Die Hüter der Schatten
lassen oder in den Garten pflanzen?«
»Vorerst würde ich sie im Topf ziehen«, meldete Frodo sich zu Wort, »aber wenn sie größer wird, kannst du sie ruhig in den Garten setzen. Denk nur daran, daß eine Aloe Vera viel Sonne braucht.«
»Wir hatten noch keine Zeit, viel im Garten zu arbeiten«, erklärte Emily, »aber die Kräuterbeete sind herrlich! Viele von den Pflanzen kenne ich nicht mal, aber Leslie hat mir ein tolles Kräuterbuch geschenkt …«
»Ich weiß«, sagte Rainbow lächelnd. »Ich war dabei, als sie’s gekauft hat.«
»Kätzchen!« schrie Timmie und krabbelte davon. Leslie erinnerte sich vage, daß Rizinusbohnen unbekömmlich, wenn nicht sogar giftig waren, und lief dem Kind nach.
»Die Rizinussträucher hatte ich ganz vergessen«, rief Rainbow und fing ihre Tochter wieder ein. »Alison hat sie immer ziemlich weit zurückgeschnitten, aber sie wachsen sehr schnell, und ich glaube, von den Leuten, die während des letzten Jahres hier gewohnt haben, hatte niemand kleine Kinder. Spiel hier auf der Wiese, Timmie.«
Timmie quengelte. »Kätzchen! Will Kätzchen!«
Rainbow beschattete die Augen mit der Hand. »Haben Sie eine Katze? Ich habe sie gar nicht gesehen …«
»Doch, hier läuft oft eine weiße Katze herum«, antwortete Leslie. »Ich habe ihr ein bißchen Thunfisch herausgestellt. Ich glaube, sie gehört irgendwie zum Haus …«
»Claire hat mal erwähnt, sie hätte Alison vor Jahren eines der Jungen geschenkt«, warf Frodo ein. »Rainbow sagt, Sie hätten Claire im Buchladen kennengelernt. Sie war eng mit Alison befreundet. Und Claire hat wunderschöne weiße Katzen. Sie verschenkt alle paar Monate einen ganzen Wurf, falls Sie ein Junges möchten. Schon möglich, daß noch eine von Alisons Katzen hier herumstreunt. Allerdings hatte ich damit gerechnet, daß sich nach Alisons Tod der Tierschutzverein um die Tiere kümmert.«
»Habt ihr Miss Margrave gut gekannt?« fragte Emily.
»Gut würde ich nicht behaupten«, antwortete Rainbow. »Sie kam manchmal in den Laden. Aber eigentlich war sie mit Claire befreundet und nicht mit mir; schließlich war sie sehr alt. Trotzdem waren wir alle entsetzt über ihren Tod. Sie schien so kräftig und robust. Deswegen hat die Polizei auch alle ihre Bekannten vernommen, um herauszufinden, ob jemand Näheres über ihren Tod wußte. Sind Sie diejenige, die Alison ausgewählt hat, ihren Platz einzunehmen?«
Leslie schüttelte den Kopf. »Ich habe Miss Margrave nicht persönlich gekannt.«
»Darauf kommt es auch nicht an«, versicherte ihr Frodo. »Solange Sie die Richtige sind. Was machen Sie beruflich, Dr. Barnes? Sind Sie Ärztin?«
»Nein, klinische Psychologin.«
»Aber dann sind Sie ja eine Frau ganz nach Alisons Herz«, rief Frodo aus. »Sie hat sich ebenfalls mit Psychologie und Parapsychologie beschäftigt. Es sind Leute aus der ganzen Welt angereist, um Alison zu konsultieren. Sie war berühmt.«
»Ich dachte, Miss Margrave war Musikerin und spezialisiert auf … was war das noch, Emily? Cembalos?«
»Das stimmt«, sagte Rainbow, »aber da war sie jünger. Oh, sie hat hin und wieder noch gespielt. Einmal war ich mit Claire hier, und sie hat mir etwas vorgetragen – sie besaß alle möglichen Cembalos. Eines war schwarz lackiert, über und über mit Gold bemalt und mit Einlegearbeiten aus Perlmutt verziert.«
»Ich habe mich schon oft gefragt, was wohl aus den Instrumenten geworden ist«, meinte Emily.
Rainbows Stimme klang plötzlich ausdruckslos und neutral. »Ich glaube, sie hat sie einem Freund vermacht. Einem einstigen Musiker. Wie ich schon sagte, so gut kannte ich Alison nicht.«
Emily seufzte. »Ich frag’ mich, ob ich versuchen soll, mir ein Cembalo zu bauen.«
»Alison hätte sicher gerne eins im Haus«, meinte Frodo. »Sie hat mal zu mir gesagt, sie würde niemandem gestatten, in ihrem Haus zu wohnen, bis die richtige Person käme. Und jetzt wohnt hier wieder eine Musikerin. Rainbow, wir müssen Claire davon erzählen!«
»Genau!« rief Rainbow und blickte Leslie strahlend an. »Alison muß das Haus für Sie aufgehoben haben!«
Leslie lachte beklommen. »Also, ich finde das … ein bißchen verrückt.« Die jungen Leute waren nett, aber sie hingen sehr seltsamen Vorstellungen an.
Rainbow schaute sich kurz nach Timmie um. Die Kleine patschte in dem Schlamm um den Rasensprenger herum. »Das Haus ist ein paarmal verkauft worden, aber aus dem einen oder anderen Grund konnten die Leute nicht darin wohnen. Bis Sie gekommen
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