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Die Hueter Der Rose

Die Hueter Der Rose

Titel: Die Hueter Der Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gable
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»Warwick sagt, wir brauchen vor dem Frühling weitere hundert Sack Gänsefedern für die Befiederung der Pfeile.«
    »Richtet ihm aus, ich schicke ihm die ersten zwanzig vor Mariä Lichtmess«, antwortete Beaufort betont geschäftsmäßig.
    John nickte und legte die Hand auf den Türriegel. »Gute Nacht, Mylord.«
    »Ihr wollt nicht in die Halle hinunterkommen?«
    »Ich wäre dankbar, wenn Ihr mich entschuldigt. Ich bin seit Sonnenaufgang gestern auf den Beinen.«
    Der Bischof zeigte sein huldvollstes Lächeln. »Ich muss dennoch darauf bestehen, Sir. Ich fühle mich verantwortlich dafür, dass Ihr nach einem langen Winter magerer Rationen vernünftig esst, ehe Ihr Euch zur Ruhe begebt. Ihr wisst vermutlich gar nicht, wie dürr Ihr seid. Außerdem wünsche ich, dass Ihr meinen neuen Steward kennen lernt, er ist Huntingdons Cousin. Ein Mann, den zu kennen Euch einmal nützlich sein könnte.«
    Sieh an, aber eben wolltest du mich noch schlafen schicken, dachte John. Für einen Moment erwog er zu rebellieren. Aber er musste feststellen, dass er tatsächlich zu erledigt war, um heute Abend den berüchtigten Lancaster-Zorn auf sich zu ziehen. Stattdessen drückte er seinen Unwillen mit einer übertriebenen Verbeugung aus. »Ich bin zutiefst dankbar, Mylord«, beteuerte er.
    Beaufort lachte in sich hinein. »Dann geht zu Eurem Quartier. Es ist dasselbe wie immer, und ich bin zuversichtlich, dass Ihr dort alles zu Eurer Bequemlichkeit vorfinden werdet.«
     
    Das war in der Tat so. John fand ein prasselndes Feuer, warmes Wasser und einen livrierten Diener, der ihm aus der Rüstung half, ihn rasierte und die schlimmsten Flecken aus seinen zerschlissenen Kleidern bürstete.
    Als John zwei Stunden später vom Essen in der Halle zurückkehrte, stand ein verschlossenes Weidenkörbchen auf seinemBett, wie die Bauersfrauen in Waringham es zur Aufbewahrung ihrer Näharbeiten benutzten. Neugierig hob John den Deckel an und fuhr zurück, als ein Fauchen erklang und eine kleine Samtpfote mit äußerst scharfen Krallen in sein Handgelenk geschlagen wurde.
    »Was zum Henker …«, knurrte er.
    Das schwarze Katzenjunge hockte in dem Korb und schaute ihn argwöhnisch an, die kleinen Ohren verwegen und gleichzeitig putzig nach außen gerichtet. John musste unwillkürlich lächeln. Neben dem kleinen Körper lag ein zusammengefalteter Papierbogen. Vorsichtig, mit spitzen Fingern, fischte John ihn heraus.
    Der ehrwürdige Bischof schickt mich noch heute Abend zurück nach Havering, stand dort in einer rundlichen, energischen Handschrift. Dort werde ich unglücklich sein, denn das bin ich dort immer, und nur Ihr seid schuld, dass ich wieder ins Kloster muss. Da Ihr aber gesagt habt, Ihr wollet mir zu Diensten sein, John of Waringham, bitte ich Euch, Euch meines kleinen Freundes anzunehmen. Ich habe ihn aus den Händen des Stallmeisters errettet, der ihn ersäufen wollte. Wenn ich ihn zurücklasse, wird genau das sein Schicksal sein. Also seid so gut und nehmt ihn mit. Sein Name ist Henry. Ich habe ihn nach dem ehrwürdigen Bischof benannt, weil sein Fell so schwarz ist wie dessen Haar und weil er genauso grantig ist. Lebt wohl, und Gott schütze Euch. Juliana of Wolvesey
    »Also, das hat mir so gerade noch gefehlt«, murmelte John seufzend, packte den kleinen Kater im Nacken und setzte ihn auf sein Knie. Die Krallen bohrten sich in seine Haut, bis der flauschige Tollpatsch sein Gleichgewicht gefunden hatte, sich niederlegte und zu schnurren begann. John strich ihm mit einem Finger über den Rücken. »Havering«, sagte er versonnen. »Vielleicht sollte ich bei nächster Gelegenheit einmal meine fromme Schwester Isabella besuchen …«

Waringham, Januar 1419
    R aymond, wenn du anfängst, deine Jährlinge zu verkaufen, bestiehlst du dich selbst«, sagte Edward Fitzroy, der Steward, beschwörend, und es klang, als sage er es nicht zum ersten Mal.
    »Ich weiß, Ed«, antwortete Raymond ratlos. »Ehrlich, du darfst nicht denken, dass mir das nicht klar ist. Das Problem ist nur, es gibt keine andere Möglichkeit. Das Geld muss her.«
    »Ich lasse das nicht zu«, verkündete der Stallmeister mit unterdrückter Heftigkeit. »Wenn wir die Jährlinge verkaufen, leidet der Ruf der Zucht. Ohne mich, Raymond.«
    John betrat den Raum über der Halle, wo die drei Männer am Fenster zusammenstanden und debattierten. »Ed, Conrad.« Und seinen Bruder begrüßte er mit den Worten: »Du hattest Recht. Rouen ist vor dem Zwanzigsten gefallen. Am Achtzehnten, um

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