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Die Hüter der Nacht

Titel: Die Hüter der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jon Land
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von der Gemeinschaftsschule starb.«
    Al-Asi furchte die Stirn. »Ich kann Ihnen nicht sagen, ob die Ashawis bei ihren Verwandten in Aida eingezogen sind. Leider sind meine Kontakte in den Flüchtlingslagern nicht mehr das, was sie einmal gewesen sind. Als die Zäune abgerissen wurden, verschwanden mit ihnen auch meine Informanten. Auf jeden Fall werden Sie heute mit vollem Magen aufbrechen, Inspector – und das ist mehr, als ich von den Bewohnern Aidas sagen kann.«
    Bens Mobiltelefon klingelte, und er zog es hastig aus der Tasche, weil er hoffte, dass am anderen Ende der Leitung Danielle war. Er entschuldigte sich und entfernte sich ein paar Schritte von Colonel al-Asi.
    »Hallo.«
    »Guten Morgen, Inspector«, grüßte eine heisere Stimme.
    »Mr. Najarian?«
    »Ich habe nichts von Ihnen gehört, und da dachte ich mir, ich rufe mal an, bevor ich in die Staaten zurückkehre.«
    »Wie sind Sie an meine Nummer gekommen?«
    »Ich bin in der Sicherheitsbranche tätig, erinnern Sie sich?«
    Ben warf verstohlen einen Seitenblick zum Colonel. »Beim nächsten Mal fragen Sie mich einfach danach.«
    »Haben Sie sich mein Angebot überlegt?«
    »Ich hatte noch keine Zeit.«
    »Ich spiele mit dem Gedanken, Sie zum Leiter unserer Abteilung Sonderermittlungen zu machen. Das ist eine private Streitmacht von Detektiven, die dafür bezahlt werden, Verbrechen aufzuklären, wenn örtliche Behörden die Ermittlungen verpfuscht oder die Fälle ignoriert haben. Ich könnte Ihnen die geplanten Projekte zeigen. Haben Sie ein wenig Zeit?«
    »Heute nicht.«
    »Na gut. Sie haben meine Nummer in Detroit, ja?«
    »Ja.«
    »Lassen Sie uns bald miteinander sprechen.«
    Ben drückte auf die Aus-Taste und wandte sich wieder an al-Asi. »Entschuldigen Sie, Colonel.«
    »Warum, Inspector?« Al-Asi lächelte zufrieden. »Sie haben den Job ja noch nicht angenommen.«

32.
    Danielles neues ›Büro‹ war ein einziger Schreibtisch aus zusammengeschraubten Fertigteilen, der eingezwängt zwischen Dutzenden anderer stand und dem es sogar am Holzfurnier ihres früheren Tisches mangelte. Verwaltungspersonal der Nationalpolizei hatte keinen Dienstgrad und wurde allgemein schlecht bezahlt.
    Der Abteilungsleiter mit einem Vogelnest von gekräuseltem Haar, der höchstens wie 25 aussah, hatte Danielle Kaugummi kauend zu ihrem Schreibtisch geführt und versprochen, bald wiederzukommen, um sie über ihre Pflichten zu informieren. Der Typ trug ein weißes Hemd mit verblichenen Tintenflecken, die sich trotz des Plastik-Schonbezugs seiner Hemdtasche auf der linken Seite gebildet hatten. Seit er Danielle verlassen hatte, war jetzt eine Stunde vergangen. In dieser Zeit hatte sie sich damit beschäftigt, mit einem Taschenmesser regelmäßige Muster auf die Unterseite der obersten Schublade ihres Schreibtisches zu schnitzen. Sie war erstaunt, wie viel Befriedigung ihr diese Beschäftigung verschaffte, die eher zu einem ungezogenen Kind gepasst hätte. Doch es ließ sie an ihre eigene Kindheit denken, und bald war sie wieder von Traurigkeit erfüllt.
    Immer wieder rief sie sich ihr Gespräch mit Commander Moshe Baruch in Erinnerung. Er hatte schließlich die Oberhand gewonnen; sie hatte es ihm so leicht gemacht, dass sie sich fragte, ob er das alles geplant hatte. Wahrscheinlicher war, dass er einfach abgewartet hatte, bis sie einen jener Fehler beging, der zwangsläufig kam, wie Baruch wusste; schließlich kannte er Danielle.
    Irgendwie kam sie immer wieder auf die Ergebnisse der Autopsie und der Exhumierung der Leiche von Beth Jacober zurück. Baruch hatte behauptet, den Bericht gelesen zu haben, und dass er kein neues Licht auf den Tod des Mädchens werfe. Danielle war sicher, dass er die Wahrheit gesagt hatte, und sie war überzeugt, dass Beth Jacober ermordet worden war. Der Autopsiebericht hätte das zeigen sollen … und das bedeutete, dass er geändert worden war.
    Von wem?
    Von jemandem mit viel Macht und Einfluss, soviel stand fest. Von jemandem, der guten Grund hatte, dafür zu sorgen, dass die systematische Exekution von Klassenkameraden einer Oberschule unbemerkt blieb.
    Danielle erschrak, als das Telefon auf ihrem Schreibtisch klingelte. Sie räusperte sich und griff nach dem Hörer, zog dann aber die Hand zurück und notierte sich im Geiste, Dr. Barr anzurufen und ihm ihre neue Dienstnummer mitzuteilen.
    Das Telefon klingelte weiter. Einige von Danielles neuen Kollegen blickten zu ihr.
    Schließlich nahm sie den Hörer ab.
    »Hallo?«
    »Chief Inspector

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