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Die Hueter Der Rose

Die Hueter Der Rose

Titel: Die Hueter Der Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gable
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für seinen Mangel an Aufmerksamkeit. »Kann ich … Euch eine Frage stellen, Mylord?«
    »Natürlich.«
    »Dieses Mädchen vorhin im Hof …«
    Beaufort machte eine abwehrende Geste. »Ja, ich weiß, sie ist hinreißend. Trotzdem wünsche ich, dass Ihr sie auf der Stelle wieder vergesst.«
    »Aber wer ist sie?«
    »Niemand.«
    Die Antwort ärgerte John. »›Kein Mensch ist ein Niemand‹, pflegte mein Vater zu sagen.«
    »Tja, das sieht ihm ähnlich. Weiser Robin. Möge er in Frieden ruhen.« Beaufort lächelte wehmütig. »Mein Vater nannte ihn ›Lancasters wandelndes Gewissen‹, wusstet Ihr das?«
    John nickte. »Das habe ich schon unzählige Male gehört. Und Ihr weicht mir aus.«
    Der Bischof nickte ungerührt. »Das ist mein Privileg.«
    »Was ist so schlimm daran, dass ich wissen will, wer ihr Vater ist?«
    Beaufort verdrehte die Augen. »Du meine Güte, John, manchmal seid Ihr wirklich schwerfällig wie ein Ochse. Wozu wollt Ihr das wissen?«
    »Keine Ahnung.« Der junge Ritter hob mit einem verlegenen Lächeln die Schultern. »Vielleicht, um ihn um ihre Hand zu bitten.«
    »Die Antwort ist nein.«
    »Bei allem gebotenen Respekt, Mylord, aber ich glaube nicht, dass ich dies mit irgendjemandem als dem Vater des Mädchens erörtern muss!«
    Beaufort verzog einen Mundwinkel und nickte seufzend. »Das tut Ihr.«
    »Was soll das heißen? Ich meine, woher nehmt Ihr das Recht …« John verstummte jäh. Er legte die Hände auf die Kniekacheln und blickte einen Moment darauf hinab. »Verstehe.«
    Beaufort nahm einen kräftigen Zug aus seinem Becher. »Ich hoffe, Ihr langweilt mich nicht mit einer Predigt.«
    John sah verblüfft auf. Er hätte nie geglaubt, den Bischof einmal verlegen zu sehen. Mit einem kleinen, boshaften Grinsen entgegnete er: »Woher denn, Mylord. Schließlich seid Ihr der Bischof, nicht ich.«
    Beaufort nahm die Unterlippe zwischen die Zähne und gluckste vergnügt. »Sehr treffsicher platziert, Eure Spitze. Wie üblich.« Die schwarzen Augen funkelten. »Wenn Ihr ihre Mutter kennen würdet, wäret Ihr nicht so streng. Sie ist jede Sünde wert.«
    Und wer ist ihre Mutter?, hätte John gerne gefragt. Aber er wusste, dass Beaufort diese Frage übel genommen und niemals beantwortet hätte.
    Nach einem längeren Schweigen bekannte der Bischof schließlich unwillig: »Juliana … ist die Freude meines Herzens. Eine Freude, die einem Gottesmann nicht zusteht, werdet Ihr denken, aber ich kann nicht ändern, was ich empfinde. Doch oft bin ich in Sorge um sie. Sie ist zu eigenwillig für ein Mädchen. Viel zu wild. So ganz anders als ihre Schwester …«
    John biss die Zähne zusammen, damit sein Gesicht ausdruckslos blieb und keine Überraschung verriet, aber Beaufort durchschaute ihn mühelos.
    »Ah. Nun seid Ihr wahrlich schockiert. Ich vergesse manchmal, was für ein Grünschnabel Ihr noch seid, John. Wie ahnungslos.«
    John nickte. Es stimmte. Er hatte nie Gelegenheit gehabt, etwas über die Welt, über Männer und Frauen zu lernen. Dafür wusste er alles über den Krieg.
    »Wie sagt man so schön?«, fuhr Beaufort fort. »Ich bin mehr als einmal gestrauchelt.« Das Lächeln wurde süffisant. »Ich kann nichts dafür, wisst Ihr. Ich bin eben letztlich auch nur meines Vaters Sohn …«
    »Hm«, brummte John abwesend. Dann lehnte er sich zurück und sah dem Bischof ins Gesicht. »Wie alt ist sie?«
    »Das braucht Euch nicht zu kümmern.«
    »Nein. Ich bin nur neugierig.«
    »Dreizehn.«
    Also heiratsfähig, fuhr es John durch den Kopf, aber er sprach es nicht aus. Er hatte kein Interesse, den Bischof weiter zu verstimmen. Es war ja nicht so, als hätte er irgendwelche ernsthaften Absichten auf dieses Mädchen …
    Beaufort vollführte eine unbestimmte Geste. »Juliana sollte in ein Kloster eintreten. Es wäre die beste Lösung. Aber es ging nicht. Ich habe es versucht. Es war eine Katastrophe.«
    »Das glaube ich unbesehen.«
    Beaufort schaute kurz auf und nickte. »Also wird sie irgendeinen unbedeutenden, armen Ritter heiraten, der nicht wählerisch sein kann und auf die Mitgift angewiesen ist.«
    John konnte doch nicht widerstehen. »Also mich, zum Beispiel.«
    Beaufort bedachte ihn mit einem Kopfschütteln. »Ich werde dafür sorgen, dass Ihr sie nicht wiederseht.«
    Der Gedanke war John eigentümlich schmerzlich.
    Der Bischof erhob sich, um ihm anzuzeigen, dass ihre Unterredung beendet war.
    John stand ebenfalls auf und tippte im Vorbeigehen auf einen der ungelesenen Briefe auf dem Tisch.

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