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Die Hueter Der Rose

Die Hueter Der Rose

Titel: Die Hueter Der Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gable
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ein lasterhaftes Leben der Kardinal führt. Dass Eure Frau seine Tochter ist, Sir! Eure Gemahlin und Ihr habt mir Eure Freundschaft vorgeheuchelt und doch in Wahrheit die ganze Zeit immer nur seine Interessen gewahrt!« Tränen der Enttäuschung und der Wut standen in Henrys Augen, doch als John etwas sagen wollte, hob er gebieterisch die Hand und fuhr fort: »Ihr habt darüber hinaus versäumt, mich davon in Kenntnis zu setzen, dass der Kardinal viele tausend Pfund Gold und Silber aus England fortschaffen wollte, obwohl es gegen das Gesetz verstößt. Vielmehr habt Ihr Euch zu seinem Instrument machen lassen und wolltet diese Tat für ihn begehen, nicht wahr?«
    John hob beschwörend beide Hände. »Sire …«
    »Und im Übrigen habt Ihr geduldet, dass der Kardinal und Eure Gemahlin eine abscheuliche Intrige spannen, die Lady Eleanor Cobham in eine demütigende Lage und einen unschuldigen Mann in den Tower gebracht hat. Nur weil Arthur Scrope seit Euren Jugendtagen Euer Feind ist, habt Ihr zugelassen, dass er zwei Jahre lang eingesperrt war. Das …« Seine Stimme drohte zu versagen, und er räusperte sich mühsam. »Das ist das Schlimmste von allem, John.« Er senkte den Kopf. »Das Schlimmste von allem.« Er hielt die Armlehnen so fest umklammert, dass seine Knöchel weiß hervortraten.
    Es war lange still. John saß reglos, scheinbar gelassen auf der gepolsterten Bank, spürte die letzten Strahlen der Nachmittagssonne auf den Schultern und überlegte, was er sagenoder tun konnte. Er hatte damit gerechnet, dass Gloucester die Wochen mit dem König schamlos ausnutzen würde, um den Jungen zu manipulieren, zu vergiften und gegen den Kardinal aufzubringen. Was John hingegen erschütterte und hilflos machte, war, dass es keiner Lügen, sondern nur einiger Wahrheiten bedurft hatte, um das zu bewerkstelligen.
    »Wollt Ihr Euch denn gar nicht äußern, Sir?«, fragte Henry. Es klang eher flehentlich als herausfordernd.
    »Oh doch. Wenn ich darf.«
    »Bitte.«
    »Dann lasst mich mit dem Wichtigsten beginnen, Sire. Würdet Ihr mir wohl für einen Moment Euren Dolch leihen?«
    »Wo habt Ihr Euren?«, fragte der König verwundert.
    »Draußen bei der Wache, zusammen mit meinem Schwert. Scrope hat darauf bestanden.«
    Henry schien zwar verwirrt, aber John war dankbar zu sehen, dass der König keinen Augenblick zögerte. Alles Vertrauen hatten Gloucester und Scrope offenbar doch noch nicht zerstören können. Bedenkenlos zückte der Junge den Dolch mit dem kostbaren Elfenbeingriff und reichte ihn John mit dem Heft voraus.
    John stand auf, sank wieder vor Henry auf ein Knie und nahm die Waffe in die Linke. Dann schob er den rechten Ärmel hoch und zog die scharfe Klinge mit einer raschen Bewegung über den Unterarm, wo augenblicklich eine lange, dünne Wunde klaffte. Henry sog erschrocken die Luft ein und wich zurück.
    John hob den Kopf und schaute ihm in die Augen. »Niemals habe ich Euch meine Freundschaft vorgeheuchelt, mein König. Sie war immer aufrichtig, jede Minute, vom Tag unserer ersten Begegnung bis heute. Das schwöre ich bei meinem Blut.« Er ballte die rechte Hand zur Faust, sodass die Wunde stärker blutete und mehrere große Tropfen ins Bodenstroh fielen. Dann streifte er achtlos den Wamsärmel herab.
    »John …« Der König verstummte sogleich wieder.
    John wischte die Klinge an seinem Hosenbein ab, gab dem Jungen seine Waffe zurück und stand auf. »Es war der Wunschdes Kardinals, dass ich Captain Eurer Leibwache wurde, das ist richtig. Aber es war der Wunsch Eures Vaters, dass wir Freunde wurden. Auf dem Sterbebett hat er mir das auferlegt.«
    »Aber Freundschaft kann man nicht befehlen«, wandte der Junge mutlos ein.
    »Das ist wahr. Sie kam ganz von allein. Ich … kann Euch nicht beschreiben, welche Freude es mir war, Euch aufwachsen zu sehen. Und ich war dankbar, dass Ihr kein Rabauke wurdet wie Euer Vater, dass es so viele Dinge gab, in denen wir uns glichen. Ich habe mir immer eingebildet, Euch besser zu verstehen als irgendjemand sonst, und das hat mich stolz gemacht. Zu den Wahrheiten, die ich Euch nie gesagt habe, gehört auch diese, Sire: Ihr seid der Grund, warum es mich nie sonderlich verbittert hat, keinen Sohn zu haben. Ich … brauchte keinen.« Er lächelte ein wenig verlegen.
    Henry schluckte mühsam, aber es gelang ihm nicht ganz, Haltung zu wahren. Zwei Tränen rannen über sein Gesicht, und er wandte den Kopf ab. »Als ich klein war, habe ich mir manchmal vorgestellt, dein Sohn zu sein.

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