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Die Hueter Der Rose

Die Hueter Der Rose

Titel: Die Hueter Der Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gable
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stand er schließlich über ihr, mit weichen Knien, die Hände links und rechts neben ihrem Kopf an die Wand gestützt, und fuhr mit den Lippen über die weiche Haut ihres Halsansatzes. Sie war feucht und schmeckte salzig.
    »Das hätten wir nicht tun dürfen«, murmelte er seufzend.
    Juliana gluckste. »Wie scheinheilig du bist, John of Waringham.«
    »Ich mach mir Sorgen um dich, das ist alles.«
    Sie vergrub die Finger in den kurzen, schwarzen Locken inseinem Nacken. »Ich hingegen werde erst anfangen, mir Sorgen zu machen, wenn es mir nicht mehr gelingt, deine Entschlossenheit ins Wanken zu bringen.«
    Sie war sehr erfinderisch darin. Heute Abend etwa hatte alles damit begonnen, dass sie Eileen schickte, ihr eine Schüssel warmes Wasser zu bringen. Dann hatte sie gemächlich die Kleider abgelegt, scheinbar vollkommen selbstvergessen, so als wäre sie allein, und sich mit einem weichen Tuch von Kopf bis Fuß gewaschen. John hatte sie aus dem Augenwinkel beobachtet, bis ein Stechen in den Schläfen ihn warnte, dass die Augen der Menschen im Gegensatz zu denen der Pferde nicht dazu geschaffen waren, in einem fort zur Seite zu schauen.
    »Da.« Sie zog ihn am Ohr. »Jetzt hast du ein schlechtes Gewissen. Weil du dich hast rumkriegen lassen oder weil du es immer mir überlässt, dich zu verführen, statt umgekehrt, wie es sein sollte?«
    Verlegen löste er sich von ihr. »Keine Ahnung. Beides, schätze ich.«
    Juliana glitt von der Truhe. »Oder weil du Trost in den Armen einer französischen Hure gesucht hast?«
    »Nein.«
    »Nein, du hast kein schlechtes Gewissen deswegen? Oder nein, du bist bei keiner Hure gewesen?«
    »Was soll das werden, Juliana? Ein Verhör?«
    In Calais und Rouen wimmelte es nur so von käuflichen Mädchen, denn beide Städte waren voller englischer Soldaten. Und auch wenn John immer noch kein reicher Mann war, hätte er sich heute doch etwas Besseres leisten können als die billigen, hässlichen Huren von einst. Aber es war ihm nie besonders schwer gefallen, abzulehnen, wenn Edmund Beaufort ihn mit in eines der übel beleumundeten Etablissements schleppen wollte. »Ich brauchte keinen Trost. Jedenfalls nicht von der Sorte. Wir wollen doch nicht vergessen, dass ich gewillt war, ein Keuschheitsgelübde abzulegen, Lady Juliana. Im Gegensatz zu dir. Also? Wie rein ist dein Gewissen, wenn du auf das letzte Jahr zurückblickst? Was ist beispielsweise mit dem hübschenjungen Waliser, der dich bei Tisch fortwährend angeschmachtet hat?«
    Juliana schnappte entrüstet nach Luft. »Wie kannst du’s wagen, du Schuft!« Sie stieß ihn mit beiden Händen vor die Brust. »Was fällt dir ein?«
    John sah lachend in ihre dunklen Augen, in denen es unheilvoll funkelte, und musste feststellen, dass er seine Frau schon wieder wollte. »Ah, nun bist du gekränkt? Aber meine Frage willst du nicht beantworten, nein?«
    »Rhys ap Rhodri ist ein Gentleman, der sich nie anders als vollkommen korrekt, bescheiden und zurückhaltend benimmt. Wir lesen hin und wieder gemeinsam ein Buch oder spielen Schach. Was er übrigens weitaus besser beherrscht als du!«
    »Das heißt nicht viel«, gab John zurück. Er hatte den Mangel an Talent und Interesse fürs Schachspiel von seinem Vater geerbt. Dieser Mangel schien zu den Waringhams zu gehören wie ihr Wappen, und er hatte ihn nie als Schande empfunden. Die Lancaster waren indessen allesamt großartige Schachspieler, und Juliana bildete keine Ausnahme. Zu seinem Schrecken stellte John fest, dass er nun wirklich eifersüchtig wurde. »Es ist bedenklich genug, wenn ein Mann und eine Frau, die nicht verheiratet sind, miteinander Schach spielen. Es kommt oft genug vor, dass eins zum anderen führt, nicht wahr?«
    Er sagte es spöttisch, aber Juliana kannte ihn gut. Sie hörte die Zwischentöne. Kopfschüttelnd nahm sie seine große Linke. »John. Was redest du denn da? Warum vergeuden wir unsere kostbare Zeit mit diesem Unsinn?«
    »Keine Ahnung. Außerdem hast du damit angefangen.« Er setzte sich auf die Bettkante und streifte Schecke und Wams ab. Dann zog er Juliana neben sich. »Ein Jahr ist eine lange Zeit.«
    »Das ist wahr. Du … bist mir nicht fremd geworden. Ich glaube nicht, dass das je geschehen könnte. Aber es ist nicht so einfach, das lose Ende zu finden, wo man anknüpfen kann.«
    Er nickte, legte eine Hand in ihren Nacken und küsste sie.
    »Nimm mich mit«, bat sie. »Nimm uns beide mit, wenn du auf den Kontinent zurückkehrst. Wenn der König wirklich

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