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Die Hueter Der Rose

Die Hueter Der Rose

Titel: Die Hueter Der Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gable
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Waringham.«
    John sah auf und nickte lächelnd. »John.« Er streckte die Hand aus.
    Die gleichgültige Herablassung des Knechtes verwandelte sich in Hochachtung. Strahlend schlug er ein. »Jason. Wenn du mal Zeit hast, musst du mir unbedingt von eurer Zucht erzählen.«
    »Das mach ich gern. Aber jetzt muss ich mich beeilen.«
    Rasch wählte er für den Earl of March einen temperamentvollen, aber gutartigen Hengst, zwei weitere Pferde für Cambridges Begleiter und zu Jasons Überraschung Philemon für sich selbst.
    »Bist du sicher?«, fragte der Knecht skeptisch.
    »Oh ja.« John kitzelte den Braunen am Knie, weil er wusste, dass Philemon das nicht ausstehen konnte. »Du hast mir richtig gefehlt, du störrische Missgeburt«, murmelte er liebevoll. Philemon stampfte wie zufällig mit dem Vorderhuf. Aber der Junge hatte keine seiner Tücken vergessen und zog seinen Fuß rechzeitig weg. Der Huf landete eine Haaresbreite neben dem knöchelhohen Lederstiefel.
    John legte beim Satteln selbst mit Hand an, und so standen alle fünf Tiere bereit, als die beiden Earls ins Freie traten. Cambridge wurde von zwei älteren Knappen begleitet, beide schon an die zwanzig, die die Zügel ihrer Pferde mit einem ziemlich hochnäsigen Nicken aus Johns Hand entgegennahmen.
    »Diese Schindmähre soll ich reiten?«, fragte der eine. »Und du willst den Prachtkerl da drüben nehmen? Träum weiter, Söhnchen.«
    John bemühte sich um eine ausdruckslose Miene. »Wir können gern tauschen, aber er ist ziemlich bockig.«
    Ohne die Warnung einer Antwort zu würdigen ging der junge Mann auf Philemon zu. Er hatte diesen Gang, den John schon an vielen Heißspornen beobachtet hatte und den er so abstoßend fand: wiegend, ein wenig breitbeinig, als sei sein Gemächt so schwer, dass es ihn ständig zu Boden zu ziehen drohte.
    Kaum sah Philemon seinen Reiter kommen, legte er die Ohren nach hinten und verdrehte obendrein die Augen, bis nur noch das Weiße zu sehen war, um unmissverständlichklar zu machen, was er von Ausritten an heißen Sommertagen hielt. Cambridges Knappe ignorierte die Warnung und saß auf. Nichts geschah. Erst als er John einen verächtlichen Blick zugeworfen hatte und sich nach links beugte, um den Sattelgurt nachzuziehen, schüttelte Philemon entschieden den Kopf und stieg. Mühelos kegelte er seinen unachtsamen Reiter so aus dem Sattel.
    Cambridge, March und der andere Knappe lachten schallend. Nur John verzog keine Miene und vertiefte sich in die Betrachtung seiner Fingernägel.
    Mit hochrotem Kopf kam der Heißsporn auf die Füße und stellte den linken in den Steigbügel. Obwohl Philemon sogleich begann, sich zu krümmen und um die eigene Achse zu drehen, als habe er sich plötzlich in den Kopf gesetzt, sich selbst ins Hinterteil zu beißen, schaffte der Knappe es in den Sattel. Doch als er dem Pferd mit dem losen Ende der Zügel eins zwischen die empfindlichen Ohren gab, besiegelte er seine Niederlage. Philemon wieherte schrill, stieg und bockte, bis sein Reiter wieder ins Gras segelte, dieses Mal in hohem Bogen. Das weckte erneut große Heiterkeit, doch dann knurrte Cambridge: »Jetzt reicht es, Scrope. Der Bengel ist ein Waringham, also überlass ihm diese Höllenbrut. Wir wollen hier nicht den halben Tag vertun.«
    Scrope?, dachte John und spürte einen nervösen Stich im Magen, den er nicht so recht verstand. Er wusste genau, dass er den Namen schon einmal gehört hatte, aber ihm fiel nicht ein, in welchem Zusammenhang.
    Scrope trat zu John und riss ihm die Zügel des Schimmels, den er gehalten hatte, aus den Fingern. »Waringham?«, flüsterte er und lächelte. »So, so.«
    John drängte die plötzliche Furcht aus seinen Gedanken, trat zu Philemon und blieb einen Moment mit geschlossenen Augen neben ihm stehen, bis er das schwache Summen in seinem Kopf vernahm. Dann ergriff er die Zügel und saß in einer fließenden Bewegung auf. Philemon hatte die Ohren aufgerichtet und schnaubte einmal kurz. John hätte geschworen, dass eswie ein verschmitztes Lachen klang. Als die anderen Reiter sich in Bewegung setzten, folgte der unberechenbare junge Hengst ihnen lammfromm.
     
    John war nicht verwundert, dass sie nach London ritten, denn von Westminster aus gab es kaum ein anderes lohnendes Ziel, es sei denn, man suchte ländliche Idylle und die Schönheiten der Natur. Er fragte sich mit mäßiger Neugierde, was die beiden Earls wohl in der Stadt wollten. Vielleicht den Bischof aufsuchen oder einen der mächtigen Kaufleute. Und

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