Die Hüter des Lichts - nach dem Drehbuch von William Joyce
Bunny. »Gibt’s ein Wettrennen? Das wird gewaltig.«
Die Zahnfee flitzte so schnell umher, dass Babyfee kaum hinterherkam. »Vier Prämolaren dort drüben.« Sie deutete nach links. »Ein Schneidezahn zwei Blocks östlich von hier! Ist das ein Backenzahn? SIE SIND ÜBERALL !« Die Aufgabe, die vor ihnen lag, allein in dieser Stadt, überwältigte sie. Sie taumelte vom Dach und purzelte direkt auf eine Plakatwerbung für Zahnpasta. »Au«, stöhnte sie und rieb sich den Kopf.
Jack sprang auf die Reklametafel, um nach ihr zu sehen. »Alles okay bei dir?«
»Alles bestens«, sagte die Zahnfee. »Tut mir leid. Es ist lange her, dass ich im Außendienst war.«
»Wie lang ist lange?«, wollte Jack wissen.
»Vierhundertundvierzig Jahre«, antwortete sie. »Mehr oder weniger.«
Bevor Jack etwas erwidern konnte, hatte die Zahnfee in einem Zimmer unter ihnen ein schwaches Leuchten unter dem Kopfkissen eines kleinen Mädchens entdeckt. Ohne ein weiteres Wort sauste sie davon.
In einem schwach beleuchteten Schlafzimmer war Jack gerade dabei, sich einen Zahn zu sichern, als Bunny aus einem Loch im Boden schoss, sich den Zahn krallte und verschwand.
In der nächsten Stadt entdeckte Nord zwei Zähne unter einem Kopfkissen. Mit einem triumphierenden »Yippie!« schnappte er sich beide und eilte davon.
In einem anderen Haus holte Bunny gleich mehrere Zähne unter dem Kissen eines schlafenden Kindes hervor. »Hauptgewinn!« Er schaute sich in dem Zimmer um. An den Wänden hingen Hockey-Poster und die Regale standen voll mit Pokalen. »Sieht aus, als wärst du ein kleiner Draufgänger, Kumpel«, meinte Bunny.
Nord stand neben dem Bett eines kleinen Jungen. »Ist doch Pallepille!«, flüsterte er. Aber gerade als er sich vorbeugte, schoss Bunny aus einem Kaninchenloch hervor. Während die beiden Hüter sich um den Zahn stritten, schlüpfte Sandi zwischen sie und schnappte sich die Trophäe. »Das ist mein Zahn!«, rief Nord ihm im Flüsterton hinterher. »Sandi! Sandi!«
Bunny nahm den Wettkampf mit Jack höllisch ernst. Als Jack das nächste Zimmer betrat, fiel er in ein Kaninchenloch, das Bunny unter ihm öffnete. Grinsend nahm Bunny den Zahn an sich und verschwand durch ein anderes Loch.
Die Zahnfee langte unter ein Kissen und zog einen Zahn hervor. Der Zahn war vollkommen, aber an seiner Wurzel hing eine Maus. Babyfee griff sofort an und zwang die Maus loszulassen. »Woah, woah!« Die Zahnfee zog Babyfee zurück. »Sie gehört zu uns. Europäische Außenstelle.« Die Zahnfee wandte sich an die Maus und erkundigte sich auf Französisch höflich nach ihrem Befinden. »Ça va, Madame?«
In wieder einer anderen Stadt war Bunny gerade dabei, sich den nächsten Zahn zu sichern. Doch als er unter das Kopfkissen des Kindes griff, fand er stattdessen eine Nachricht mit einem Pfeil, der auf das Fenster zeigte. Dort hielt Nord breit grinsend den Zahn des Kindes hoch.
»Hä, was?«, machte Bunny überrascht, doch Nord war schon auf dem Weg in ein anderes Haus.
Beim nächsten Versuch war Bunny sich sicher, dass der Zahn ihm gehörte. Doch als er auf dem Dach ankam, hörte er das Krachen von Frost und Eis.
»Hilfe!« Bunny rutschte ab und purzelte das spiegelglatte, schiefergedeckte Dach hinunter. Auf dem Weg nach unten schlitterte er an Jack vorbei, der nur die Hand auszustrecken brauchte, um sich Bunnys Zahn zu schnappen.
»Jawohl!«, jubelte Jack, doch einen Moment später umwirbelte ihn ein Traumsandfaden.
Sandi winkte ihm zu Abschied zu, als er mit dem Zahn abzog.
Nord ließ sich durch einen Schornstein in ein Häuschen fallen. Er freute sich darauf, den nächsten Zahn zu ergattern und seinen Punktestand zu erhöhen. Als seine Füße die Holzscheite im Kamin berührten, streckte sich eine pelzige Pfote aus.
»Ha ha! Ho, ho, ho!«, lachte Bunny und zündete das Feuer an.
»Ahhhh!«, schrie Nord und schoss aus dem heißen, lodernden Kamin in die wohltuende Kälte auf dem Dach hinaus.
Nord, Sandi, Jack und Bunny kamen auf einem Hausdach zusammen. Ihr kleiner Wettkampf hatte jede Menge Spaß gemacht und jeder von ihnen hatte einen großen Sack gefüllt mit Zähnen neben sich stehen.
»Wow!« Die Zahnfee war schwer beeindruckt. »Ihr Jungs seid genauso schnell wie meine Feen, wenn es darum geht, Zähne zu sammeln und Geschenke zu verteilen.«
Die Hüter sahen sich an.
Die Zahnfee musterte ihre erschrockenen Gesichter. »Ihr habt schon daran gedacht, Geschenke dazulassen, oder?«
Die Sache war den anderen so peinlich,
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