Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Hueter Der Rose

Die Hueter Der Rose

Titel: Die Hueter Der Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gable
Vom Netzwerk:
helfen, wenn ich kann. Und ich habe auch eine Salbe, die du ihm mitnehmen kannst. Falls du vor morgen früh nach Hause gehst.«
    Er seufzte. »Das sollte ich wohl. Diese Brandwunden sehen übel aus. Je eher ich ihm deine Salbe bringe, desto besser. Aber nicht jetzt gleich«, fügte er mit einem Lächeln hinzu. Es war ein unbekümmertes, geradezu verwegenes Lächeln. Es machte Liz immer schwach, und sie wusste, es gab ungezählte andere, denen es ebenso erging. Das konnte nur daran liegen, dass dieses Lächeln ihr vorgaukelte, sie sei das Einzige, was für ihn zählte. Und in diesem Moment war es auch so. Raymond of Waringham gehörte zu den wenigen Glücklichen, die nur für den Augenblick leben konnten.
     
    Er lag in dem brennenden Stall unter dem herabgestürzten Dachbalken eingezwängt und konnte sich nicht rühren. Und weil er sich nicht rühren konnte, war er dazu verurteilt, Troilus brennen zu sehen. Erst stand die schwarze Mähne in Flammen, dann der Schweif, sodass Troilus wie ein feuriges Ross aus dem Märchen aussah, dann plötzlich war er ganz in Feuer gehüllt. Und während es Troilus verzehrte, nagte es auch an John. An seiner Brust. Es fraß ihn auf. Das ist nur gerecht, dachte er ohne Mitleid für sich selbst. Ich habe ihn im Stich gelassen, also warum soll es mir besser ergehen als ihm? Aber das Brennen wurde schlimmer, das Feuer rückte immer näher, drohte auch ihn einzuhüllen, und er schrie.
    Sein eigener Schrei weckte ihn, und er riss entsetzt die Augen auf. Er war sicher, sich mitten im Feuer zu finden, doch stattdessen saß er halb aufgerichtet in seinem Bett, die helle Morgensonne flutete zum Fenster herein, und sein großer Bruder Raymond hielt ihn von hinten an den Oberarmen gepackt, sodass er sich nicht rühren konnte, während Liz Wheeler ihm die Brust bandagierte.
    »Es tut mir Leid, Sir John«, sagte sie, und es klang ehrlich zerknirscht.
    John keuchte, aus irgendeinem Grund war er außer Atem. Er warf einen gehetzten Blick über die Schulter. »Lass mich los.«
    Raymond gab seine Arme frei und stand von der Bettkante auf. »Du hast gebrüllt wie ein Stier, John. Und bist auch stark wie ein Stier. Ich konnte dich kaum halten.«
    »Das muss daran liegen, dass du nie etwas anderes als Bierkrüge stemmst und deine Ringkämpfe nur im Bett stattfinden«, murmelte John und ließ sich erschöpft zurücksinken. Der Schmerz auf der Brust war immer noch scharf, und ihn schwindelte.
    Raymond lächelte mit einem Kopfschütteln auf ihn hinab. »Sei froh, dass du krank bist, Bruderherz.«
    »Ja. Überglücklich.« Der Junge schloss die Augen und drehte den Kopf weg.
    »Lass ihn zufrieden«, hörte er Liz sagen. Leise, aber sehr streng. Im nächsten Moment lag ihre kühle Hand auf seiner Stirn. Er rührte sich nicht. Es war ein himmlisches Gefühl.
    »Süßer Jesus …«, stieß Liz gedämpft hervor. Es klang erschrocken. »Dagegen müssen wir sofort etwas tun. Er braucht Wasserhanftee. Und warum hat er keine Wadenwickel?«
    »Wadenwickel?«, wiederholte Raymond verständnislos.
    »Was habt ihr dem Quacksalber aus Canterbury bezahlt, he?«, fragte sie bitter. »Schick nach Wasser und Tüchern. Mit kalten Wickeln senkt man Fieber. Das weiß jede Mutter! Verflucht, was lernen diese Doktoren eigentlich auf ihren Universitäten?«
    »Ich geh ja schon«, murmelte Raymond kleinlaut.
    John wartete, bis die Tür sich geschlossen hatte. Dann öffnete er die Augen und betrachtete Liz. »Wie zahm er bei dir ist.«
    Sie lächelte ihm verschwörerisch zu. »Versucht, noch ein wenig zu schlafen. Und wenn Ihr das nächste Mal aufwacht, fühlt Ihr Euch vielleicht schon besser. Meine Salbe und mein Tee werden Euch helfen, Ihr werdet sehen.«
    »Danke.« Schon von ihrer Stimme fühlte er sich besser. »Liz …«
    »Ja?«
    »Würdest du mir einen Gefallen tun?«
    »Natürlich. Was?«
    Er zögerte. Er kannte sie nicht gut, und es war etwas sehr Persönliches, worum er sie bitten wollte. Aber ihre Hand auf seiner Stirn hatte ihm so ein wundervolles, tröstliches Gefühl gegeben, darum fasste er Vertrauen und gab sich einen Ruck. »Wenn du das nächste Mal Salbe auf meine Brust streichst oder sonst irgendetwas tun musst, das … du weißt schon. Weck mich vorher. Und sorg dafür, dass keiner meiner Brüder dabei ist.«
    Sie sah ihn erstaunt an, und mit einem Mal verstand sie viele Dinge über John. »Ihr habt mein Wort«, versprach sie ernst.
    Er nickte erschöpft, und die vom Fieber glasigen Augen fielen langsam wieder

Weitere Kostenlose Bücher