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Die Hueter Der Rose

Die Hueter Der Rose

Titel: Die Hueter Der Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gable
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Mortimer Dermond. Er ist so was Ähnliches wie dein Onkel. Mortimer, mein Sohn, Robert.«
    Mortimer schüttelte dem kleinen Kerl feierlich die Hand. »Robert.«
    »Eine Ehre, Sir«, murmelte der Knabe, sah ihm nur ganz kurz in die Augen und zog seine Rechte so schnell es ging zurück.Mit einer artigen Verbeugung wollte er sich abwenden, aber Raymond sagte: »Einen Augenblick noch.«
    Seit er aus Frankreich heimgekehrt war, hatte er es vermieden, sich die Wahrheit über seinen Sohn einzugestehen. Sie schmerzte ihn zu sehr, und sie machte ihn ratlos und wütend. Aber ein Gefühl warnte ihn, dass er sich dieses Mal nicht blind stellen durfte. Es war einfach zu gefährlich. Für ihn selbst und ein halbes Dutzend Menschen in Waringham, die ihm am Herzen lagen. »Hast du gehört, worüber Sir Mortimer und ich gesprochen haben?« Er sah Robert unverwandt in die Augen. »Komm lieber nicht auf die Idee, mich anzulügen.«
    »Über Großvater. Und über Lollarden.«
    »Was hast du über die Lollarden gehört?«, hakte Raymond nach. Sein Herzschlag hatte sich beschleunigt. Er konnte nicht fassen, dass er sich plötzlich fürchtete.
    Robert antwortete nicht sofort. Er schien genau abzuwägen, was er sagen sollte, und entschied sich für die Wahrheit. »Conrad versteckt sie hier. Ketzer, die vor dem Gesetz auf der Flucht sind.«
    Raymond trat zwei Schritte auf ihn zu, schloss die Lücke zwischen ihnen und legte seinem Sohn eine Hand auf die Schulter. Er tat es behutsam, denn er hatte immer Angst, er könne ihm dabei das Schlüsselbein brechen. Der Junge war so zierlich. »Hör zu, mein Sohn: Was Conrad tut, ist nicht richtig. Ich kann es nicht billigen, schon allein weil es mir obliegt, in Waringham das Gesetz des Königs aufrechtzuerhalten. Das weißt du, oder?«
    Robert nickte.
    »Aber aus bestimmten Gründen habe ich beschlossen, dieses eine Mal Gesetz Gesetz sein zu lassen und nichts zu unternehmen. Wenn du einmal älter bist, wirst du es vielleicht verstehen. Bis zu dem Tag hast du meine Entscheidung hinzunehmen. Und ich lege dir absolutes Stillschweigen auf, Robert. Du hast etwas gehört, das nicht für deine Ohren bestimmt war – weil du gelauscht hast, sind wir doch mal ehrlich –, und wenn du es irgendwem erzählst, ganz gleich wem, können Dinge in Gangkommen, die du nicht überschauen kannst. Darum wirst du mir jetzt schwören, dass du den Mund hältst.«
    Robert hatte ihm mit großen Augen zugehört, aber sein Blick war seltsam fern. Folgsam hob er die Rechte. »Ich schwöre.«
    Sein Vater war nicht zufrieden gestellt. Trotzdem ließ er ihn los und trat einen Schritt zurück.
    »Kann ich gehen, Sir?«
    Raymond nickte. Doch als der Junge sich abwandte, rief er ihn zurück. »Robert …«
    »Ja?«
    »Wenn du dein Wort brichst, werd ich es erfahren. Und dann … wirst du nicht zu beneiden sein, glaub mir, mein Sohn.« Er sprach nicht einmal drohend, aber zum ersten Mal schien Robert wirklich wahrzunehmen, was sein Vater sagte. Es war diese kühle Gelassenheit, die Raymond nur an den Tag legen konnte, wenn eine Situation bitterernst war, die Robert einschüchterte, so wie sie einst walisische Aufrührer, englische Verräter und Franzosen auf dem Schlachtfeld eingeschüchtert hatte.
    Mortimer hatte die Szene kommentarlos verfolgt. Er wartete, bis Robert durch das Tor ins Freie getreten war, ehe er fragte: »Was hat das zu bedeuten?«
    Sein Stiefbruder wich seinem Blick aus und raufte sich die Haare. »Nichts weiter.«
    »Aber … Raymond, entschuldige, wenn ich das sage, aber man könnte meinen, du misstraust deinem Sohn.«
    Raymond ließ die Hand sinken und sagte eine Weile nichts. Er hatte sich lange vor der Erkenntnis gedrückt, dass er Robert nicht sonderlich mochte. Wenn Liz, Daniel oder Conrad gelegentlich behutsam versucht hatten, ihm die Augen zu öffnen, war er wütend geworden und davongelaufen. Aber mit Mortimer lagen die Dinge anders, und auf einmal war das Bedürfnis, ihm sein Herz auszuschütten, zu groß, um zu widerstehen. »Er … er ist hinterhältig. Ein Schnüffler und ein Feigling. Er spioniert Geheimnisse aus und erpresst die Leute damit. Und er lügt. Glattzüngiger als alle Hofschranzen in Westminster.«
    »Alle Kinder lügen dann und wann«, entgegnete Mortimer beschwichtigend. »Es ist normal. Und Jungen sind nun mal Rabauken und tun hässliche Dinge, ohne die Folgen wirklich zu bedenken. Denk doch nur daran, was wir alles angestellt haben …«
    »Nein«, unterbrach Raymond. Die Stimme klang

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