hier spricht Burnstein in New York. Ich habe für Ihren Sohn gearbeitet. Es tut mir schrecklich Leid, Sir.«
    »Worum geht es, Burnstein?«
    »Ich bedauere die Störung, aber ich wollte Ihnen mitteilen, das ich sämtliche Pläne für die nächste Woche abgesagt habe.«
    »Welche Pläne?«
    »Den Empfang, den Ihr Sohn vor ein paar Tagen arrangiert hat.«
    Der Telefonhörer fühlte sich plötzlich schwer in Paul Hesslers Hand an. »Welcher Empfang?«
    »Äh … ich dachte, Sir, Sie sind über die Party informiert …«
    »Das bin ich nicht, Burnstein.«
    »Er hat mir nicht die genauen Einzelheiten mitgeteilt, Sir. Er sagte nur, Sie würden etwas feiern.«
    »Das fällt jetzt flach.«
    »Das weiß ich, Sir. Es tut mir Leid.«
    »Dann ist das Gespräch wohl beendet«, sagte Paul und legte auf.
    Doch Burnsteins Worte beschäftigten ihn weiter. Warum hatte Ari eine Party geplant, und warum hatte er es vor ihm geheim gehalten? Sein Sohn hatte sich in letzter Zeit ohnehin merkwürdig verhalten. Zu glücklich, zu energiegeladen und immer nahe daran, ihm irgendetwas zu sagen … bis zu ihrem letzten Gespräch im Wagen, als Ari eine Überraschung angekündigt hatte, die er ihm nach der Rückkehr in New York mitteilen würde.
    Was für eine Überraschung?
    Paul fragte sich, ob diese Überraschung etwas mit der geplanten Party zu tun hatte. Jetzt, wieder von Trauer erfasst, wurde ihm klar, dass er es niemals erfahren würde.

25.
    »Mehr willst du wirklich nicht mit mir besprechen?«, fragte Ben Kamal, als sie zu den Golanhöhen fuhren.
    »Du sagtest, du willst dich mit mir beraten«, sagte Danielle.
    »Und das haben wir getan. Du lässt ohne Erlaubnis deines Vorgesetzten eine Leiche exhumieren, und ich suche nach einer Familie, die plötzlich verschwunden ist. Außerdem lasse ich Shahir Falayas Nachbarn von Polizeibeamten überwachen.«
    »Warum?«
    »Weil jemand sich große Mühe gegeben hat, in seine Wohnung einzubrechen und die Festplatte von seinem Computer zu entfernen. Vielleicht hat ein Nachbar etwas beobachtet.«
    »Und was werden wir deiner Meinung nach auf den Golanhöhen erfahren, Inspector?«
    »Du weichst dem Thema aus.«
    »Nein, ich will nur nicht darüber sprechen.«
    »Mit mir oder überhaupt?«
    »Mit wem sonst könnte ich darüber reden?«
    »Genau darauf wollte ich hinaus.«
    Danielle seufzte hinter dem Lenkrad. »Ich mag gar nicht daran denken, was der Arzt gesagt hat.«
    »Du musst daran denken. Wir müssen daran denken.«
    »Es ist erst ein paar Stunden her. Ich brauche Zeit, um zu verarbeiten, was der Arzt gesagt hat.«
    »Es wird nicht helfen. Glaub mir. Solche Nachrichten lassen sich nie verarbeiten. Sie nagen an einem, bis man völlig davon besessen ist. Ich kenne das.«
    »Sagst du das, damit ich mich besser fühle?«
    »Ich kann nichts sagen, dass du dich besser fühlst.«
    Eigentlich hatte Danielle das Thema nicht ansprechen wollen, doch jetzt sprudelten die Worte aus ihr heraus. »Diesmal ist es ein noch schlimmeres Gefühl als beim ersten Mal. Als ich das erste Mal ein Baby verlor, war es zu einem früheren Zeitpunkt der Schwangerschaft, und es geschah plötzlich. Ich hatte gar keine Zeit, mich so mies zu fühlen wie jetzt.«
    »Weil du diesmal eine Wahl hast.«
    »Wirklich, Ben?«
    »Nein. Du solltest dir das nicht antun, Danielle.«
    »Du meinst, ich soll abtreiben lassen.«
    Ben senkte die Stimme. »Ich fühle mich, als hätte ich dieses Baby zweimal verloren. Zum ersten Mal, als du mir sagtest, dass du es allein aufziehen willst, und heute Morgen zum zweiten Mal, als der Arzt gesagt hat, was die Untersuchungen ergeben haben. Ich weiß nicht, wie viele weitere Gelegenheiten ich haben werde, Vater zu werden. Ohne dich vermutlich keine. Aber ich finde mich lieber damit ab, kein Vater mehr zu

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