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Die Hueter Der Rose

Die Hueter Der Rose

Titel: Die Hueter Der Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gable
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Sessel sinken. Die Rüstung hinderte ihn daran, wirklich bequem zu sitzen, und er sehnte sich nach einer Schüssel warmem Wasser und einerRasur, aber alle Annehmlichkeiten mussten warten, bis er dem Bischof vollständig Bericht erstattet hatte. In den zwei Jahren, die sie gebraucht hatten, um die Normandie Stück um Stück zu erobern, hatte er das oft getan, denn der Bischof schätzte sein Urteilsvermögen und seinen klaren Blick, und der König schätzte, mit welcher Schnelligkeit John reiste und nach erledigten Botengängen ins Feld zurückkehrte.
    »Das würde mich nicht wundern«, antwortete der junge Bote. »Der Herzog von Burgund hat sich sehr kurzfristig entschlossen, Paris den Rücken zu kehren, und nun herrscht Anarchie in der Stadt. Obendrein leiden die Menschen Hunger, weil wir den Nachschub aus der Normandie abschneiden. Ich denke, Paris ist reif.«
    Der Bischof nickte versonnen. »Erzählt mir von Rouen.«
    »Es war schauderhaft, Mylord. Der König verfuhr nach seiner bewährten Methode: Er zog einen Ring um Rouen und schnitt es von jeglicher Versorgung und möglicher Unterstützung durch Burgund oder den Dauphin ab. Aber die Garnison und die Leute von Rouen waren gut vorbereitet. Sie hatten alle Stadtviertel außerhalb der Befestigungen dem Erdboden gleichgemacht und die Scheunen der Bauern niedergebrannt, damit wir weder Obdach noch Proviant finden sollten. Und sie haben alle Bettler und armen Leute, die keine Vorräte anlegen konnten, aus der Stadt gejagt. Als unser Belagerungsring sich schloss, gerieten diese Vertriebenen zwischen die Fronten.«
    Der König hatte den verzweifelten Menschen freien Abzug angeboten, aber sie wussten nicht wohin, denn nach zwei Jahren Krieg war die ganze Normandie verwüstet, und überall war die Not groß. So lagerten sie vor den Toren und flehten die Stadtväter an, sie wieder hineinzulassen und ihnen etwas zu essen zu geben. Doch die Kommandanten der Stadt blieben hart. Nur die Kinder, die vor der Stadtmauer zur Welt kamen, wurden in Körben über die Mauer gezogen und getauft, ehe sie zum Sterben wieder hinabgelassen wurden. John hatte die Priester von Rouen auf der Mauer stehen sehen und die Bettlerermahnen hören, demütig und gottesfürchtig dahinzugehen und auf den Lohn im Jenseits zu hoffen …
    Beaufort verzog das Gesicht, als er das hörte, und seine Miene war eine Mischung aus Hohn und Mitgefühl. »Wie pragmatisch«, murmelte er.
    »Als sie bei uns betteln kamen, haben die Männer ihnen etwas gegeben, aber der König hat es verboten und die Hungernden davonjagen lassen.« John unterbrach sich, als der Page eintrat, wartete, bis der Junge sein Tablett mit den dampfenden Bechern und einem Silberteller voller Köstlichkeiten abgestellt hatte und wieder verschwunden war, ehe er fortfuhr. »Und natürlich hatte er Recht. Wir hatten selbst kaum genug Proviant.«
    »Und ich nehme an, er wollte den Stadtvätern von Rouen nicht aus ihrem Gewissenskonflikt helfen«, warf Beaufort ein. »Ein schlechtes Gewissen ist ebenso zermürbend wie Hunger und Dauerbeschuss.«
    John nickte, schien etwas sagen zu wollen und überlegte es sich dann anders.
    Aber Beaufort entging nicht viel. »Was?«
    Ertappt schaute John auf und schüttelte dann den Kopf.
    Der Bischof lud ihn mit einer Geste ein zuzugreifen. »Esst und trinkt, John. Die Toten von Rouen werden nicht auferstehen, wenn Ihr fastet. Und Ihr müsst zusehen, dass Ihr bei Kräften bleibt.« Tatsächlich war er ein wenig erschrocken darüber, wie bleich und mager der junge Waringham aussah. Das unrasierte Gesicht schien wettergegerbt, und um die Augen zeichneten sich die ersten Krähenfüße ab. John wirkte älter als seine knapp zwanzig Jahre. Das machte der Krieg mit den Menschen, wusste der Bischof.
    Er wartete, bis John einen kleinen Schluck des heißen Ipogras getrunken und einen Hühnchenschenkel verschlungen hatte, ehe er weiterbohrte. »Ihr wolltet etwas sagen, John. Oder vielmehr, Ihr wolltet es nicht sagen. Aber ich will es hören.«
    »Ich mag mich irren, Mylord, aber ich glaube, vor zwei Jahren hätte der König diese Menschen nicht verhungern lassen.Obwohl ich nicht weiß, wie er es hätte verhindern sollen. Aber er ist härter geworden. Das sagt sogar Owen Tudor, der den König aus den Tagen der walisischen Rebellion kennt.«
    Beaufort hob ergeben die Hände. »Es entspricht nicht seiner Natur, aber die Umstände lassen ihm keine Wahl. Nach Agincourt haben wir alle gedacht, der Krieg sei gewonnen. Es war wieder

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