Die Hueter Der Rose
Höflichkeit zu zeigen, mich nach meiner Meinung zu fragen. Um dem König angeblich neue Waffen zu bringen. Aber eine Woche später hatte dein kleines Flittchen ein neues Seidenkleid. In Waringham lachen die Hühner über die Küchenmagd, die sich hier als Burgherrin aufspielt. Tu, was du willst, Raymond, mach dich zum Gespött, das kümmert mich nicht. Aber nicht auf meine Kosten.«
Die kleine Maud in einem Seidenkleid?, fragte John sich verwundert. Das war in der Tat eine etwas merkwürdige Vorstellung.
»Halt deine Nase aus meinen Privatangelegenheiten«, gab Raymond zurück. Es klang aufgebracht. »Alle Welt verkauft derzeit Edelsteine – dein kostbarer Rubin hat keine zehn Pfund eingebracht. Ich wette, es hat meinen Vater weit mehr gekostet, deine Mutter und dich hier jahrelang durchzufüttern!«
Conrad stand stockstill und sagte kein Wort.
Schließlich schnalzte Raymond mit der Zunge und hob begütigend eine Hand. »Entschuldige. Das wollte ich nicht sagen. Es war scheußlich.«
Conrad wandte sich ab. »Fahr zur Hölle …«, hörten sie ihn murmeln, dann schlug die Tür krachend zu.
»Großartig, Raymond«, lobte Fitzroy. »Wirklich ganze Arbeit.«
Seufzend ließ Raymond sich auf einen Sessel John gegenüber sinken und raufte sich die Haare. »So ein Mist …«
»Wie viel Geld brauchst du denn eigentlich?«, fragte John zaghaft.
Sein Bruder vollführte eine vage Geste. »Achtzig, hundert Pfund. Etwas in der Art.«
John dachte nach. Schließlich schlug er vor: »Leih es doch. Nach der Auktion im April kannst du’s zurückzahlen.«
»Und von wem? Hast du so viel?«
John konnte sich ein verblüfftes Lachen nicht verbeißen. »Wenn ich achtzig Pfund hätte, Raymond, glaubst du, ich würde ein Bettelritterdasein ohne Knappen führen? Bei mir geht jeder Penny für Waffen und Ausrüstung drauf, und von meinem Beuteanteil habe ich bislang noch nichts gesehen. Nein, Bruder, tut mir Leid. Ich muss passen. Aber was ist mit unserem Bankier in London?«
Raymond schüttelte den Kopf. »Der gibt mir vor der Auktion nichts mehr.«
»Oh, bei allen Heiligen, Raymond, was hast du getrieben?«
Sein Bruder hob hilflos die Schultern. »Es ist, wie es ist.«
John dachte nach. Ihr ältester Bruder Edward, der Earl of Burton, war ein wohlhabender Mann. Aber er war in der Normandie. Bei Mortimer war nichts zu holen, denn er besaß nurein winziges Lehen und hatte eine Schar Töchter, für deren Mitgift er eisern sparen musste. Obendrein war auch er in der Normandie. Ihre älteste Schwester Anne, die oben in Fernbrook unweit von Burton ebenfalls Pferde züchtete, war eine Fremde. John hatte sie nur einmal im Leben gesehen, als sein Vater ihn zur Beerdigung ihres Mannes mit nach Lancashire genommen hatte. John war sieben Jahre alt gewesen und entsann sich an nichts als nur die große Trauer seines Vaters, die ihn mit Schrecken erfüllt hatte. Selbst Raymond verband nicht viel mit Anne, und er schüttelte nur den Kopf, als John ihren Namen erwähnte.
Dann endlich kam John ein brauchbarer Einfall. »Bischof Beaufort!«
Raymond hob den Kopf. »Glaubst du, er würde … Oh, ich weiß nicht, John. Das ist mir unangenehm.«
John musste grinsen. »Auf einmal so schamhaft? Sei unbesorgt. Er verleiht gerne Geld.«
»Gegen horrende Zinsen vermutlich«, warf Fitzroy angewidert ein. »Ein Schande für einen Bischof, wenn ihr mich fragt.«
»Vor allem für einen Bischof, der beinah Papst geworden wäre«, stimmte Raymond mit feierlicher Miene zu, aber die blauen Augen funkelten. Er wusste, sie hatten den Ausweg gefunden. Er bat John: »Würdest du ihn in meinem Namen aufsuchen? Er hält so große Stücke auf dich und …«
»Oh nein, das machst du schön selbst. Es ist deine finanzielle Krise, nicht meine. Außerdem wäre es gar nicht gut, wenn ich plötzlich schon wieder bei ihm aufkreuze.«
»Ach, hör doch auf. Schlachtet er vielleicht nicht jedes Mal ein gemästetes Kalb, wenn du kommst?«
John grinste. »Ich bin doch nicht sein verlorener Sohn …«
»Aber so liebt er dich. Weit mehr als seine Töchter, das steht mal fest.«
John hob den Kopf. »Was weißt du über seine Töchter?«
Raymond winkte ab. »Nichts. Aber er hat mindestens zwei. Die erste hat ihm die schöne Lady Alice Fitzalan geschenkt, fürdie ich auch einmal entflammt war, leider ohne alle Aussicht auf Erfolg, denn sie hatte ja nur Augen für den schwarzäugigen Bischof mit der hübschen Lancaster-Visage. Sie war übrigens die Schwester des Earl of
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