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Die Hüter der Nacht

Titel: Die Hüter der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jon Land
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uns – hauptsächlich meinem Sohn Ari – das Konzept verkaufte, aus dem Projekt vier-sechs-null-eins wurde.«
    »Ja«, bestätigte Nakatami. »Der israelische Wissenschaftler hatte die Gentherapie auf die nächste Stufe gebracht, eine Stufe, die als weit über unsere gegenwärtigen technologischen Möglichkeiten hinaus erachtet wurde. Der Wissenschaftler nannte es den ›biologischen Computer‹.«
    »Das war der Punkt, an dem ich nicht mehr mithalten konnte«, bekannte Paul Hessler.
    Nakatami wirkte entspannter, ganz in seinem Element. »Da waren Sie nicht der Einzige, Sir. Stellen Sie sich einen Computer von der Größe eines Mobiltelefons vor, der mit dem mobilen Apparat des menschlichen Körpers kommunizieren kann. Statt aus Mikrochips wären diese organischen Maschinen aus lebenden Molekülen zusammengesetzt, die genauso reagieren wie Mikrochips. Das heißt, sie würden programmiert, um gewisse Aufgaben zu erfüllen, was den Ärzten die theoretische Möglichkeit gibt, direkt in vivo zu helfen.«
    Nakatami nahm die Fernbedienung, deren Benutzung er bis zu Tess Sandersons und Paul Hesslers Ankunft geübt hatte. Er berührte eine Taste auf dem Gerät, und alle Lichter im Raum gingen aus; nur das schwache Glühen von der Decke blieb. Durch den Druck auf eine zweite Taste wurde ein dreidimensionales Bild in die Mitte des Konferenzraums projiziert. Das Bild bewegte sich und wogte wie ein See mit fließendem Wasser. Darin schwammen tausende elliptische Schatten; die dunkleren überfielen und verschlangen die helleren.
    »Was Sie sehen«, erklärte Nakatami, »ist eine virtuelle Darstellung, wie Krebs den menschlichen Körper befällt. Die dunklen Krebszellen verschlingen die hellen gesunden Zellen, bis der Körper zugrunde gerichtet ist.«
    Nakatami drückte auf eine dritte Taste, und rote, kreisförmige Schatten fluteten durch eine unsichtbare Lücke ins Bild.
    »Die roten Schatten stellen die biologischen Maschinen von Projekt vier-sechs-null-eins dar, die darauf programmiert sind, die Krebszellen aufzuspüren und zu vernichten.« Noch während Nakatami redete, begannen die roten Kreise die dunklen Krebszellen anzugreifen und zu verschlingen. »Beachten Sie, dass unsere organischen Maschinen sich nur auf die Krebszellen konzentrieren und die gesunden Zellen in Ruhe lassen. Selektive Zerstörung, Mr. Hessler – etwas, das Krebsforscher seit Jahren für theoretisch möglich hielten.
    Theoretisch, weil niemand tatsächlich die Mittel geschaffen hat, um dieses Ziel zu erreichen, bis es uns mit Projekt vier-sechs-null-eins gelang. Auf dem Papier funktionierte alles, doch unser israelischer Wissenschaftler brauchte Unsummen an Kapital, um das Projekt zu realisieren. Hier kamen die Hessler Industries ins Spiel. Wir richteten dem Wissenschaftler in diesem Institut ein Labor ein und rüsteten es mit allem aus, was er brauchte. Ich möchte Sie nicht mit Einzelheiten wie Aufwand oder Kosten langweilen. Es reicht, wenn ich sage, dass beides extrem war. Aber die ursprünglichen Ergebnisse in den ersten Jahren – und nach der Investition von ein paar hundert Millionen Dollar – waren nicht sehr beeindruckend.«
    Paul Hessler nickte, als wäre das alles ein alter Hut für ihn. »Ja, ja. Und dann starb der betreffende Wissenschaftler, und das Projekt schien dem Untergang geweiht zu sein. Weil ich nicht die zusätzlichen zehn Millionen für die Weiterführung der Forschungen riskieren wollte, erteilte ich Anweisung, das Projekt einzustellen. Aber mein Sohn Ari teilte diesen Pessimismus anscheinend nicht. Er glaubte daran, dass wir dicht vor der größten medizinischen Entdeckung aller Zeiten waren. Er konnte das Projekt nicht aufgeben. Ohne mein Wissen gab er die Anweisung, es in seinem Labor fortzusetzen.«
    »Mit gutem Grund«, warf Tess Sanderson ein. »Ari sah den Krebs besiegt. Er sah die mögliche Ausrottung aller ererbten und erworbenen tödlichen Krankheiten. Er sah die Heilung, nicht nur die Behandlung, von Herzkrankheiten und Arthritis, um nur zwei zu nennen. Und er hatte Recht! Er sollte jetzt hier stehen und Ihnen diese Neuigkeit verkünden.« Tess atmete schwer, war kaum in der Lage, die nächsten Worte hervorzubringen. »Fahren Sie fort, Will.«
    »All dies entstand aus den zuvor unerprobten Theorien der Nanotechnologie, bei der Schaltkreise und Dioden durch Biomoleküle ersetzt werden, und polymere Dehnung und Ligatur …« Er verstummte, als er Paul Hesslers verwirrte Miene sah. »Entschuldigen Sie, Sir«,

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