Die Hüter der Unterwelt - Die Seele der Schlange (German Edition)
Feuerbecken. Krallenspuren zeichneten sich auf hartem Granit, ledrige Hautfetzen sprenkelten den Boden.
Und inmitten der Verwüstung stand Kyrael, in vollkommener Entspannung an eine zerkratzte Steinsäule gelehnt. Seine goldenen Katzenaugen blitzten ihr schalkhaft entgegen, während er genüsslich Ruß und Federn von seinen Krallen strich. “Hach, ich genieße die Verwirrung in eurem Blick!”, trällerte er spöttisch. “Wir können auch noch Äonen hier verweilen und meine Wenigkeit bewundern … aber ich denke, ihr solltet euch ein klein wenig eilen.”
“Hochmut?”, fragte Catharina und verbiss sich mühsam das Lachen
“Grenzenlose Arroganz”, gab Viper ihr seine gereizte Antwort.
“Gerechtfertigtes Selbstvertrauen”, entgegnete die Katze.
In zwei Schritten überwand Viper die Distanz und musterte seinen Bruder mit schief gelegtem Kopf. “Pass auf dich auf, Kyrael.”
Sein Blick wanderte belustigt von Viper zu Catharina und wieder zurück.
“Bin ich es, der Luzifer soeben eine schallende Ohrfeige gegeben hat?”
Einen Herzschlag später stieß Viper ein kapitulierendes Zischen aus, packte Kyrael bei den Schultern und zog ihn in seine Arme.
Als er schließlich zurücktrat funkelten die Augen der Katze goldenem Bernstein gleich, und Catharina erahnte zum ersten Mal, wie tief das Band der Höllenfürsten einst gewesen war.
Diesmal deutete sie zum Abschied eine neckende Verbeugung an und Kyrael erwiderte den Gruß mit seinem schnurrenden Lachen. “Wir sehen uns bald wieder, schöne Amazone. Und schieb unserem herrischen Nazriel die Kandare zwischen die Zähne.”
Seine Konturen begannen zu verschwimmen, seidigschwarzes Fell flirrte über weiße Haut und im nächsten Lidschlag blickte Catharina der Katze nach, die in den Schatten verschwand.
Sie lächelte vergnügt und tastete nach Vipers Hand, verflocht ihre Finger mit den seinen. Seine Lippen glitten flüsternd über Catharinas Schläfe.
Ihre Seele begann einen schillernden Tanz, umwirbelte Viper, als er ihr Handgelenk ergriff und sie mit sich zog.
Epilog - Im Schatten der Sünde
“Er sucht dich …”, flüstert Vipers Stimme dicht an ihrem Ohr noch bevor die Frage über ihre Zunge gleitet. Sie sieht sich um, folgt den tanzenden Lichtflecken auf Moos und geschecktem Laub. Vogelgesang erfüllt die Abenddämmerung.
Leiser Hufschlag lässt ihren Körper erwachen, freudig und angespannt.
Das weiße Fell des Hengstes schimmert wie Sternlicht zwischen den efeuumrankten Baumstämmen.
Und die vertraute Stimme ruft ihren Namen.
Sobald Vipers Arme sie freigeben, flitzt sie los, gleicht einem von der Sehne gelassenen Pfeil. “Vater!”
Ruckartig wendet der dunkelhaarige Mann seinen Schimmel, ein frohlockendes Strahlen erhellt seine Meeresaugen, als er sie erblickt.
“Kleine Eule!”
Er schwingt sich aus dem Sattel, läuft ihr entgegen und nur einen Herzschlag später umfangen sie seine starken Arme. Catharina legt die Hände flach auf seinen Rücken, spürt, dass sie nach Hause kommt.
Sein vertrauter Geruch umspielt ihre Sinne. Und in diesem Moment wird ihr bewusst, wessen Tochter sie bleiben wird.
“Bei Gott, Mädchen, lauf mir noch einmal davon und ich leg dich übers Knie, dass dir Hören und Sehen vergeht!”, stößt er lachend hervor.
Lautlos tritt Viper aus den Schatten, schenkt Catharina ein schiefes Lächeln, das sein eigenes, stummes Taktgefühl lobpreist.
Ihr Vater hebt langsam den Kopf, sieht dem Dämonen zum ersten Mal in die Augen, ohne dass Mordlust und Tobsucht seinen Blick verdunkeln.
“Du hast mir meine Tochter zurückgebracht.” Die raue Stimme ist einen sturen Hauch von Dankbarkeit entfernt. Wieder streifen seine Augen über ihr Gesicht, als wolle er sich für immer an ihr Bild erinnern.
“Du weißt es”, wispert er plötzlich erstickt und eine steile Falte erscheint zwischen seinen Augenbrauen.
“Es ändert nichts. Du bist der Vater meines Herzens”, schnurrt sie, glättet mit sanften Fingern seine Stirn und lässt das Lachen aus ihrer Seele perlen. “Verzeih, aber leider musst du mich bis zum Ende deiner Tage ertragen!”
“Mit Vergnügen, Cathi.” Neckisch entwirren seine Hände ihre zerzausten Haarsträhnen und er lacht.
Ihr geschmeidiger Körper durchbricht die Nebelschleier, jagt mit dem kühlen Windhauch. Der glatte Stein ist Seide unter ihren Füßen, Gischtperlen und Tau funkeln auf kupfernem Haar und wispernden Federn.
Wasserrauschen erfüllt die Stille, die kalten
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