Die Hüter der Nacht
restlichen Namen oder nicht?«
»Was würden Sie tun, wenn ich Nein sage?«
»Die internationale Presse wäre sehr an dieser Story interessiert.«
»Sie glauben, ich würde zulassen, dass Sie diese Information verbreiten?«
»Vielleicht ist das schon geschehen. Eine E-Mail, darauf programmiert, zu einer bestimmten Zeit verschickt zu werden, sofern ich den Befehl nicht rückgängig mache. Wäre ich tot, könnte ich das nicht mehr. Und Sie würden mich nicht killen und riskieren, dass die restlichen Männer auf meiner Liste in Ihrem Land herumlaufen.«
Der alte Mann aß einen Bissen Pita. »Sie kennen meine Absichten anscheinend besser als ich selbst.«
»Ich weiß, was Besessenheit ist.«
»Hier geht es um Pflicht, Herr Mundt.«
»Für uns beide.«
Vorsky wog die Worte des Deutschen ab und schob seinen Teller in die Tischmitte. Dann griff er unter seinen Stuhl und zog einen Laptop hervor.
»Die Datei für die Datenbank, an der Sie interessiert sind, ist bereits geöffnet«, erklärte er. »Drücken Sie ENTER, um fortzufahren.«
Bevor Mundt das tun konnte, legte der alte Mann ihm eine Hand auf den gewaltigen Unterarm. »Der Computer ist so programmiert, dass Sie nur Zugang zu einem Namen haben. Wenn Sie es bei einem zweiten Namen versuchen, wird die Datei automatisch geschlossen. Sie werden nichts auf Diskette speichern. Sie werden keine Notizen machen. Sie werden sich die Hälfte dieser Datei anschauen und fertig sein.«
Mundt spannte sich an. »Die Hälfte? Das war nicht abgemacht.«
»Die Abmachung ist geändert, Herr Mundt. Sie werden Zugang zur zweiten Hälfte der Datei erhalten, wenn wir überzeugt sind, dass Sie die anderen versprochenen Namen nicht aus dem Telefonbuch abgeschrieben haben.«
Mundt schob eine CD über den Tisch, im Austausch für den Laptop des alten Mannes. »Wann?«, fragte er.
Vorsky steckte die CD schnell ein. »Reicht morgen?«
»Ich nehme an, es muss reichen.«
»Da ist noch etwas«, sagte Vorsky. »Der Adjutant des verstorbenen Generals Janush hat Fragen gestellt und offenbar Verbindungen zwischen den drei Opfern hergestellt.«
»Warum sollte mich das interessieren?«
»Weil es mir so vorkommt, als hätte ihm jemand einen Tipp gegeben. Jemand, der Interesse daran hat, zusätzlichen Druck auf uns auszuüben, weil es seinen eigenen Zwecken dient.«
Der große Mann klopfte auf den tragbaren Computer. »Ich habe nur ein Interesse.«
»Es beunruhigt Sie nicht, dass sich der Adjutant des Generals mit einem Inspector von der Nationalpolizei getroffen und sie um Hilfe bei seiner Ermittlung gebeten hat?«
»Sie?«
»Ein weiblicher Inspector. Einer der besten Ermittler.«
»Dann haben Sie anscheinend ein Problem.«
»Und wir haben vor, damit fertig zu werden. Nur wenn es nicht Ihr Werk ist. Ich hasse den Gedanken, das Sie uns mit hineinziehen würden, um Ihre eigene Lage zu verbessern.«
»Wie kommen Sie auf den Gedanken?«
Der alte Mann wies auf den Laptop. »Falls Sie nicht finden, was Sie suchen.«
»Lassen Sie mich sehen«, sagte der große Mann und drückte auf die Taste ENTER.
38.
»Pakad?«, sagte Ben durch Danielles offenes Wagenfenster.
Sie schreckte auf und erkannte, dass sie eingedöst war, während sie auf ihn gewartet hatte. »Du kommst spät.«
»Alles in Ordnung?«
»Es waren ein paar anstrengende Tage. Und ich habe wer weiß wie lange auf dich gewartet. Zu lange.«
Aus irgendeinem Grund hatte Danielle sich entschieden, vor der palästinensisch-israelischen Schule bei Abu Gosh im Wagen zu warten statt im Gebäude. Als die Nachmittagssonne untergegangen war, hatte sie Jane Wexler angerufen, die Direktorin der Gemeinschaftsschule, und sie gebeten, auf ihre Ankunft zu warten.
»Lass uns reingehen.«
»Zuerst will ich etwas über dieses Mädchen hören, das du im Flüchtlingslager gefunden hast.«
»Das kann ich nicht glauben«, sagte Danielle, als Ben von seinem Gespräch mit Zeina Ashawi berichtet hatte. »Wird sie bewacht?«
»Es dauerte einige Zeit, aber Colonel al-Asi hat veranlasst, dass die ganze Familie in ein Sicherheitshaus einquartiert wird. Ich bin bei ihnen geblieben, bis seine Leute eingetroffen sind. Deshalb komme ich so spät. Was ist mit dir?«
»Ich bin in die Verwaltung versetzt worden. Commander Baruch war stinksauer, weil ich eine nicht genehmigte Ermittlung durchgeführt habe.«
»Dieser Bastard!«
»Keine Sorge. Ich habe mir selbst den Tag freigenommen und einen Teil des Nachmittags mit Layla Saltzman verbracht«, sagte
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