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Die Hüter der Nacht

Titel: Die Hüter der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jon Land
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entschuldigte sich Bain und versuchte, sich taktvoll zu entfernen.
    »Wir bleiben in Verbindung«, meinte Danielle.
    Captain Bain schaute Ben an und zuckte mit den breiten Schultern. »Ich werde Sie wissen lassen, was ich herausfinde, Pakad.«
    Dann schloss er leise die Tür hinter sich.
    »Was herausfinden?«, fragte Ben.
    »Das spielt keine Rolle.«
    »Und ob es eine Rolle spielt, wenn es deine Gesundheit gefährdet. Vielleicht machst du es deshalb.«
    »Meine Gesundheit gefährden? Das ist absurd!«
    Ben ließ sich nicht beirren. »Nicht nur deine.«
    »Das Baby? Meinst du, ich versuche, dem Baby zu schaden?«
    »Ich meine, du versuchst dich für das, was geschehen ist, selbst zu bestrafen.«
    Sie setzte sich gerade im Bett auf. »Hör zu. Captain Bain hatte Informationen über Paul Hessler. Das ist alles.«
    »Welche Informationen?«
    Danielle seufzte. Sie wollte jetzt allein sein und wünschte sich, ihre Erschöpfung durch einen langen Schlaf zu überwinden. »Die Ermordung von drei Holocaust-Überlebenden.«
    »Wobei Paul Hessler beinahe der vierte Ermordete gewesen wäre?«
    »Möglich. Wir sind uns noch nicht sicher.«
    »Du meinst, Captain Bain ist sich noch nicht sicher.«
    Danielle ignorierte Bens Sarkasmus. »Ich nehme es an. Ich habe meine Gründe, in Ordnung?«
    »Prima«, sagte Ben halbherzig.
    »Was hast du mit meinem Arzt besprochen, nachdem du das Zimmer verlassen hattest?«
    »Woher weißt du, dass ich mit dem Arzt gesprochen habe?«
    »Ich wusste es gar nicht. Aber jetzt weiß ich es.«
    »Ich habe ihn gebeten, dass der radikale operative Eingriff vor der Geburt in den Vereinigten Staaten stattfindet.«
    Danielle nickte. »Ich weiß alles darüber. Er kommt nicht infrage.«
    »Aber der Doktor erwähnte auch …«
    »Ich will nicht darüber reden. Geh jetzt. Bitte.«
    Danielle schloss die Augen und öffnete sie erst wieder, als Ben die Tür hinter sich schloss.

42.
    Ben stürmte über den Flur zum Aufzug. Er hatte geglaubt, den Gedanken an ein Zusammenleben mit Danielle nie mehr in Erwägung zu ziehen, doch ihr Anruf vor zwei Nächten hatte seine alten Gefühle wieder erweckt. Er hatte wieder Hoffnung auf eine gemeinsame Zukunft gehabt – und das schmerzte schrecklich.
    Die einzige Alternative bestand darin, Danielle aus seinem Leben auszuschließen. Merkwürdigerweise hatte Ben vor ihrem gemeinsamen Arztbesuch am gestrigen Morgen tatsächlich geglaubt, dies schaffen zu können. Jetzt aber hatte sich alles verändert. Danielle verlor vielleicht ihr Kind, und das hatte in Ben wieder all die widerstreitenden Gefühle erweckt, gegen die er seit ihrer ersten Begegnung angekämpft hatte. Einst war er in der Lage gewesen, ihre berufliche Beziehung von der privaten zu trennen. Jetzt konnte er das nicht mehr. Jetzt konnte er keinen Fall mit Danielle gemeinsam bearbeiten, ohne in die alten Diskussionen zu verfallen, die sie beide schon ungezählte Male geführt hatten. Vor Danielles Schwangerschaft war es Ben möglich gewesen, sein Leben abzuschotten, sich damit zufrieden zu geben, was sie ihm gab und von einer Zukunft zu träumen, die mehr bringen würde.
    Aber damit war es aus und vorbei. Der heutige Tag hatte es ihm deutlich vor Augen geführt. Wie oft musste er sich noch als ihrer würdig erweisen? Was konnte er denn noch tun? Ihm waren die Ideen und schließlich die Geduld ausgegangen. Er glaubte, ein Leben ohne Danielle überstehen zu können: Er glaubte jedoch nicht, überleben zu können, wenn er hoffte, sie könnte immer noch ein Teil seines Lebens sein.
    Die Tür des Aufzugs glitt im Erdgeschoss des Hadassah-Hospitals auf. Ben konnte sich nicht mehr erinnern, dass er die Kabine betreten und den Knopf fürs Erdgeschoss gedrückt hatte. Er war verwirrt und ratlos und wollte nur noch ins Freie.
    Kurz bevor er den Ausgang erreichte, gellte ein Schrei. Ben fuhr herum und tastete unwillkürlich nach der Pistole, die er in Israel nicht tragen durfte.
    In der Halle sah er eine Krankenschwester, die vor einem Vorratsschrank zurückprallte, die Hände vors Gesicht gepresst. Wieder schrie sie. Ben und mehrere Mitarbeiter des Krankenhauspersonals eilten zu ihr. Ben bahnte sich einen Weg, bis er freie Sicht auf einen Schrank hatte, in dem Tabletts, Bettwäsche und Handtücher gestapelt waren.
    Blut bedeckte den Boden und breitete sich vor einem Mann aus, der mit durchgeschnittener Kehle auf dem Rücken lag. Das schwache Licht reichte gerade bis zum Gesicht des Toten.
    Ben erkannte ihn.
    Ihm stockte der

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