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Die Hueter Der Rose

Die Hueter Der Rose

Titel: Die Hueter Der Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gable
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belegt. »Das habe ich mir auch lange einzureden versucht, aber so ist es nicht. Robert ist verschlagen. Er schikaniert die Bauern und das Gesinde. Und immer nimmt er sich Schwächere vor, die Knappen auf der Burg meidet er. Er ist wie …« Raymond brach im letzten Moment ab.
    Aber Mortimer wusste genau, was er hatte sagen wollen. »Mein Vater?«
    Raymond nickte. »Das ist es, was die alten Leute in Waringham sagen. Wir … wir haben nie viel über deinen Vater gesprochen, Mortimer, und das war sicher besser so. Aber nicht einmal du warst gern in seiner Gesellschaft.«
    »Nein, ich hatte Angst vor ihm. Als ich dachte, er sei gefallen, war ich erleichtert.«
    »Und er endete als Verräter. Mich schaudert bei der Vorstellung, dass die Leute ihn in Robert wiedererkennen. In meinem Sohn. Und ich kann nicht einmal behaupten, es sei Eugénies Schuld, sie habe ihm das vererbt. Denn ganz gleich, was aus ihr geworden ist, sie war einmal ein nettes Mädchen. Ein anständiger Kerl. Und wer weiß, wenn sie nicht ausgerechnet mich hätte heiraten müssen, wär sie das vermutlich heute noch. Ich weiß nicht, woher der Junge das hat. Aber er ist …«
    »Nein, sag es nicht, Raymond«, fiel Mortimer ihm ins Wort. Es klang eher eindringlich als scharf. »Du weißt ganz genau, dass der Junge, den du beschreibst, ebenso gut ich sein könnte. Aber kein Mensch wird niederträchtig und zornig und boshaft geboren. Und kein Mensch muss es sein Leben lang bleiben, wenn man ihm einen Ausweg zeigt. Jeder Knabe ist formbar. Robert kann sich ändern, wenn du ihm hilfst. Du warst nie hier, aber das ist jetzt anders. Widme dich deinem Sohn. Sei ihm ein Beispiel, bring ihm bei, … ein Waringham zu sein.«
    Raymond verschränkte unbehaglich die Arme und nickte. »Du machst mir Mut«, räumte er ein, aber gleichzeitig fühlte er sich überfordert. Er wusste beim besten Willen nicht, wie er anstellen sollte, was Mortimer da von ihm verlangte. Und eine dünne, mutlose Stimme in seinem Innern raunte ihm zu, dass Mortimer sich irrte. Dass nichts und niemand Robert je würde ändern können.

Rouen, Januar 1432
    J ohn verließ das Hauptgebäude, um sich für ein Viertelstündchen in die Kapelle zurückzuziehen. Es war der Tag der Heiligen Drei Könige, welcher der Geburtstag seines Vaters gewesen war. John wollte ein bisschen Ruhe, um sich zu erinnern.
    Von der Zugbrücke sah er zwei englische Wachen mit einem gebundenen Franzosen auf sich zukommen. Welch unheilige Angelegenheit am letzten Tag der Weihnachtsfeiern, dachte John sarkastisch und fragte die Soldaten: »Wen habt ihr denn da?«
    »Einen Hühnermetzger, Sir John. Er hat zur Rebellion gegen den König aufgerufen. Im Wirtshaus im Schlachterviertel hat er große Reden geführt: Die Jungfrau sei dem Feuer entkommen und sammle ein neues Heer, um uns endgültig aus Frankreich zu jagen.«
    Diese verfluchte Jungfrau ist tot beinah so ein Ärgernis wie lebendig, dachte John verdrossen. »Dann sorgt dafür, dass er in Ketten gelegt wird.« Er nickte dem Franzosen zu. »Du hast deine letzte Weihnachtsgans geschlachtet, Freundchen.«
    Der Mann, der vielleicht Anfang zwanzig war und dessen Bart noch spärlich wuchs, riss angstvoll die Augen auf. »Aber ich hab nichts gemacht, Monseigneur. Nur erzählt, was ich in Caen gehört hab.«
    John winkte ab. »Ja, ja. Das kannst du dem Richter erzählen. Wenn du Glück hast, lässt er dich nur aufhängen, du verräterischer Lump.«
    Der junge Mann schluchzte, und der raue Wollstoff seiner Hosen verdunkelte sich im Schritt.
    »Das ist typisch für euch Franzosen«, knurrte John. »Erst reißt ihr das Maul auf, und wenn ihr euch verantworten sollt, bepisst ihr euch. Schafft ihn weg«, befahl er den Wachen angewidert, und sie führten ihren weinenden Gefangenen ab.
    John wandte sich nach rechts und wollte die Kapelle betreten, doch der Kardinal stand in der Tür und versperrte ihm den Weg.
    »Wie grausam Ihr sein könnt, John«, bemerkte Beaufort im Plauderton. »Wenn ich es gelegentlich erlebe, überrascht es mich jedes Mal aufs Neue.«
    »Ihr werdet Euch erinnern, dass die Franzosen keinen großen Platz in meinem Herzen einnehmen, Mylord, und die Ereignisse der letzten Wochen und Monate haben mir wenig Anlass gegeben, meine Meinung zu ändern.«
    »Ich fürchte, da muss ich Euch Recht geben.«
    Die Pariser hatten König Henry einen äußerst kühlen Empfang bereitet. Die Krönung in Notre Dame hatte in eisiger Atmosphäre stattgefunden. Beim anschließenden Bankett

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