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Die Hueter Der Rose

Die Hueter Der Rose

Titel: Die Hueter Der Rose
Autoren: Rebecca Gable
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hielt ihr den Becher hin. »Mal probieren?«
    Sie machte sich keine Mühe, ihren Abscheu vor ihm zu verbergen. »Dafür werdet Ihr in die Hölle kommen, Sir Robert.«
    »Ach ja.« Er seufzte tief. »Doch ihre wahren Diener haben keinen Grund, sie zu fürchten, mein Täubchen.«
    Als er ihre schreckgeweiteten Augen sah, warf er den Kopf zurück und lachte. Es war ein hübsches Lachen, ausgelassen und voller Frohsinn, und auch seine Stimme warf das Gewölbe echogleich zurück.
     
    Nach der Messe gab es im Innenhof der Burg ein großes Durcheinander, denn alle drängelten sich um das Brautpaar, um zu gratulieren.
    Tudor küsste der Braut die Stirn und drosch dem Bräutigam auf die Schulter. »Caitlin, Simon. Gott segne euch. Ich habe gute Erinnerungen an dieses Kirchlein. Möge euch so viel Glück beschieden sein wie der Königin und mir, aber ein paar Jahre länger.« Ein übermütiger Glanz lag in seinen Augen, den John lange nicht gesehen hatte.
    Kate stellte sich auf die Zehenspitzen und küsste Tudor die Wange. »Danke, Owen.« Sie war eine schöne Braut in ihrem honigfarbenen Kleid, das ihr blondes Haar ebenso betonte wie ihre dunklen Augen.
    John stand ein wenig abseits, betrachtete die frohe Szene und konnte ein wehmütiges Seufzen nicht unterdrücken. Als ein schlanker Arm sich um seine Taille legte, bemerkte er: »Sie sieht aus wie meine Braut.«
    »So schön war ich?«, fragte Juliana ungläubig.
    Er schaute sie an. »Und bist es noch.«
    Sie verzog spöttisch einen Mundwinkel. »Heißen Dank für dieses originelle Kompliment. Aber ich sehe ein, dass ich dir kaum eine andere Wahl gelassen habe, als es aus dem Hut zu ziehen …«
    Lachend küsste er ihren Schwanenhals. »Aber es ist wahr.« Das war es wirklich. Juliana war erst zweiunddreißig, ihre Figur nur eine Spur fraulicher als die des Mädchens, das er vor achtzehn Jahren entführt hatte, ihr Gesicht frisch und faltenlos. Es hatte gelebt, dieses Gesicht, war kein unbeschriebenes Blatt wie Kates, und John wurde es nie überdrüssig, darin zu lesen.
    »Vermutlich ist es albern, rührselig zu werden, wenn man sein Kind weggibt«, murmelte er.
    Sie strich ihm mit der freien Linken über die Wange. »Das ist wahr. Zumal du in Zukunft mehr von ihr sehen wirst als früher, wenn Simon sie mit an den Hof nimmt.«
    John nickte. Es war ein schwacher Trost. »Komm. Lass uns hineingehen und sehen, ob alles fürs Festmahl gerichtet ist.«
    Arm in Arm wandten sie sich ab, als eine vertraute Stimme in seinem Rücken sagte: »Gott zum Gruße, John.«
    John fuhr so heftig herum, dass er seine Frau um ein Haar ins Gras geschleudert hätte. Dann ließ er sie los, legte die rechte Hand über den Mund und flüsterte undeutlich: »Süßer Jesus …«
    »Nein, nein, ich bin’s nur«, gab der Besucher trocken zurück und streifte die Kapuze ab.
    Mit einem Laut, der halb wie ein Stöhnen und halb wie Jubel klang, schloss John ihn in die Arme. »Gott zum Gruße, John.«
    Juliana sah den Fremden die Augen zukneifen, und zwei Tränen stahlen sich unter den langen Wimpern hervor. Dann schlug er die Lider wieder auf und lächelte ihr über Johns Schulter hinweg zu. Es war ein hageres, bartloses Gesicht mit ausgeprägten Wangenknochen und dunklen, melancholischen Augen.
    Juliana hatte diesen Mann nie zuvor gesehen, aber sie erkannte ihn sofort. »Willkommen daheim, Mylord of Somerset.«
    Er löste sich von John – der immer noch um Haltung rang und sich mehrmals mit dem Ärmel über die Augen fuhr –, verneigte sich mit der Hand auf der Brust, legte ihr dann die Hände auf die Schultern und küsste ihr die Wange. »Danke, Madam. Oder soll ich dich ›Cousinchen‹ nennen, wie mein respektloser Bruder Edmund?«
    Sie nickte. »Nur zu. Umso leichter wird es uns allen fallen, zu vergessen, wie lange du fort warst.«
    Wie schon so oft in der Vergangenheit beneidete John seine Frau um die Gabe, in schwierigen Lagen die richtigen Worte zu finden, während er selbst tumb und sprachlos daneben stand.
    Er nahm sich zusammen und legte seinem lang entbehrten Freund kurz die Hand auf den Arm. »Es tut mir Leid, dass du hier in solch einen Trubel geraten bist. Das kann kaum das Richtige sein so kurz nach deiner Heimkehr.«
    Somerset spähte zur Kapelle hinüber. »Sind es etwa mein Knappe und euer Töchterchen, die da heiraten?«
    John nickte.
    Sie sahen sich an, ohne zu lächeln. John schämte sich für all die guten Jahre, die er in England hatte verbringen dürfen, während Somerset in
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