Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Hueter Der Rose

Die Hueter Der Rose

Titel: Die Hueter Der Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gable
Vom Netzwerk:
endlich die Mitgift zusammenkratzen, um dir einen Ritter zu kaufen. Einen steinalten, trunksüchtigen und prügelwütigen Gemahl wünsche ich dir. Hauptsache, du verschwindest endlich aus Waringham.«
    »Aber du verschwindest vor mir, so viel steht fest. Nächste Woche geht es zurück gen Norden, stimmt’s nicht, Cousin?« Sie wusste genau, wie sehr er das Dasein als Westmorelands Knappe hasste.
    Mit einem gut platzierten Tritt beförderte er sie wieder ins Stroh und wandte sich ab. »Verflucht sollst du sein, Kate«, wiederholteer. »Möge deine Mutter eine zweiköpfige Missgeburt zur Welt bringen.«
    Und damit ging er hinaus.
    Kate verharrte reglos, so als habe sein Fluch sie zur Salzsäule erstarren lassen. Sie hegte seit jeher den Verdacht, dass Robert einen Pakt mit dem Satan eingegangen war. Darum fürchtete sie, seine Flüche könnten machtvoll sein. Sie wartete, bis sie einigermaßen sicher sein konnte, ihm auf der Treppe nicht zu begegnen, dann holte sie den Mantel aus ihrer Kammer und lief durch die eisige Dunkelheit ins Gestüt hinunter.
     
    Juliana kämpfte zwölf Stunden lang wie eine Löwin, aber dann schwanden ihre Kräfte allmählich, und Liz fing an, sich zu sorgen.
    »Ihr müsst pressen, Lady Juliana. Es hilft alles nichts. Wenn Ihr nicht presst, hört es nicht auf.«
    Juliana nickte mit zugekniffenen Augen.
    »Gut so. Ich seh den Kopf …«
    Die Wöchnerin holte das Letzte aus sich heraus, und mit der übernächsten Presswehe endlich war es vollbracht.
    Liz, die mit hochgekrempelten Ärmeln zwischen ihren Beinen kniete, half dem Kind auf die Welt, wischte ihm mit einem reinen, feuchten Leinentuch behutsam über Nase und Mund und durchtrennte dann die Nabelschnur. Noch ehe sie dem Neugeborenen den Klaps versetzen konnte, um seine Atmung in Gang zu bringen, stimmte es ein höchst kräftiges Geschrei an.
    Liz lächelte befreit – dies war immer der Moment, den sie am meisten fürchtete. Sie reichte das Kind an Julianas Magd Eileen, die ihr bei der Entbindung zur Hand ging.
    »Ist es ein Junge?« Juliana hatte den Kopf gehoben und versuchte, sich ein wenig aufzurichten.
    Liz schüttelte den Kopf und drückte sie zurück in die Kissen. »Ein wunderschönes Mädchen, Madam.« In Wahrheit sah sie natürlich, dass es kleiner war als die meisten anderen Neugeborenen.
    »Gib sie mir. Ich will … Oh, Jesus!«, keuchte Juliana erschrocken. »Was ist das?«
    Liz strich ihr tröstend über den Bauch. »Es ist, wie ich schon geahnt habe: Es kommt noch eins.«
    Juliana starrte sie fassungslos an. »Noch eins?«, wiederholte sie. »Aber …« Sie brach ab und sprach lieber nicht aus, was ihr auf der Zunge gelegen hatte.
    Doch Liz erriet, was sie meinte. »Ich weiß, ich weiß. Aber Ihr irrt Euch. Ihr könnt noch, glaubt mir. Euer Körper hat seine Kräfte schon so eingeteilt, dass für das zweite Kind noch genügend übrig ist. Das ist eins der vielen göttlichen Wunder, Lady Juliana.«
    »Ja«, murmelte diese bissig. »Ein erbaulicher Vortrag ist genau das, was ich jetzt gebrauchen kann.«
    »Es wird nicht lange dauern«, versprach die Hebamme. »Ihr werdet sehen, es kommt im Handumdrehen.«
     
    Liz hatte nicht zu viel versprochen. Kaum eine Viertelstunde nach dem ersten Zwilling kam ein ebenso kleiner, aber ebenso gesunder Junge zur Welt, und als Juliana wenig später in jedem Arm eins ihrer Kinder hielt, war sie so überwältigt vor Glück, dass sie nur blinzelnd auf diese beiden winzigen Wunder hinabstarren und dabei unablässig weinen konnte.
    Kate, die geduldig mit Conrad in dessen Halle ausgeharrt hatte, lange nachdem Raymond und Eugénie heimgegangen waren, durfte nun endlich hereinkommen.
    Vor dem Bett blieb sie stehen, sah mit strahlenden Augen auf ihre Geschwister hinab und verdeckte mit den schmalen Händen Mund und Nase, um ihr nervöses Kichern zu dämpfen. »Oh, Mutter. Zwillinge!« Sie wollte nicht, doch sie musste an Roberts Fluch denken. Keine Missgeburt, Cousin, dachte sie, aber dennoch zweiköpfig. Dann biss sie sich auf die Lippen, weil ihr Kichern hysterisch zu werden drohte.
    Julianas Gesicht wirkte abgekämpft und verquollen, aber ihre Augen hatten den warmen Widerschein puren Glücks. »Sind sie nicht wunderbar?«
    Ihre Tochter zog die zierliche Nase kraus. »Na ja. Ich schätze, sie werden noch. Wie sollen sie heißen?«
    »Ich weiß nicht«, murmelte Juliana schläfrig. »Dein Vater wollte um jeden Preis, dass wir dieses Kind nach mir benennen, ganz gleich, was es wird. Aber wir

Weitere Kostenlose Bücher