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Die Hueterin der Geheimnisse

Die Hueterin der Geheimnisse

Titel: Die Hueterin der Geheimnisse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pamela Freeman
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»Geht«, sagte er dann zu der Gruppe Frauen.
    Einige von ihnen machten Anstalten loszugehen, doch Snapper verschränkte die Arme. »Wohin sollen wir gehen?«, fragte sie. »Ein Haufen Frauen und Kinder ohne Möglichkeit, ihren Lebensunterhalt zu bestreiten. Wir können fischen, aber das hier ist der einzige Hafen von hier bis weit hinter den Horizont. Es ist einfach, uns das Leben zu schenken und sich deshalb gut zu fühlen, aber am Ende des Winters sind wir ohne Zuflucht und Nahrung trotzdem tot.«
    Asgarn wandte sich angewidert ab, doch Acton hörte zu, wobei seine Miene immer ernster wurde. Baluch flüsterte ihm etwas ins Ohr, und er nickte.
    »Es gibt da ein Dorf«, sagte er. »Es ist unbewohnt. Unter zwei Voraussetzungen könnt ihr es haben. Die erste lautet, dass ihr unsere Boote unbehelligt den Fluss befahren lasst. Die andere, dass ihr jeden aufnehmt, der …«, er suchte nach dem Wort, fand es jedoch nach dem Ausdruck auf seinem Gesicht zu urteilen nicht, »der Zuflucht benötigt. Ich weiß nicht, wie der Ort heißt, aber er liegt ein paar Kilometer flussaufwärts von hier. Nennt ihn Sanctuary.«
    »Also, geht los jetzt«, fügte er in Richtung der Frauen hinzu,
als verscheuche er eine Schar Hühner vor seiner Tür, »los jetzt, bewegt euch.« In seinen Worten klang Freude mit, und Bramble empfand eine Mischung aus Verdruss und Bewunderung. Er war ja so ein … ein Idiot ! Er konnte so großzügig sein wie ein reicher Mann auf dem Sterbebett, doch erkannte er nicht, dass Asgarn gefährlich war. Er selbst war zu aufrichtig, als dass er die Grenze erkennen konnte, an der sich Schlauheit in Verschlagenheit wandelte. Diese Grenze hatte Asgarn schon lange überschritten.
    Die Frauen starrten ihre am Klippenrand stehenden Männer an. Actons Kriegern gefiel dies nicht. Sie warfen den Frauen zornige Blicke zu, und dann fing einer von ihnen an, mit dem Schwert gegen sein Schild zu schlagen und zu rufen: »Ac-ton! Ac-ton!« Andere fielen mit ein. Was zuvor ein Laut der Verherrlichung gewesen war, klang nun wie eine Bedrohung.
    Hastig zogen die Frauen ihre Kinder an sich und drehten sich um, um zu gehen. Bemüht, sich ihren Schrecken nicht anmerken zu lassen, unterhielten sie sich über das neue Dorf. Einige von ihnen kannten es. Bewusst kamen sie nicht darauf zu sprechen, wieso das Dorf verlassen sein sollte. Nach den Drohungen der Krieger waren sie erleichtert darüber, wieder zu ihren Häusern zurückkehren zu können. Außer Piper. Hilfe suchend schaute sie Salmon an. Dieser wies gen Norden, auf eine Gruppe großer Felsblöcke, etwa fünfzig Schritte den Hügel bergab. Sie nickte und übergab das Baby Snapper, nachdem sie es zuvor auf den Kopf geküsst hatte. Dann ging sie mit einer Gruppe anderer Frauen hinab und glitt dann unbemerkt von Actons Männern in eine Lücke zwischen zwei Felsblöcke.
    Salmon erwartete sie dort bereits. Sie traten aufeinander zu, vermochten sich jedoch nicht zu berühren. Er wölbte die Hand, wie um Pipers Gesicht zu berühren, und ihr rannen
heiße Tränen die Wangen herunter. Bramble hatte genug von Kummer. Sie fühlte sich erschöpft davon. Es hatte so viele Tote gegeben; Sebbi und Elric, Asa, Friede und Edwa, so viel Kummer, so viel Trauer, so viel Rache. Sie fragte sich, warum die Götter sie noch hierbehielten, nun, da der wichtige Teil der Geschichte vorüber war. Was brachte es ein, sie zu zwingen, sich dies hier noch anzuschauen und zu spüren?
    »Herring ist auf dem Boot die Flucht gelungen«, sagte Piper zu Salmon, wobei sie gegen den Kloß in ihrem Hals ankämpfen musste und ein wenig schluchzte. Sein Gesicht erhellte sich vor Erleichterung. Also befand sich auch sein Sohn in Sicherheit. Bramble fragte sich, wie alt Herring wohl war. Und wohin war das Boot gefahren, wenn das hier doch der einzige Hafen »bis weit hinter den Horizont« war? Zu den Wind Cities vielleicht. Bestimmt hatten diese Menschen doch davon gehört, oder?
    Plötzlich tauchte Acton durch die Lücken in den Felsen auf. Er nestelte an seiner Hose herum. Offenbar war er still und heimlich entschlüpft, um ihn Ruhe pinkeln zu können. Als er Piper und Salmon sah, blieb er überrascht und ein wenig verlegen stehen.
    »Mach dich lieber auf den Weg«, sagte er zu Piper. »Meine Männer trinken wieder. Eine Weile kann ich sie noch aufhalten, aber danach kann ich für nichts mehr garantieren.«
    »Ich begreife nicht, warum du sie zurückhältst«, sagte Piper. »Ich habe immer gehört, die blonden Barbaren würden

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