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Die Hueter Der Rose

Die Hueter Der Rose

Titel: Die Hueter Der Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gable
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entdeckten den Neuankömmling als Erste.
    »John!«, riefen beide aus und sprangen auf, aber Juliana machte das Rennen. Mit dem so typischen Mangel an damenhafter Zurückhaltung fiel sie ihm jubelnd um den Hals.
    John presste sie an sich und küsste sie schamlos auf den Mund – ihm war gleich, wer es sah. Mehr als ein Jahr war er von seiner Frau getrennt gewesen.
    Schließlich lösten ihre Lippen sich voneinander, langsam, beinah unwillig, so schien es. Juliana verschränkte die Hände in Johns Nacken und schaute zu ihm hoch. »Geht es dir gut?«
    Er nickte. »Dir? Und Kate?«
    »Prächtig. Vor allem jetzt, da du gekommen bist.« Ihre Augen strahlten vor Freude, und John wurde innerlich ganz warm von diesem Blick. Er hatte gelegentlich den Verdacht, dass er die Liebe dieser Frau überhaupt nicht verdiente, aber sie war ohne Zweifel das Beste in seinem Leben.
    Er ließ Juliana los, um die anderen zu begrüßen.
    Tudor drosch ihm auf die Schulter. »Einen Tag zu spät, aber trotzdem eine großartige Weihnachtsüberraschung. Willkommen in Waltham, John.« Er hatte sich einen kurzen Bart stehen lassen – wahrscheinlich um der englischen Mode seine Geringschätzung zu bekunden – und trug ein dunkles Surkot, das bis zu den Knien reichte und ebenfalls gründlich überholt war. Owen Tudor wirkte mit einem Mal wie ein Landjunker: gesund, zufrieden und eine Spur behäbig.
    Die Königin saß in einem schlichten, lindgrünen Kleid in dem Sessel, der dem Feuer am nächsten stand. John verneigte sich mit der Hand auf der Brust. »Madame …« Schöner denn je , fuhr es ihm durch den Kopf.
    »Willkommen, Jean.«
    »Ich hoffe, Ihr seid wohl, Madame?« Er konnte einfach nicht anders als höflich distanziert mit ihr sprechen.
    Sie war daran gewöhnt und nahm es ihm nicht mehr übel. »Danke. Wir haben einen Sohn. Edmund. Er ist schon acht Monate alt, stellt Euch das vor. Aber sagt mir, wie geht es dem König?«
    Auf ihre Geste hin nahm John ihr gegenüber Platz undnickte den beiden französischen Damen und dem jungen Waliser grüßend zu, die den Haushalt vervollständigten. Er zog Juliana auf den Schemel an seiner Seite, und auch Tudor und die junge Margaret Beauchamp setzten sich.
    »Er ist bei guter Gesundheit, Madame«, berichtete John der Königin. »Während der schwülen Wochen im Spätsommer hatte er ein Fieber; sein Vater und seine Beaufort-Cousins litten als Knaben ja auch an solchen Anfällen. Aber er hat es gut überstanden. Er wächst und entwickelt sich großartig. Es ist … eine Freude, ihm dabei zuzusehen. Aber er fühlt sich unwohl in Frankreich und sehnt sich danach, heimzukehren.«
    Katherines Miene war bekümmert. »Er fühlt sich unwohl in Frankreich …«, wiederholte sie.
    John nickte. »Das ist kein Wunder. Wir müssen ihn strikt abschirmen, weil wir nur so seine Sicherheit gewährleisten können. Er fühlt sich eingesperrt und gleichzeitig belagert auf der Burg in Rouen.«
    »Ist er einsam?«, fragte sie.
    John fing Tudors Blick auf, der zu drohen schien: Wenn du ›ja‹ sagst, schlag ich dir die Zähne ein … Aber die Warnung wäre gar nicht nötig gewesen. »Wie könnte er einsam sein?«, entgegnete er. »Henry ist von vertrauten Menschen umgeben. Nicht umsonst ist ja mehr als sein halber Hof mit nach Frankreich gereist.«
    »Aber wem außer Euch steht er schon wirklich nahe?«, wandte Katherine besorgt ein.
    »Edmund Beaufort, Richard of York, dem Earl of Salisbury …«, begann John aufzuzählen, doch sie fiel ihm ins Wort: »Die alle im Feld stehen und nicht an seiner Seite sein können.«
    Er schüttelte den Kopf. »Die Zeit der Winterfeldzüge ist vorüber. Niemand hat es mehr eilig in diesem Krieg. Seid beruhigt. Henry befindet sich in den denkbar besten Händen und hat genügend Gesellschaft.«
    Sie schien ein wenig getröstet, und John war froh, dass er ihr nicht die ganze Wahrheit gesagt hatte. In Wirklichkeit nämlichverdüsterte die Trauer des Duke of Bedford, der vor gut einem Monat verwitwet war, die Stimmung auf der Burg in Rouen. John erinnerte sich gut, dass alle Engländer in Harrys Gefolge Bedford damals bedauert hatten, als er die Schwester des Herzogs von Burgund heirateten musste: Sie war so fürchterlich hässlich, dass die einhellige Meinung besagte, der König verlange von seinem Bruder ein gar zu großes Opfer zum Wohle Englands. Doch jetzt war Bedford untröstlich. Mit einer unangenehmen Mischung aus Erleichterung und Gewissensbissen war John aus Rouen abgereist.
    Eine Magd

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