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Die Hueter Der Rose

Die Hueter Der Rose

Titel: Die Hueter Der Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gable
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armen Schwestern, die bei ihr wachen müssen, sind nicht zu beneiden«, bemerkte die Königin.
    »Schwestern?« John warf ihr einen ungläubigen Blick zu. »Sie wird nicht von Nonnen bewacht, Madame. Die würden kaum mit ihr fertig. Drei von Warwicks Bogenschützen haben das zweifelhafte Vergnügen.«
    »Mein Onkel lässt sie allein mit seinen Bogenschützen?«, fragte die junge Margaret Beauchamp fassungslos.
    Die Frauen am Tisch wechselten besorgte Blicke.
    »Es ist kein Wunder, dass sie ihre Männerkleider nicht hergeben will. Ein Paar Hosen sind gewiss ein unzureichender Schutz gegen Warwicks Halunken, aber besser als ein Rock«, behauptete Juliana.
    »Es ist höchst unangemessen, so etwas zu sagen«, belehrte John sie. »Ich bin überzeugt, Warwicks Männern könnte kein Gedanke ferner liegen.«
    »Ich fürchte, mit Denken hat es eher wenig zu tun …«, warf sie ein.
    »Sie ist eine Hexe und eine Verrückte. Obendrein ist sie ein Feind und hat zahllose Engländer auf dem Gewissen. Die Wachen sind zu bemitleiden, nicht sie! Und wenn sie so großen Wert auf ihre angebliche Jungfräulichkeit legt, wie passt das dann mit der Tatsache zusammen, dass sie monatelang als einzige Frau unter Soldaten kampiert hat?«
    »Ich glaube, du wirfst hier ein paar Dinge durcheinander, John …«, begann Juliana aufgebracht.
    »Vater, Vater, du bist wieder da!« Eine Schneekugel mit Armen und Beinen kam in die Halle.
    Lachend hob John sie auf seinen Schoß. »Kate!«
    Behutsam legte er die Arme um sie und fuhr mit den Lippen über ihre Stirn. Ihre Haut war kalt und gerötet, aber ihr Körper strahlte eine herrliche Wärme ab, und sie duftete nach Milch und Schnee. Mit geschlossenen Augen atmete John tief durch. Für die Dauer eines Herzschlages musste er an Jeanne von Domrémys Vater denken. Hatte er seine Tochter auch so vergöttert und auf seinem Knie gewiegt, als sie klein war? Und falls er noch lebte, wie mochte es heute in ihm aussehen? Ob er wusste, dass sie tagein, tagaus mit drei ungehobelten Gesellen in einem Verlies eingesperrt war …
    Er legte eine schützende Hand auf Kates weiche Locken und tauschte über ihren Scheitel hinweg einen Blick mit seiner Frau. Juliana nickte, als wolle sie sagen: Da siehst du’s .
    »Nun, ich bin überzeugt, der Earl of Warwick wird dafür sorgen, dass alles mit Anstand und Würde vonstatten geht«, bekundete Katherine und machte eine wedelnde Handbewegung, als wolle sie das ganze Thema verscheuchen. »Schließlich ist er ein Mann, dessen Moral über jeden Zweifel erhaben ist. Und Kardinal Beaufort ist auch dort.«
    Aber John schüttelte den Kopf. »Wir sind zusammen vonCalais nach Dover übergesetzt, Madame. Der Kardinal wollte Weihnachten in Canterbury verbringen, und Anfang des Jahres will er am Parlament teilnehmen. Er hat den Vorsitz in Henrys französischem Kronrat inne. Und da er den Krieg gegen den Dauphin schlecht gänzlich aus der eigenen Schatulle bezahlen kann, muss er den Lords und den Commons hier neue Steuern abschwatzen. Denn wenn wir dem Herzog von Burgund weiterhin versprochene Zahlungen für den Sold seiner Soldaten schuldig bleiben, dann … weiß ich nicht, was er tut.«
    »Der Herzog von Burgund wird sich niemals mit meinem Bruder gegen uns verbünden, Jean«, entgegnete die Königin. »Er hat dem Dauphin den Mord an seinem Vater nie verziehen.«
    »Nein«, stimmte Tudor zu. »Aber er wird sich auf Dauer nicht auf einen Krieg einlassen, der seine Finanzen und damit seine Machtposition zerrüttet. Und seine Schwester war das stärkste Bindeglied zwischen ihm und Bedford. Es ist mehr als nur eine persönliche Tragödie, dass sie gestorben ist.«
    Juliana winkte unbekümmert ab. »Mein Vater wird schon dafür sorgen, dass Burgund uns treu bleibt. Philipp frisst ihm seit jeher aus der Hand.«
    »Dein Vertrauen ehrt mich, Juliana«, sagte plötzlich eine vertraute, tiefe Stimme von der Tür. »Aber ich habe Mühe, deine Zuversicht zu teilen.«
    Sie fuhren herum.
    Der Kardinal stand in seinen eleganten Seidengewändern auf der Schwelle, den purpurnen Hut verwegen in den Nacken geschoben. Auf dem Arm hielt er ein strampelndes, blond gelocktes Kleinkind. »Seht nur, was ich gefunden habe, Ladys und Gentlemen. Dieser junge Mann hat mich ganz allein an der Tür empfangen. Und wenngleich er noch nicht sprechen kann, hat er doch eine ganze Reihe von Fragen beantwortet, die mich seit mehr als einem Jahr beschäftigen …«
    Alle starrten ihn an wie vom Donner gerührt.
    Tudor

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