Die Hüter der Unterwelt - Die Seele der Schlange (German Edition)
lebst und deine Beute findest. Hör hin."
Sie spürte das versunkene Lächeln auf ihren Lippen, widerstand jedoch der Versuchung, die Augen zu schließen.
Der verborgene Pfad wand sich einem Flussbett gleich durch das Unterholz, verworrene, märchenhafte Bäume neigten sich über die Böschungen.
Tanzte ein Sonnenstrahl auf der dunklen Rinde, so sah Catharina zarte Nymphenkörper, silbern blitzend, schwerelos und schneller verschwunden als der Verstand sie erfassen konnte.
Nubes huschte lautlos zwischen den Wurzeln umher, bemooste Flechten, die sich in die Erdhänge gruben. Er hob witternd den Kopf, seine Nasenflügel waren gebläht und fingen jeden Hauch von Beutegeruch ein. Nox folgte dem nebelgrauen Jäger ohne dass Catharina ihn zu führen brauchte.
Die erste Falle lag am Ende dieses Sagenwaldes. So hatte sie stets einen Grund hatte, ihn zu durchreiten.
Allerdings verrieten ihr die feinen Moschusdüfte im Einklang mit Nubes angespannten Schultern, dass hier etwas Größeres vorbeigezogen sein musste, als ein ahnungsloser Hase.
Neckisch beschleunigte sich ihr eigener Herzschlag … so viel also zu ihrem Vorsatz, wirklich nur die Schlingen zu kontrollieren.
Nox schnaubte fröhlich, als er ihren Stimmungswechsel bemerkte und Catharina beugte sich lachend über seine Mähne.
“Weißt du, kleiner Schatten … Allein die Tatsache, dass ich hier bin, wird mir einen Gefängnisaufenthalt einbringen. Von der Tracht Prügel einmal abgesehen.” Ihre letzten Worte bargen feurige Ironie. “Da sollten wir das Verbotene noch einmal auskosten.”
Seit die Schlange in ihrer Nähe war, strahlte Michaels Aura jene flirrende Spannung aus, die dichte Wolkenberge vor einem Gewitter auszeichneten. Nicht selten vermochte sie zu beobachten, wie er mit der Faust gegen die Bretterwand drosch oder dem Dämon sämtliche Beschimpfungen und Flüche eröffnete, deren er Herr war. Viper tat gelassenen Spottes und anzüglichen Bemerkungen Catharina gegenüber sein Übriges, um ihren Vater zur Mordlust zu verführen.
Es gab nur eines, in dem die beiden sich einig waren: Dass sie keinen Schritt vor die Tür zu setzen hatte. Sich ruhig verhalten und beschützen lassen sollte, wie ein unartiger Welpe.
Michael hatte sich vorsichtig an diese dezente Aufforderung herangetastet, wohl aufgrund des unheilverkündenden Blitzen ihrer Augen.
"Es ist gar nicht nötig, dass du dich in Gefahr begibst, mein Herz. Und bedauerlicherweise bist du die Zielscheibe dieses dreckigen Getiers. Für sämtliche Beteiligten wäre es sicherer, würdest du uns nicht begleiten …"
Diese schnörkeligen Wortwindungen waren mehr als uncharakteristisch für ihn, während Viper jegliches Feingefühl für überflüssig befand.
Selbst die Erinnerung an seine ruhige, herrische Stimme entlockte ihr ein leises Fauchen.
"Verlass das Haus und ich leg dich übers Knie."
Verwunderlich, dachte sie zynisch, da er es doch eigentlich liebt, mit Worten zu spielen.
Bereits in den frühen Morgenstunden waren er und ihr Vater zum Waldesrand gezogen, auf dass der Erste Höllenfürst die Schutzrunen neu zeichnen konnte.
Natürlicherweise müsste Catharina versuchen, vor ihnen zurückzukehren, sich unschuldig wieder vor den Kamin hocken, die Hände in den Schoß legen und tun, als sei sie nie fort gewesen.
Doch irgendetwas sagte ihr, dass dieses Vorhaben unter Vipers Augen vollkommen zwecklos wäre. Egal wie lange sie nun fern blieb, sein tödlicher Blick würde derselbe bleiben.
Vergnügt über jene Erkenntnis, strich sie durch Nox´ seidenglattes Fell und legte den Kopf zurück. Der Wind begrüßte sie mit leisem Gesang, strich liebkosend über ihre Kehle und die Wangenbögen. Erinnerte sie an eine andere Berührung, die das Herz in ihrer Brust tanzen ließ.
Über ihr verflochten sich die Baumkronen, doch hauchfeine Stücke des Himmels erstrahlten wie Saphirsplitter zwischen den tiefgrünen Blättern.
“Kleiner Wolf, hörst du mich, wilde Melodien berühren dich.
Lauf mit mir, ich spüre das Lied deiner Seele erklingen,
Flieg mit mir, auf seidigen Schwingen.
Kleiner Wolf, siehst du mich, selbst das Morgenrot trennt uns nicht.”
Nox erwiderte die hellen Klänge mit übermütigen Sprüngen, während Nubes an seinen eleganten Läufen vorbeistrich und einen Erdhang erklomm, um Catharina in die Augen blicken zu können.
Zärtlich fuhr sie durch sein dichtes Brustfell und zügelte zugleich ihren geliebten Hengst.
Die Melodie verklang noch in der Ruhe des
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