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Die Hueter Der Rose

Die Hueter Der Rose

Titel: Die Hueter Der Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gable
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sie war.
    Sie lehnte sich mit der Schulter an den Baumstamm und zog den linken Stiefel hoch, den sie bei ihrem Sturz um ein Haar verloren hätte. Es blieb nicht aus, dass sie John bei diesem Unterfangen einen kurzen Blick auf ein winziges Stück ihrer Wade gewährte, und er senkte hastig den Kopf und spähte in den Spalt seines Mantels, um zu sehen, was das Kätzchen machte. Es hatte sich auf seiner Hand zurechtgekuschelt, erwiderte seinen Blick starr und ohne zu blinzeln und zitterte nicht mehr.
    »So, jetzt könnt Ihr es mir zurückgeben.«
    Langsam, um seinen kleinen Gast nicht zu erschrecken, zog John die Hand hervor und streckte sie ihr hin. Behutsam nahm sie das Tier und schmiegte es an ihre Wange.
    »Sobald Ihr es loslasst, wird es wieder hinaufklettern«, prophezeite John.
    »Woher wollt Ihr das wissen?«, fragte sie angriffslustig.
    Er hob kurz die Schultern. »Weil Katzen nun einmal so sind. Aber ihr braucht ihm nicht wieder zu folgen. Wenn sie hungrig genug werden, kommen sie auch von allein wieder herunter.Notfalls springen sie. Aber sie brechen sich nie die Knochen. Im Gegensatz zu jungen Damen.«
    Sie lächelte wieder, und John war entzückt von dem warmen Schimmer dieser Augen und den langen, goldenen Wimpern. »John of Waringham«, wiederholte sie versonnen. »Ich dachte, Ihr seid mit dem König in der Normandie.«
    Wieso weiß sie, wer ich bin?, wunderte er sich. »Ich bin gestern Morgen von Rouen aufgebrochen, Madam.«
    »Bringt Ihr dem Bischof Neuigkeiten?«, fragte sie, die Augen plötzlich groß und ängstlich.
    »Ich muss Euch bitten, mir die Antwort zu erlassen.«
    »Aber der König ist wohlauf?«
    Er nickte. »Das ist er.« Gesund und siegreich, wie üblich.
    »Und könnt Ihr mir nicht wenigstens sagen, ob …«
    »Juliana!«, rief plötzlich eine vertraute Stimme. Sie klang tief und warm, aber streng.
    Das Mädchen schnitt eine kleine Grimasse, biss sich schuldbewusst auf die Unterlippe und sank in eine anmutige Reverence.
    John hatte sich umgewandt und verneigte sich tief.
    Wie aus einem Munde sagten sie: »Mylord.«
    Bischof Beaufort legte John einen Moment die beringte Rechte auf den Arm. »Willkommen in England, Waringham.«
    »Danke, Mylord.«
    Mit einem Seufzer, der besagte, dass seine Geduld ungebührlich strapaziert wurde, wandte Beaufort sich an das junge Mädchen. »Ich glaube nicht, dass du hier draußen sein solltest, nicht wahr?«
    »Nein, Mylord.«
    John hätte nie gedacht, dass dieser Wildfang so kleinlaut klingen könnte.
    »Vielmehr solltest du um diese Zeit mit den anderen jungen Damen bei der Bibelstunde sein, richtig?«
    »Ja, Mylord.«
    »Dann darfst du dich jetzt entfernen. Und zwar schleunigst.«
    Das Mädchen knickste hastig, warf John ein verstohlenes Lächeln zu, raffte die Röcke mit der freien Linken zu hoch und lief viel zu schnell für eine Dame zu einem Gebäude an der Ostseite der Mauer.
    John schaute ihr nach. »Wer … ist das?«
    »Niemand von Bedeutung«, entgegnete Beaufort knapp. »Kommt.«
    Er wandte sich ab, ehe John noch etwas sagen konnte, führte ihn zum Hauptgebäude, zwei Treppen hinauf und einen von Fackeln erhellten Korridor entlang.
    John fiel auf, dass der Bischof ein wenig hinkte. »Habt Ihr Euch verletzt, Mylord?«, fragte er.
    Beaufort knurrte missfällig und winkte ab. »Ischias. Er plagt mich immer wieder einmal. Der König hat mir deswegen schon zweimal seinen Leibarzt auf den Hals gehetzt, aber der kann nichts tun. Ich habe dem heiligen Laurentius schon ein Vermögen gezahlt, damit er mich von diesem Übel erlöst, aber auch das nützt nichts.« Er grinste flüchtig. »Es ist eine der vielen Plagen, die ich erdulden muss, John. Und derzeit ist der Ischias schlimmer als der Erzbischof von Canterbury.«
    Er hielt einen Pagen an, der ihnen entgegenkam, und schickte ihn nach heißem Wein und Brot und Fleisch für seinen Gast. Als sie sein Gemach betreten und er die Tür geschlossen hatte, schaute er John erwartungsvoll an. »Also?«
    »Rouen ist vor drei Tagen gefallen, Mylord.«
    Beaufort atmete hörbar auf. »Der Herr sei gepriesen. Jetzt gehört die Normandie uns.«
    John nickte, griff in seinen Mantel und förderte ein schmales Päckchen mit Briefen hervor. »Von Eurem Bruder Exeter, dem Duke of Clarence und dem Earl of Warwick.«
    Beaufort nahm die Schreiben und ließ sie achtlos auf den Tisch fallen. Dann lud er John mit einer Geste ein, Platz zu nehmen. »Und was nun?«, fragte er. »Paris?«
    John ließ sich in einen der gepolsterten

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