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Die Hueter Der Rose

Die Hueter Der Rose

Titel: Die Hueter Der Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gable
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mit seinem kräftigen, von Hornhaut rauen kleinen Finger über die zarte Wange seiner Tochter. Blanche wachte auf, schien ihren Vater aus ihren tiefblauen Augen unvermittelt anzustarren und fing dann an zu krähen. Julian ließ sich nicht lange bitten. Von seiner Schwester aus dem Schlaf gerissen, stimmte er aus voller Kehle ein.
    »Es wird wohl besser sein, du schickst nach der Amme, John.« Juliana musste die Stimme erheben, denn ihre Kinder hatten kräftige Lungen.
    John legte den schreienden Säugling neben ihr auf das breite Bett, ging zur Tür und schickte Alys, die Amme zu holen.
    »Wer ist sie?«, fragte er, als er zu Juliana zurückkam.
    »Liz Wheelers älteste Tochter, Berit.«
    »Nicht meine Nichte, will ich hoffen«, brummte John.
    Juliana schüttelte lachend den Kopf. »Nein, nein. Berit ist dem alten Schmied wie aus dem Gesicht geschnitten, du wirst sehen. Sie ist mit Conrads Vormann verheiratet, aber vor zwei Wochen ist ihre kleine Tochter gestorben. Liz hat sie mir empfohlen.«
    John nickte. »Bestimmt eine gute Wahl.«
    Er fand diese Vermutung bestätigt, als die junge Frau wenig später hereinkam. Berit strahlte die gleiche Ruhe und Umsicht aus wie ihre Mutter. Die Trauer um ihr totes Kind war ihren Augen noch anzusehen, aber sie war liebevoll und aufmerksam, als sie die Zwillinge aufhob und zum Stillen und Wickeln hinaustrug.
    In die wiedergekehrte Stille sagte John: »Sieh zu, dass Raymond die Finger von ihr lässt.«
    »Sei unbesorgt. Dein Bruder ist noch so verrückt nach Liz Wheeler wie eh und je. Er verbringt mehr Zeit bei ihr als hier. Niemals würde er riskieren, sie zu verstimmen.«
    John nahm ihre Hand zwischen seine beiden und wechselte das Thema. »Der König sendet dir Grüße und herzliche Glückwünsche. Ich war bei ihm, als der Bote kam. Es ist eine von Henrys schönsten Gaben, wie er Anteil an der Freude oder auch dem Leid anderer Menschen nehmen kann.«
    Juliana fand sich von den Glückwünschen des Königs seltsam gerührt. Ihr einstiger Schützling hatte immer noch einen großen Platz in ihrem Herzen. »Wie geht es ihm?«
    John hob vielsagend die Schultern. »Natürlich trauert er um seine Mutter. Und es ist genau, wie ich befürchtet habe: Es quält ihn, dass sie nicht nach ihm geschickt hat. Ich habe versucht, ihm die Gründe zu erklären, aber … ich hab wieder mal nicht die richtigen Worte gefunden. Nur dein Vater kann das. Er spendet Henry wirklich Trost, und sie waren viele Stunden zusammen in der Kapelle.«
    »Und was macht Owen?«
    John zögerte. »Er … Na ja, du kennst ihn ja. Nach außen ist er vollkommen gefasst. Er hat Katherines Leichnam zum Begräbnis nach Westminster gebracht. Das hat niemanden verwundert, schließlich stand er in ihrem Dienst, und niemand konnte ihm anmerken, wie es in ihm aussah. Nachts hat er sich in die Kathedrale geschlichen und an ihrer Gruft gewacht. Vorgestern ist er nach Wales aufgebrochen, weil ich ihm keine Ruhe gelassen habe. Seine Gemütsverfassung war mir unheimlich,verstehst du, ich dachte, jeden Moment tut er irgendetwas Unüberlegtes. Aber wir sollten Edmund, Jasper und Owen bald zu ihm schicken, sonst geht er vor die Hunde. Ihre Kinder sind wohl das Einzige, was ihm Halt geben wird.«
    »Sieh an, sieh an«, flüsterte Robert of Waringham. Er stand mit gesenktem Kopf vor der Tür zur Kammer seines Onkels, das Ohr dicht am Spalt. Welch glückliche Fügung, dass die Amme es versäumt hatte, die Tür im Hinausgehen fest zu schließen. »Und ich weiß auch schon genau, wer sich für diese interessanten Neuigkeiten brennend interessieren wird …«
     
    Lady Eleanor Cobham, die Gemahlin des Duke of Gloucester, besaß ein Haus in Bishopsgate, einem nicht sehr wohlhabenden Viertel im Norden Londons. Von außen war es unauffällig – ein gewöhnliches Kaufmannshaus mittlerer Größe –, und niemand wäre auf den Gedanken gekommen, es eines zweiten Blickes zu würdigen. Genau so wollte die Dame des Hauses es haben.
    Die Innenausstattung war im Gegensatz zur unscheinbaren Fassade vornehm und äußerst kostbar: Feinste Stickereien, Gemälde aus Italien und Flandern zierten die Wände des großzügigen, lichtdurchfluteten Raums, in welchem sie ihren Besucher empfing. Dicke Teppiche bedeckten die Bodendielen und dämpften seine Schritte.
    Robert verneigte sich tief, die Hand auf der Brust. »Mylady.«
    Eleanor Cobham war auf betont sinnliche Weise schön. Die kleine, durchschimmernde Haube tat den Erfordernissen des Anstands nur gerade

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