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Die Hueterin der Geheimnisse

Die Hueterin der Geheimnisse

Titel: Die Hueterin der Geheimnisse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pamela Freeman
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seinem Kopf leiser wurde, als habe er seine Gedanken von ihr abgewandt. Doch sie verklang nicht gänzlich. »In Ordnung«, sagte er. »Ich denke mal, auch um dich muss sich jemand kümmern.«
    Sie kehrten zu den anderen zurück und aßen Räucherforelle, eingelegte Zwiebeln und braunes Brot. Zwei der Männer wetteiferten im Rülpsen. Der Freund des Rothaarigen, dessen Name sich als Geb erwies, gewann.
    »Hättest mal auf mich wetten sollen, Red«, sagte er und lachte, während der Rothaarige einem der anderen Münzen aushändigte.
    Red grinste und nickte. »Ich hätte wissen müssen, dass du nur heiße Luft von dir gibst«, entgegnete er.
    Die Männer lachten und scherzten, während sie ihre Vorräte verstauten und die Boote wieder aussetzten. Acton und Baluch sahen ihnen vom Ufer aus zu und kicherten, als Red
versuchte, Geb in den Fluss zu werfen. Geb schob ihn weg und zog zum Schein eine verdrießliche Miene auf. Red hievte sich in das Boot und hielt Geb die Hand entgegen.
    »Oh, nein!«, sagte Geb lachend, der nun allein im Fluss stand, bis zu den Oberschenkeln im Wasser. »Du wirst mich halb aus dem Wasser ziehen und dann wieder loslassen.«
    Red schüttelte den Kopf. »Nein, werde ich nicht. Ehrlich.«
    »Bewegt euch«, rief Asgarn ungeduldig aus dem anderen Boot.
    Geb nahm Reds Hand und zog sich an ihr hoch. Und natürlich, auf halbem Weg fiel er zurück ins Wasser. Die anderen lachten. Red jedoch schrie »Geb!« und griff nach ihm, um ihn an der Schulter aus dem Wasser zu ziehen. Dann fing Geb an zu schreien, stieß einen hohen, ungläubigen Schrei aus wie ein Kind in einem Albtraum.
    Im Wasser war Blut. Wassergeister, dachte Bramble, zu dieser Zeit gab es sie wahrscheinlich noch in jedem größeren Strom.
    »Zieht ihn hoch, zieht ihn hoch!«, schrie Red, woraufhin die anderen herbeieilten, um Geb unter den Armen zu packen und aus dem Wasser zu ziehen.
    Acton machte Anstalten, ins Wasser zu springen, doch Baluch hielt ihn zurück. Die Musik in seinem Kopf war nun warnend, schrill und lärmend, voller Furcht. »Nein«, sagte er. »Da unten ist etwas.«
    Die Männer zogen und zogen, und plötzlich war Geb aus dem Wasser heraus. Etwas klammerte sich an seine Beine, doch noch während sie hinschauten, löste sich der Wassergeist in Luft auf, wie Dunst, wie vom Wind vertriebener Nebel. Er heulte, während er verschwand, ein dünnes, klagendes Geheul, das Baluch die Nackenhaare aufrichtete.
    Geb blutete stark. Die großen Adern seiner Beine
pumpten das Leben aus ihm heraus. Red hielt ihn in den Armen und versuchte, die größten Adern abzudrücken, aber es bestand keine Hoffnung. Geb packte Reds Jacke und sagte: »Meli …«
    »Ich werde für sie sorgen«, versprach Red. Geb nickte noch einmal schwach. Dann starb er.
    Acton und Baluch stiegen vom Kies aus in das Boot, sorgsam darauf bedacht, mit den Füßen nicht das Wasser zu berühren. Red schaute mit vorwurfsvollem Blick zu Acton. Es war ein wilder, gramvoller Blick.
    »Du hast nicht einmal versucht, ihm zu helfen«, sagte er. Dann beugte er sich über Gebs Leiche und fing an zu weinen. Acton starrte ihn mit verbissener Miene an. Bramble fand, dass er nun älter aussah, dass sich die Falten in seinem Gesicht tiefer eingruben als noch einen Augenblick zuvor.
    »Kommt mit mir, Baluch, Den, Odda. Wir werden Holz im Wald für einen Scheiterhaufen sammeln«, sagte er. Er sprang aus dem Boot, als sei er froh, wieder festen Boden unter den Füßen zu haben. Die anderen folgten ihm. Einer platschte bei der Landung in das seichte Wasser und stolperte entsetzt den Kiesstrand hinauf, vor Eile beinahe auf alle viere fallend, um nur ja weg vom Wasser zu kommen.
    »Dieses Land ist verflucht!«, sagte Red.
    Baluch machte das Zeichen, um Unheil abzuwenden, und trat näher an Red heran. »Acton wollte helfen. Ich habe ihn zurückgehalten.«
    Red starrte ihn zornig an. »Niemand hält ihn von etwas zurück, was er wirklich will.«
    Bramble fand diese Bemerkung passend. Niemand hielt Acton auf. Baluch wandte sich ab und folgte Acton.
    »Wenn wir weiterfahren, will ich lieber in Asgarns Boot mitfahren«, sagte Red.
    Baluch hielt inne. Er drehte sich zwar nicht um, nickte jedoch
und sprang dann ans Ufer. Mitten im Sprung kam das Wasser von der Seite und fegte Bramble in einem Schauer von Gischt und Luftblasen hinweg.

    Sie spielte einen einfachen, sich monoton wiederholenden Rhythmus auf einer Trommel. In ihrem Kopf hallte ein zusätzlicher Rhythmus wider. Es muss Baluch sein, dachte

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