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Die Hueter Der Rose

Die Hueter Der Rose

Titel: Die Hueter Der Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gable
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ich hingegen nicht wusste, war, dass Ihr Wunder vollbringen könnt.«
    Der Bischof schloss die Tür und schüttelte den Kopf. »Daran arbeite ich noch.«
    »Ich bin überzeugt, ich verdanke es Euch, dass ich hier bin, wo immer das sein mag.«
    »Nur indirekt.«
    »Welcher Tag ist heute?«
    »Der sechsundzwanzigste März im Jahre des Herrn eintausendvierhundertundneunzehn.«
    »Nicht einmal zwei Monate …«, murmelte John.
    »Ich nehme an, Euch kommt es vor wie zwei Jahre, nicht wahr? So ist es immer, versicherten mir verschiedene Männer, die es wissen müssen.« Beaufort trat näher, setzte sich in den bequemen Sessel am Tisch, schlug die langen Beine übereinander und fuhr im Plauderton fort: »Ich verfüge diesbezüglich über keine einschlägigen Erfahrungen. Nicht wirklich jedenfalls. Mein Vater hat mich einmal zwei Wochen lang eingesperrt. Im Weinkeller im Haus meiner Mutter in Leicester. Aber er hat vorher alle Ratten hinausjagen lassen und mir eine Decke, eine Kerze und eine Bibel zugestanden.«
    John starrte ihn ungläubig an. Dieses Kapitel aus der bewegtenLancaster-Familiengeschichte kannte er noch nicht. »Warum hat er Euch eingesperrt?«
    »Weil ich mich geweigert hatte, die kirchliche Laufbahn einzuschlagen. Ich muss ungefähr … acht oder neun gewesen sein. Es war jedenfalls kurz nach der großen Bauernrevolte, und meine Eltern waren noch nicht verheiratet.«
    »Das war ziemlich grausam von ihm.«
    Der Bischof wiegte den Kopf hin und her und dachte einen Moment nach. »Nein. Eigentlich nicht. Er war vielleicht manchmal hart, aber niemals grausam. Jeden Morgen kam er herunter in den Weinkeller, trank einen Becher Burgunder – den er mir natürlich strikt verboten hatte –, legte mir seine Gründe dar, warum er wollte, dass ich Priester werde, und fragte, ob ich meine Meinung geändert habe.«
    »Und Ihr habt ihn vierzehn Mal gehen lassen?« Tapfer für einen kleinen Bengel, fand John.
    Beaufort grinste flüchtig. »Am vierzehnten Morgen eröffnete er mir, dass er Leicester am folgenden Tag verlassen müsse, um an die schottische Grenze zurückzukehren. Auf unbestimmte Zeit. Er hat nicht ausdrücklich gesagt, dass ich bis zu seiner Wiederkehr im Weinkeller bleiben müsse, aber die Drohung stand im Raum. Da bin ich mürbe geworden.«
    »Und zürnt Ihr ihm heute noch manchmal, dass er Euch gezwungen hat?«, fragte John neugierig.
    Der Bischof schüttelte den Kopf. »Als er mich kurz darauf nach Aachen zum Studium schickte, wusste ich, dass ich dort war, wohin ich gehörte. Natürlich gibt es Dinge, auf die zu verzichten mir schwer fällt.« Er gab sich keinerlei Mühe, ein mokantes Lächeln zu unterdrücken. »Aber mein Vater hatte Recht.«
    John setzte sich ihm gegenüber auf den Schemel und sann über diese Geschichte nach. Wie zweifellos beabsichtigt, hatte der Bischof alle Befangenheit zwischen ihnen vertrieben, indem er ihm etwas so Persönliches anvertraute. John war ihm dankbar und kam zum ersten Mal auf den Gedanken, dass Beaufort nicht aufgrund seiner Stellung – seines Lancaster-Blutes – derwichtigste Diplomat Englands war, sondern wegen seiner großen Begabung und seiner Klugheit. Vermutlich hatte der alte Duke of Lancaster tatsächlich Recht gehabt, überlegte er.
    Er schenkte Wein aus dem Krug in einen Becher und reichte ihn Beaufort.
    Der schüttelte den Kopf. »Niemals während der Fastenzeit«, erklärte er. »Aber Euch erteile ich Dispens. Trinkt. Ihr seid blass und mager. Ihr müsst alles tun, um möglichst schnell wieder zu Kräften zu kommen.«
    »Oh, keine Bange.« John nahm einen tiefen Zug. Es war ein würziger, blumiger Rotwein, der wie Honig die Kehle hinabrann. Er seufzte zufrieden und stellte den Becher auf den Tisch. »Ich bin bei Kräften.«
    »Wenn Ihr glaubt, dass Euch das Brot bekommen ist, schicke ich nach Fleisch und so weiter.«
    John hob abwehrend die bandagierte Rechte. »Vielleicht später. Wo ist der König?«
    »In Mantes.«
    »Es ist also gefallen.«
    »Natürlich«, antwortete Beaufort achselzuckend, als sei das eine Selbstverständlichkeit.
    »Wisst Ihr, ob Tudor heil zurückgekehrt ist?«
    »Ja. Unverrichteter Dinge allerdings, Burgund ist derzeit nicht gewillt, ein neues Bündnis mit Harry einzugehen, ganz gleich unter welchen Vorzeichen. Er behauptet, er wolle Neutralität wahren, aber wir wissen, dass er mit dem Dauphin verhandelt. Owen Tudor hat im Übrigen Blut und Wasser geschwitzt, bis feststand, dass wir Euch zurückholen konnten. Er hat sich

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