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Die Hueter Der Rose

Die Hueter Der Rose

Titel: Die Hueter Der Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gable
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können sie unmöglich Julian und Juliana taufen. Das wäre zu albern.«
    »Dann lass uns meine Schwester nach seiner Mutter benennen: Blanche«, schlug Kate vor.
    »Ja. Das ist ein hübscher Name«, stimmte Juliana zu und fuhr ihrer schlafenden, winzigen Tochter mit dem kleinen Finger sacht über die Wange. »Schick nach Vater Egmund, Kate, sei so gut.« Sie musste darum kämpfen, die Lider offen zu halten.
    Kate legte ihrer Mutter kurz die Hand auf den Arm. »Ja. Und ich schicke Vater einen Boten. Sei unbesorgt, ich kümmere mich um alles.«
     
    Kate hielt Wort. Sie kümmerte sich um die Taufe, welche am nächsten Morgen stattfand. Seit der ewig kränkelnde Vater Anselm im Winter vor drei Jahren gestorben war, gab es auf der Burg keinen Hauskaplan mehr. Raymond beschäftigte lieber einen weltlichen Schreiber als Hilfskraft für die Verwaltung. Er hatte seit jeher ein distanziertes Verhältnis zur Amtskirche gehabt – genau wie sein Vater –, und seit er wusste, dass gelegentlich Lollarden in Waringham unterschlüpften, hielt er es für klüger, keinen übereifrigen Vertreter der Una Ecclesia Sancta im Haus zu haben.
    So kam Vater Egmund am frühen Morgen über den Mönchskopf gestiefelt und nahm die beiden jüngsten Waringhams in die Gemeinschaft der Kirche auf. Raymond und Eugénie standen Pate, und die kleine Feier rührte sie genug, dass sie über den Taufstein hinweg ein einvernehmliches Lächeln tauschten.
    John kam am späten Abend, und sein ausdauernder Ägeus – der Grauschimmel, den er seit zwei Jahren ritt – hatte Schaum vor dem Maul und keuchte ausgepumpt, als er in den Stall auf der Burg geführt wurde. Der mächtige Hengst schien ebensoverwirrt wie indigniert. So rüde getrieben zu werden, war er von John nicht gewöhnt.
    Dieser erstürmte den Bergfried, missachtete seine eigenen Vorsichtsregeln und nahm auf der steilen, ausgetretenen Treppe immer zwei Stufen auf einmal. Ohne anzuklopfen, betrat er seine Kammer.
    »Juliana?« Er war außer Atem.
    Sie saß im Bett und sah ihm lächelnd entgegen. »Was lungerst du da an der Tür herum, John of Waringham? Komm her und schau sie dir an.«
    Auf leisen Sohlen trat er näher und beugte sich über die Wiege, in welcher die Babys friedlich schlummerten. Sprachlos blickte John auf sie hinab. Eines der Kinder hatte dichten schwarzen Flaum, das andere blondes Haar, so zart wie Spinnweben und vorn in der Stirn zu einer Locke gedreht, die ihm etwas putzig Verwegenes gab. Und sie waren unvorstellbar winzig.
    John wusste, es war unklug, aber anschauen war nicht genug. Behutsam hob er das blonde Kind auf und küsste ihm die Stirn. Es wachte nicht auf. »Wer ist das?«, flüsterte er.
    »Julian«, antwortete die Mutter. »Bring ihn nur her. Der Hunger wird sie so oder so bald aufwecken.«
    John begutachtete seinen Sohn noch einmal eingehend, legte ihn seiner Frau dann in die Arme und hob auch seine Tochter aus der Wiege.
    »Blanche«, stellte Juliana vor. »Ich hoffe, du bist einverstanden.«
    »Und was, wenn nicht?«, gab er grinsend zurück. »Natürlich bin ich einverstanden.« Mit Blanche auf dem Arm setzte er sich auf die Bettkante und betrachtete seine Frau. »Und wie geht es dir, hm?«
    »Na ja. Wie soll es einer Frau gehen, deren sehnlichster Wunsch in Erfüllung gegangen ist? Ich könnte von früh bis spät jubilieren.«
    »Und war’s sehr schrecklich?«
    Sie kräuselte die Nase, genau wie Kate es gern tat. »Darüber redet man mit Männern nicht.«
    »Ich nehme an, das heißt ja.«
    Sie deutete ein Schulterzucken an. »Ich fühle mich großartig. Nicht zittrig und krank wie nach den Fehlgeburten. Ich habe kein Fieber. Liz sagt, alles ist normal und gut verlaufen. Warum sich über das bekümmern, was gestern war?«
    Er nickte und sprach eine Weile nicht. Juliana hatte Recht. Aber er hatte so große Mühe, dem Glück zu trauen. Unwillkürlich musste er an seine beiden Freunde denken: Der eine seit sechzehn Jahren in französischer Gefangenschaft, der andere hatte gerade verloren, was ihm das Liebste auf der Welt gewesen war. Warum sollte ausgerechnet er – John – so vom Schicksal verwöhnt werden? Fortuna war wankelmütig und voller Tücke, das wusste er. Hatte sie ihm dieses Glück vielleicht nur beschert, damit sein Schmerz umso größer war, wenn sie es ihm wieder nahm? Aber er ahnte, dass seine Frau ihn ob seines mangelnden Gottvertrauens gescholten hätte, wenn er ihr seine Ängste anvertraute, also sagte er nichts.
    Stattdessen strich er behutsam

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