Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Hüter der Nacht

Titel: Die Hüter der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jon Land
Vom Netzwerk:
nicht.«
    Der Commander wich ihrem Blick aus. »Möchten Sie mir erzählen, was passiert ist, Pakad?«
    Danielle zögerte. »Das werde ich tun. Zu gegebener Zeit.«
    Baruch legte seine dicken Ellenbogen auf die Schreibtischunterlage. Danielle hasste es, ihn hinter jenem Schreibtisch zu sehen, an dem ihr Mentor Hershel Giott so viele Jahre gesessen hatte.
    »Und welcher gegebene Zeitpunkt wird das sein? Ihrer? Meiner? Der Ihres palästinensischen Freundes?«
    »Es wäre klug von Ihnen, sich anzuhören, was wir herausgefunden haben.«
    »Das ist gegen die Dienstvorschriften, da der Kontakt mit palästinensischen Beamten zurzeit streng verboten ist, sofern es keine offizielle Genehmigung gibt.«
    »Ich habe getan, was getan werden musste.«
    »Und dadurch Ihre Karriere weggeworfen.«
    Danielle sah, dass Baruch die Situation genoss. Doch plötzlich war seine Freude dahin. Seine Miene nahm einen harten Zug an, um die Lippen zuckte es, und die Augen schienen sich tiefer in die Höhlen zurückzuziehen. Er wirkte wie ein Raubtier, das bereit ist, sich auf sein Opfer zu stürzen. Er hob ein zweiseitiges Dokument vom Schreibtisch und ließ es darauf zurückflattern.
    »Das ist ein Exhumierungs- und Autopsiebefehl für ein verstorbenes Mädchen namens Beth Jacober. Dieser Befehl hat Prioritätsstufe eins.« Baruch nahm das Schreiben wieder auf und überflog es von neuem. Dann schwenkte er es vor Danielle. »Es ist unterzeichnet von Ihrem Vorgesetzten, dem Ravpakad, dem Superintendent, der dieses Schreiben allerdings erst zu Gesicht bekam, als ich es ihm zeigte. Wer, glauben Sie, hat seine Unterschrift gefälscht?«
    Danielle konnte nur schweigend dastehen.
    »Haben Sie eine Erklärung, Pakad?«
    »Ich habe Befehle befolgt.«
    »Tatsächlich? Wessen Befehle?«
    »Ihre.«
    Baruch schüttelte den Kopf. »Sie lügen, Pakad.«
    »Sie haben mir die Akten von zwei verstorbenen Kindern gegeben …«
    »Beide Akten haben nicht auf dem Schreibtisch gelegen …«
    »Weil ich es vorgezogen habe, eine der Akten offen zu halten, nämlich die von Michael Saltzman.«
    »Aber es ist nicht seine Leiche, für die Sie eine Exhumierung und Autopsie unter Priorität eins erwirkt haben.«
    »So ist es.«
    »Es geht um die Leiche dieses Teenagers. Und zwar in einem Fall, der von der Polizei Tel Aviv bereits abgeschlossen wurde. Ein normaler Autounfall. Die Eltern des Mädchens sind äußerst verärgert. Sie wollten sogar Zivilklage gegen Sie und die Abteilung erheben, als ich heute Morgen mit ihnen sprach. Sie werden verstehen, Pakad, dass ich in diesem Fall keine Wahl hätte und zu Gunsten der Kläger aussagen müsste. Ich müsste dem Gericht sagen, dass Sie nicht nach meinen Anweisungen oder in den vertretbaren Grenzen der Ihnen übertragenen Ermittlung gehandelt haben.«
    »Ermittlung?« Danielles Kopf glühte, ihre Augen brannten, und das Blut rauschte ihr in den Ohren. »Sie nennen die Routineuntersuchung des Todes von Kindern eine Ermittlung? Wie viele weitere solcher Fälle wollen Sie mir geben, Commander?«
    »So viele wie nötig.«
    »Wozu nötig? Dass ich kündige? Das werde ich nicht tun, und das wissen Sie.«
    »Sie haben keine Wahl mehr.«
    Danielles Wangen glühten. »Ich werde Beschwerde einreichen.«
    »Weil ich Sie so schlecht behandelt habe?«
    »Da haben Sie verdammt Recht.«
    »Sie hatten gerade erst einen besonders schwierigen Fall beendet, als ich zum Chef der Nationalpolizei ernannt wurde.«
    »Na und?«
    »Und Sie waren schwanger.«
    »Und das ist Ihr Vorwand, mich aus meinem Büro auszusperren?«
    »Tut mir Leid, dass Sie meine Absichten falsch ausgelegt haben, Pakad. Ich habe einer schwangeren Ermittlerin, die fast ums Leben gekommen wäre, eine Reihe von einfachen Aufträgen gegeben, damit sie ihren Rang und ihr Ansehen behalten kann. Aber diese Rücksichtnahme war Ihrer Meinung nach anscheinend falsch.«
    Danielle starrte ihn an. Baruch hatte sie kalt erwischt. »Dann lassen Sie mich meinen Job tun.«
    »Den Job, den Sie niemals abgeschlossen haben?«
    »Michael Saltzman hat nicht Selbstmord begangen! Und Beth Jacobers angeblicher Unfall war keiner! Lassen Sie die Autopsie vornehmen, und ich werde es beweisen.«
    »Was beweisen?«
    »Dass Beth Jacober schon vor dem Zusammenstoß der Autos tot war. Sie und Michael Saltzman waren Freunde, Klassenkameraden. Sie besuchten eine Zeit lang dieselbe Schule, eine israelisch-palästinensische Gemeinschaftsschule außerhalb Jerusalems. Und mindestens zwei andere Schüler aus ihrer

Weitere Kostenlose Bücher