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Die Hüter der Nacht

Titel: Die Hüter der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jon Land
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weiß nicht, wer die Idee hatte … Shahir, glaube ich«, fuhr sie nach einigem Zögern fort. »Es ging um Geld. Sie wollten eine Menge Geld machen.«
    Diese Enthüllung überraschte Ben. Er hatte angenommen, die Schüler seien unschuldige Opfer gewesen, weil sie durch Zufall irgendetwas herausgefunden hatten oder in irgendeine Sache verwickelt worden waren. Damit, dass ihr eigenes Handeln ihren Tod herbeigeführt hatte, hätte er niemals gerechnet. Doch die Behauptung ihrer Freundin wies daraufhin.
    »Erzähl weiter«, forderte Ben das Mädchen auf und verbarg seine Überraschung.
    Zeina Ashawi blickte wieder zu ihrem Vater, bevor sie fortfuhr. »Ich weiß nicht alles. Nicht einmal viel. Ich habe den Kontakt mit ihnen abgebrochen, als mir klar wurde, um was es ging und was sie wirklich vorhatten.«
    Ben neigte sich gespannt ein wenig vor. »Und was war das?«
    Danielle griff in den dunklen Bettkasten und zog den Rucksack hervor, um bestätigt zu sehen, was das Licht ihrer Taschenlampe erfasst hatte.
    Der Rucksack war voller Geld. Sorgfältig gebündelte Stapel amerikanischer 20-Dollar-Scheine, die aus dem Rucksack quollen – so viele, dass er nicht mit dem Reißverschluss geschlossen werden konnte. Zwischen fünfzig- und hunderttausend Dollar, schätzte Danielle.
    »Ich würde ja gern sagen, dass Michael das Geld zum Bar-Mitzwa geschenkt bekommen hat«, sagte Layla Saltzman, doch dieser Versuch eines Scherzes ging kläglich daneben. »Ich dachte, es hat vielleicht etwas mit seinem Tod zu tun. Ich habe niemals geglaubt, dass es Selbstmord war. Das habe ich Ihnen ja gesagt.«
    In ihrer Stimme klang ein seltsamer Hauch von Hoffnung mit, dass der Tod ihres Sohnes irgendeinen Grund gehabt hatte, den sie nicht hatte beeinflussen können.
    »Wann haben Sie zum letzten Mal in diesen Bettkasten geschaut?«, fragte Danielle.
    »Oh, vor Jahren. Vermutlich nicht mehr, seit das Bett geliefert worden ist.« Layla Saltzmans Augen füllten sich mit Tränen, und sie wischte sie mit dem Ärmel weg. »Ja, es ist Jahre her. Und da ist noch etwas.« Layla Saltzman schaute Danielle an. »Dieser Rucksack gehört nicht Michael.«
    Danielle bemerkte die Initialen darauf. BKJ.
    Beth Jacober.
    Sie versuchte, sich die vier Klassenkameraden als eine Art Jugendbande vorzustellen. Als Täter, deren Handeln zu ihrem Tod geführt hatte. Als Erstes kamen ihr Drogen in den Sinn. Ein Geschäft, das sich in Israel immer mehr ausweitete, wie sie wusste.
    Doch die Killer, denen sie und Ben gestern auf den Golan-Höhen begegnet waren, hatten sich nicht wie Drogendealer verhalten. Auch die Raffinesse der Killer, die diese Schüler getötet hatten, sprach dagegen. Ein Selbstmord und ein Autounfall in Israel. Ein zufälliger Überfall in Jericho, um ein Auto zu rauben. Nur die Morde auf den Golan-Höhen waren anders gewesen. Aber wenn sie, Danielle, und Ben nicht rechtzeitig aufgetaucht wären – wer weiß, wie die Killer dann die Morde vertuscht hätten? Vielleicht als Überfall syrischer Terroristen.
    Nein, Drogen waren nicht im Spiel.
    Was dann?
    »Erpressung«, sagte Zeina Ashawi, nachdem sie tief durchgeatmet und versucht hatte, sich zu beruhigen. »Sie wollten Leute erpressen. Mächtige, bedeutende Leute.«
    »Wie?«
    »Das weiß ich nicht. Ich habe Ihnen ja schon gesagt, dass ich mich nicht darin verwickeln ließ, nachdem ich es herausgefunden hatte. Ich habe mich mehr mit den anderen herumgetrieben. Aber ich habe keinem sonst von der Sache erzählt. Es ging mich nichts an.« Zeina lehnte sich zurück, als wäre sie mit ihrer Geschichte fertig.
    »Was weißt du sonst noch?«
    »Sie wollten viel Geld kassieren.«
    Ben dachte an die fehlende Festplatte von Shahir Falayas Computer.
    »Einige von den anderen konnten gut mit Computern umgehen. Könnte das etwas damit zu tun haben?«
    Zeina Ashawi zuckte die Achseln. »Vielleicht. Oder …«
    »Oder?«
    »Vielleicht hatte es was mit Shahirs Job in Israel zu tun.«
    »Wieso?«
    »Sie redeten manchmal darüber, dass dieser Job nach der Schule sie reich machen würde. Ich habe gar nicht richtig zugehört. Ich hielt es für einen Scherz. Sie wissen ja, was Jungs so reden.«
    »Natürlich. Weißt du, was für ein Job das war?«
    »Die Schule hat ihn besorgt. Muss bei einer großen Firma gewesen sein.«
    »Kannst du mir sonst noch etwas darüber erzählen? Du weißt nicht, wen deine Freunde erpressen wollten?«
    Sie versteifte sich. »Sie waren nicht mehr meine Freunde. Das habe ich Ihnen doch

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