Die Hüter des Lichts - nach dem Drehbuch von William Joyce
dass sie schwiegen.
Ein paar Minuten später standen die treuen Hüter vor einem Münzwechselautomaten an. Einer nach dem anderen stopften sie zerknitterte Banknoten in den Schlitz und warteten, bis die Münzen aus dem Automaten klimperten.
Dann machten sie sich wieder an die Arbeit.
Nord nahm einen Zahn und legte eine Münze und eine Zuckerstange an seine Stelle.
Bunny trug die Münzen in seinen dicken Fellpfoten. Er legte eine Münze und ein paar Ostereier auf das Bett eines Kindes.
Babyfee stopfte eine schwere Münze unter ein Federkissen.
Die Zahnfee ließ eine Münze für ein schlafendes Kind zurück.
Und Sandi betrat ein Haus durch die Hundetür und legte im Kinderzimmer eine Münze ab.
Ein kleiner Junge sah die Hüter von seinem Schlafzimmerfenster von einem Dach zum nächsten springen. Vor lauter Überraschung ließ er seine Babytasse fallen.
Schließlich stiegen die Hüter wieder in den Schlitten. Ganz in der Nähe lauerte ein Albtraum und beobachtete, wie Nord die Zügel aufnahm. Als die Hüter in den Himmel aufstiegen, zerstob Pitchs Spion in Tausende Sandkörner und rieselte durch den Gully in den Abwasserkanal.
Zur gleichen Zeit stand Pitch in seinem düsteren Versteck neben einem mit Licht besetzten Globus, der genauso aussah wie der in Nords Werkstatt. An den Wänden um ihn herum hingen die gestohlenen Zahnschachteln. Die Zähne glitzerten im Schein des Globus, während die Minifeen traurig aus den Käfigen starrten, in die Pitchs Armee sie gesperrt hatte.
Pitch streckte einen Finger nach dem Globus aus, dann drehte er sich zu dem Albtraum herum, der gerade in die Kammer geglitten kam.
»Warum gehen die Lichter nicht aus?«
Der Albtraum stieß ein leises Heulen aus.
Pitch stampfte wütend mit dem Fuß auf. Dass die Lichter noch brannten, konnte nur eines bedeuten: Es gab immer noch Kinder, die an die Hüter glaubten. Seine Stimme erhob sich: »Sie sammeln die Zähne ein, stimmt’s?«
Die Minifeen begannen aufgeregt zu zwitschern, als sie das hörten. Ihre hoffnungsvollen Stimmchen hallten durch Pitchs Versteck.
Pitch wirbelte zu ihnen herum. »Hört mit diesem Krach auf«, befahl er. »Oder ich stopfe ein Kissen mit euch.«
Mit finsterem Gesicht hob Pitch die Hand und schuf ein Bildnis von Sandi aus Albtraumsand. »Nun gut, genießt euern letzten Sieg. Denn morgen schon werden all eure lächerlichen Bemühungen vergebens gewesen sein.« Und damit zerquetschte Pitch Sandis Bildnis in seiner Faust.
Kapitel 7
Jamies cooler Spielzeugroboter stand auf dem Nachttisch und hielt Wache. Die Zunge hatte Jamie in die neue Zahnlücke gesteckt und schlief tief und fest.
Die Zahnfee flatterte über Jamies Kopf herum, während Jack sich neben das Bett stellte.
»Linker innerer Schneidezahn, bei einer wilden Schlittenflugpartie rausgeschlagen.« Die Zahnfee hob den Blick und blinzelte zu. »Wie das wohl möglich war, Jack?«
Jack lachte und betrachtete das Bild, das Jamie gemalt und an die Wand gehängt hatte. Es zeigte, wie Jamie mit seinem Schlitten durch die Luft flog und seine Freunde mit Schneebällen bewarf.
Jack errötete. »Kinder, was?«
Die Zahnfee lächelte auf den friedlich schlummernden Jungen hinab. »Das habe ich an meiner Aufgabe immer am meisten geliebt – den Kindern beim Schlafen zuzusehen.« Sie hielt inne und fügte dann hinzu: »Warum habe ich das je aufgegeben?«
Jack konnte sehen, wie sehr die Zahnfee ihren Job liebte. »Ist ein bisschen was anderes, wenn man näher dran ist, oder?«, bemerkte er.
Die Zahnfee nickte. »Danke, dass du hier bist, Jack. Ich wünschte, ich hätte das mit deinen Erinnerungen früher gewusst. Ich hätte dir helfen können.«
»Jetzt kümmern wir uns erst mal um dich«, sagte Jack. »Und dann ist Pitch dran.«
Plötzlich drang von draußen ein Geräusch herein. Ihre Köpfe flogen zum Fenster.
»Hier seid ihr!« Nord schleppte einen großen Sack über der Schulter. Die Fensterbank ächzte unter seinem Gewicht, als er sich ins Zimmer zwängte. Sandi und Babyfee kamen hinterher.
»Was läuft, ihr lahmen Enten?«, fragte Nord.
»Pscht«, flüsterte die Zahnfee und deutete auf den schlafenden Jamie.
»Wie fühlst du dich, Zahnfeechen?«, fragte Nord.
»Als würde man an mich glauben«, antwortete die Zahnfee.
»Haha!« Nord stieß ein leises Lachen aus. »Genau das wollte ich hören.«
»Oh, so ist das also …« Bunny tauchte aus seinem Kaninchenloch auf. »Habt euch wohl verbündet, um dafür zu sorgen, dass der Hase auf dem letzten
Weitere Kostenlose Bücher