Die Hüter des Gesetzes (Orion 03)
Helga die nächsten Minuten oder länger vollauf beschäftigen konnte. Das war wichtig, denn er selbst glaubte jetzt schon an ein Unglück.
»Ich? Idol McLane?«
Helga blitzte Atan wütend an.
Er grinste niederträchtig. »Versuche doch bitte nicht, deinen alten, klugen Freund, Kollegen und Partner Atan Shubashi anzuschwindeln. Natürlich schwärmst du für Commander Cliff Allistair McLane. Das weiß nur einer nicht!«
»Wer?« rief sie erbost.
»Cliff«, erwiderte Atan trocken. »Übrigens ... 264 ist wieder gesund!«
»Lenke nicht ab«, sagte sie. »Das ist doch unmöglich! Ich gebe zu, daß Cliff ein gutaussehender Mann ist, der einen gewissen Charme besitzt. Er ist nicht kleinlich, besitzt hohen persönlichen Mut und ist Junggeselle.«
»Bereits einer der aufgeführten Gründe«, versicherte ihr Atan lachend, »reicht völlig, um ihn begehrenswert für kleine, dunkelhaarige Funkerinnen zu machen. Warst du schon einmal in seiner Höhle?«
Sie wurde rot und schüttelte den Kopf.
»Du meinst seinen Bungalow auf Groote Eylandt?« fragte sie dann.
»Den meine ich. Eine vollautomatische Angelegenheit in Kuppelform mit viel Stil. Und mit einer Hausbar, die mit jeder Flottenkantine ernsthaft konkurrieren kann. Das müßtest du dir einmal ansehen gehen.«
»Ich werde mich hüten – grundsätzlich nicht mehr als Freundschaft unter Angehörigen einer Crew. Ich bin vorsichtig geworden, mein Lieber.«
Atan schüttelte den Kopf.
»So jung und schon so naseweis«, sagte er. »Du scheinst ebenfalls in der Psychologie der Raumfahrer des ehrwürdigen Herrn Hammersmith zu lesen. Irre ich sehr?«
»Nein. Ich habe das Buch von Tamara empfohlen bekommen«, sagte sie mit einem verlegenen Lächeln. »Es stehen einige fundamentale Erkenntnisse auf den dünnen Kunststoffseiten.«
Atan sah auf seine Uhr.
»Es wird uns nicht mehr retten können«, sagte Helga plötzlich, »wenn du jetzt zurückschaltest.«
Er sah dem Sekundenzeiger zu, der unaufhaltsam über die Einteilung des Randes wanderte. Dann beugte sich Atan nach vorn und zog den schlanken Hebel mit der glänzenden Griffkugel an der Spitze zu sich heran. Schlagartig brach die Projektion zusammen.
»So«, sagte er ruhig. »Das Feld ist zusammengebrochen. Schalte die Heizung wieder auf voll.«
»Deine Schuld«, sagte sie, »wenn 264 dich nicht wiedersehen wird.«
Er lächelte verloren.
264 war sein Hund, ein schwarzer Pudel. Die Überbevölkerung der Erde und der Nahrungsmangel hatten vor einem Jahrhundert zu Zwangsmaßnahmen geführt. Viele Haustiere wurden nur noch in wenigen Exemplaren gehalten. Jetzt, da sich die Menschheit über einen Raum in Form einer Kugel von neunhundert Parsek Durchmesser ausdehnen konnte, nahmen die Mengen wieder zu. Atans Pudel war einer von dreihundertsechsundsiebzig Pudeln. In einigen Jahren würde die Zahl wieder höher sein; jetzt waren die Tiere selten, kostbar und wurden entsprechend umsorgt.
»Ich weiß, daß ich schuld bin«, sagte er. »Nibelungentreue. Der Hund wird es verschmerzen können.«
»Warum hast du nicht auf mich gehört?« fragte Helga.
»Sprich nicht soviel«, erwiderte Atan und warf die kleine Zentralmaschine an. »Spare deine Kraft für später, falls wirklich die ORION nicht bald kommt. Du wirst die Ruhe und die Beherrschung noch brauchen können.«
»Es wird kalt«, sagte Helga. »Sehr kalt.«
Er nickte und beschleunigte das Boot mit genau der Menge Antrieb, die bei maximalster Rückstoßwirkung ein Minimum an Energie benötigte. Dann trieb das Boot endlich aus dem Anziehungsbereich des Planeten hinaus und behielt den eigenen kinetischen Impuls bei.
»Ja«, sagte er. »Sei bitte ruhig jetzt und mache mich nicht auch noch nervös.«
»Wie lange schützt uns das Isoliermaterial noch?« fragte Helga.
»Mindestens so lange, bis uns Cliff holt«, sagte Atan mürrisch und stellte die Maschine ab.
»Heizung auf höhere Leistung!« ordnete er an. Helga gehorchte wortlos.
»Du machst uns beiden etwas vor, Atan!« sagte sie.
»Meinetwegen.«
Sie blickten gleichzeitig auf die Marke des Energieanzeigers. Das leuchtende Dreieck zeigte auf die Ziffer Sieben.
»Auf Marke Sieben«, sagte Atan ruhig. »Wir können die Heizung noch gute zwei Stunden eingeschaltet lassen.«
»Du lügst, Atan«, sagte Helga apathisch.
»Halte endlich den Mund und versuche zu schlafen!« brüllte Atan plötzlich. Sie sah ihn von der Seite an und erkannte, daß auch er am Rande seiner Beherrschung stand. Die Raumtemperatur sank nicht
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