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Die Hüter der Nacht

Titel: Die Hüter der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jon Land
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werden, als der Vater eines Babys mit solchen Problemen zu sein, wie der Arzt es angedeutet hat.«
    Danielle lächelte traurig. »Weißt du, es ist komisch. Dieser Fall, in den wir geraten sind, scheint etwas mit ermordeten Kindern zu tun zu haben, und ich habe das Gefühl, noch etwas für sie tun zu können. Sie sind tot, und dennoch will ich ihnen unbedingt helfen. Aber für mein eigenes Baby, das noch lebt, kann ich nichts tun.«
    »Ich muss dir ein Geständnis machen«, sagte Ben, und sie blickte zum Beifahrersitz und schaute ihn an. »Ich war froh, als Moshe Baruch zum kommissarischen Chef der Nationalpolizei ernannt wurde. Denn ich dachte, er würde dich vielleicht feuern, und du würdest mit mir in den Vereinigten Staaten leben …«
    »Du würdest Palästina verlassen?«
    »Für dich und das Baby? Sag nur ein Wort. Ich würde nicht mal mehr packen.«
    »Selbst jetzt noch?«
    »Noch mehr als zuvor.«
    Danielle ging mit dem Tempo herunter und fuhr zum Kontrollpunkt, der zu den Golanhöhen führte. »Ich verdiene dich nicht, Ben.«
    »Du hast mich trotzdem.«
    Die Familie von Yakov Katavi lebte unter den siebzehntausend Israelis, die sich inmitten der landschaftlich schönen Hügel und Wasserläufe der Golanhöhen angesiedelt hatten. Ihre Siedlung in Mevo Hama bestand aus weißen Stuckhäusern in einer weiten Ebene, die jeder Familie ein großzügiges Stück Land bot. Von diesem Teil des Plateaus aus, das die Golanhöhen bildete, hatten die Bewohner von Mevo Hama nahe der syrischen Grenze klare Sicht auf die eingezäunten Minenfelder und Ruinen syrischer Dörfer und Armeestützpunkte, die 1967 während des Sechstagekrieges überrannt worden waren.
    Regenwolken erhoben sich über den Klippen oberhalb des Galiläischen Meers und der Siedlung, als Danielle ihren Wagen über die schmale Straße zum Haus der Katavis lenkte. Der beste Wein Israels kam aus Weingärten im Golan, und der Anblick der Reben auf den Feldern, die sich erstreckten, so weit das Auge reichte, überzeugte Danielle davon, dass die Katavis zu den Winzern zählen mussten. In Mevo Hama gab es eine bekannte heiße Quelle, die sich in hohem Maße auf die Beschaffenheit des Erdreichs auswirkte. Die Luft roch nach frischen, süßen Weintrauben, und der Geruch beherrschte auch das Plateau – ein starker Kontrast zum Gestank der Auspuffgase, der ständig über Tel Aviv und jetzt sogar über Jerusalem zu hängen schien. Danielle nahm die Luftverschmutzung kaum noch wahr, so sehr war sie daran gewöhnt – bis die Golanhöhen sie daran erinnerten, wie frische Luft roch.
    Sie bog von der Hauptstraße auf eine schmalere Straße ab, die wie ein Tunnel durch reifende Reben führte. Das Haus der Katavis erschien voraus auf einer Lichtung, ein Stück von der Straße entfernt. Auf Danielles Anweisungen hin waren hier seit dem Morgen zwei Soldaten postiert, doch jetzt war nur einer zu sehen. Er hob eine Hand; die andere hielt er drohend auf seiner Uzi-MPi.
    »Kann ich Ihnen helfen?«, rief er und kam zur Fahrerseite des Wagens, nachdem Danielle gehalten hatte.
    Danielle zeigte ihm seinen Ausweis. »Man hätte Sie über unsere Ankunft informieren sollen.«
    »Selbstverständlich, Pakad.«
    »Ist Yakov Katavi von der Schule nach Hause gekommen?«
    »Er ist drinnen mit seiner Mutter.«
    Sie wandte sich an Ben. »Reden wir mit dem Jungen, Inspector.«
    Die Haltung des Soldaten spannte sich an, und er musterte Ben misstrauisch. »Sie darf ich passieren lassen, Pakad, aber niemanden sonst.«
    »Das ist Inspector Bayan Kamal von der palästinensischen Polizei. Er ist mit meiner Genehmigung hier.«
    »Das können Sie mit dem Sergeant besprechen, der im Haus bei der Familie postiert ist, während ich hier bei Inspector Kamal bleibe.«
    »Na toll«, sagte Danielle verärgert, stieg aus dem Wagen und schritt über den Kiesweg zum Haus.
    Der Soldat behielt Ben im Auge, während er beobachtete, wie Danielle kurz an die Haustür klopfte und dann den Türgriff drehte. Die Tür schwang nach innen. Danielle setzte sich in Bewegung – und blieb wie erstarrt stehen. Sie wollte gerade zu Ben herumwirbeln, als die Tür hinter ihr zuknallte.
    Ben sah, wie der israelische Soldat, der am Wagenfenster stand und ihn bewachte, seine Uzi zu ihm herumschwang.

26.
    Ben warf sich auf den Fahrersitz von Danielles Jeep und schaffte es gerade noch, den Lauf der Uzi zur Seite zu stoßen, bevor der Soldat das Feuer eröffnete. Die Kugeln der Maschinenpistole stanzten ein gezacktes Muster in

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