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Die Hueter Der Rose

Die Hueter Der Rose

Titel: Die Hueter Der Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gable
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an den Wänden im Fackelschein auf.
    »Süßer Jesus«, murmelte John. »Wie kannst du das aushalten, Talbot? Tagein, tagaus?«
    »Es bringt Brot auf den Tisch«, erwiderte der Kerkermeister achselzuckend.
    Das tut anständige Arbeit auch, lag John auf der Zunge, aber er sagte es nicht. Er wusste, dies hier war eine anständige Arbeit oder konnte es jedenfalls sein. Irgendwer musste es schließlich tun. Er wünschte nur, die Londoner Stadtväter hätten einen Mann ausgewählt, der an seiner Aufgabe weniger Vergnügen fand.
    Die Türen im Keller lagen dichter beieinander. Kleine Verliese, mutmaßte John, wo die Gefangenen in Einzelhaft verwahrt wurden, nicht zu Dutzenden zusammengepfercht wie oben.
    »Hier unten landen die, die ihr euch in Ruhe und unbeobachtet vornehmen wollt, wie?«, fragte er. Es klang ironisch, aber er verspürte Bitterkeit und Angst.
    Kendall hielt vor einer der Türen an. »Nur die, die anders nicht zu bändigen sind, Sir. Euer Waliser hier, zum Beispiel, ist seit zwei Wochen hier unten, und jetzt haben wir ihn endlich handzahm …«
    »Halt’s Maul, Kendall«, fuhr Talbot ihn an, trat vor und zog den Riegel zurück. Er klemmte. Es sah nicht so aus, als würde diese Tür regelmäßig geöffnet.
    John wappnete sich und trat hinter Talbot und Kendall über die Schwelle. Die Fackel erhellte einen niedrigen Raum, der vielleicht vier Schritte breit und fünf tief war. Zwei große Ratten flohen vor der plötzlichen Helligkeit ins dreckige Stroh.
    Tudor lag reglos auf dem Rücken, die Lider geschlossen. Er war so abgemagert, dass sich jede Rippe deutlich unter der hellen Haut abmalte und sein Gesicht wie ein bärtiger Totenschädel aussah. Ein Lumpen, der einmal eine Hose gewesen sein mochte, bedeckte notdürftig seine Scham, ansonsten war er nackt – bis auf die dicken Schellen der Ketten an Hand- und Fußgelenken.
    John schaute einen Moment auf ihn hinab. Als er sich zum Kerkermeister umwandte, war seine Miene ausdruckslos. »Ganze Arbeit, William Talbot.«
    Der rang die Hände. »Ich hab nur getan, was mir befohlen wurde, Sir John.«
    »Oh ja. Genau wie damals in Rouen, nicht wahr?«
    Mit einem Blick bettelte Talbot um das Leben seines Sohnes. Dann befahl er Kendall. »Stell fest, ob er noch atmet.«
    Doch als der Wachsoldat sich über die reglose, geschundene Gestalt am Boden beugen wollte, legte Johns Hand sich wie eine Eisenzwinge um seinen Arm und riss ihn zurück. »Finger weg.« Er kniete sich neben Tudor ins Stroh und legte ihm die flache Hand auf die Brust. Er fand einen langsamen, aber kräftigen Herzschlag. Atme weiter, Owen, flehte er in Gedanken. Dann sagte er zu Talbot: »Er hatte ein Silberkreuz um den Hals. Ich will es zurück. Es ist ihm teuer.«
    Wortlos fasste der Kerkermeister sich in den Nacken und zog die Lederschnur mit dem silbernen Kreuz unter der Kleidung hervor und über den Kopf. Ohne jedes Anzeichen von Scham reichte er es John.
    Der steckte es in den Beutel am Gürtel und legte seinem Freund kurz die Hand auf die Schulter. »Jetzt schaff ich dich hier raus, Tudor.«
    Und dann krachte ein Knüppel auf seine Schultern nieder. »Wenn du dich da nur nicht täuschst, du Drecksack !«
    John war quer über Tudor gefallen, stützte sich hastig auf, um seinem Freund nicht den Rest zu geben, und wollte herumfahren, als ein zweiter Schlag ihn am Kopf traf. Für einen Moment wurde es dunkelgrau vor seinen Augen, und wie aus weiter Ferne hörte er Talbots Stimme: »Greif ihn dir, Kendall!«
    John schüttelte den Kopf, um den Nebel zu vertreiben, aber er war zu langsam. Eine der dicken Ketten, die hier allgegenwärtig zu sein schienen, wurde zweimal um seinen Oberkörper geschlungen und zwängte seine Arme ein. Dann stemmte sich ein schwerer Stiefel in sein Kreuz, und nichts ging mehr. Die Wachen im Newgate wussten, wie man einen Mann zur Bewegungslosigkeit verurteilte.
    John hob den Kopf und sah Talbot in die Augen. »Überleg dir gut, was du tust. Denk an dein Söhnchen.«
    Talbot stand keuchend über ihm. »Du wirst mir jetzt sagen, wo er ist.«
    John lächelte. »Nein.«
    Talbot trat ihm mit Macht in die Rippen. »Sag es mir! Ich bring dich um, du Schwein, sag es mir!«
    »Er ist jetzt seit zwei Stunden allein im Dunkeln, Talbot. Ich schätze, langsam kriegt er Hunger.«
    Talbot nickte Kendall zu. »Streck seine Hand aus.«
    Kendall verstand sein Geschäft. Er hielt die Kette gespannt und drückte den Stiefel unverändert in Johns Rücken, fand aber dennoch eine freie Hand und

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