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Die Hueterin der Geheimnisse

Die Hueterin der Geheimnisse

Titel: Die Hueterin der Geheimnisse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pamela Freeman
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musste er um jeden Preis vermeiden. Was also, wenn er nichts sagte? Falls Thegan es jemals herausfand, würde das für ihn mit Sicherheit die Steinpresse und dann den Galgen bedeuten. Die Sonne ging unter. Er würde den abendlichen Appell und die Überprüfung der Pferde verpassen. Er schnalzte mit der Zunge, woraufhin Arrow sich freudig in Bewegung setzte, glücklich, wieder nach Hause zu kommen. Er verschob die Entscheidung für den Moment. Oder vielleicht … Das hier wäre eine gute Ausrede, um nach Carlion zu reiten. Er konnte Wil für ein paar Tage die Leitung überlassen und in die Stadt reiten, um es Thegan persönlich zu berichten. Es war zu … sonderbar, um es als Nachricht mit einem Boten zu schicken. Wie sollte er es in Worte fassen?
    Dann würde er auch Sorn für eine Weile nicht sehen. Sie könnten beide wieder zu sich finden. Womöglich konnte er Thegan ja sogar überreden, ihn bei sich in Carlion zu behalten und Eddil zurück nach Sendat zu schicken, um dort das
Kommando zu übernehmen. Dieser hatte mindestens so viel Erfahrung wie er.
    Er musste es Thegan sagen. Der Mann hatte ihn ja sogar darum gebeten . Er verwarf seine Bedenken, dies könne die Situation in Baluchston noch verschlimmern. Thegan würde ohnehin nicht auf ihn hören, was den See anging. Vergnügter trieb er Arrow in einem leichten Galopp den Berg hinauf. Geheimnistuerei lag nicht in seiner Natur, und nun, da er beschlossen hatte, so zu handeln, fühlte er sich weit besser.
    Beim Reiten beobachtete er, wie ein einheimischer Bauer die Strecke des nächsten Jagdrennens abschritt. Er stieß einen Seufzer aus. Als vorübergehender Befehlshaber in Sendat durfte er bei keinem der Rennen antreten. Wenn man ihn darum bat, musste er die Preise verteilen. Seit dem Tod von Thorn, Brambles Rotschimmel, hatte er es sich wieder zur Angewohnheit gemacht, an so vielen Rennen wie möglich teilzunehmen und nicht nur an denen, bei denen Bramble nicht mitritt. Er vermisste die regelmäßige Dosis Spannung. Und er vermisste das Gewinnen. Er tätschelte Arrow den Rücken und sagte: »Eines Tages, bald schon, Mädchen«, woraufhin sie den Kopf hochwarf und er sie in Richtung der Festung lenkte.

    Am nächsten Morgen brach Leof auf, nachdem er Sorn lediglich im Beisein anderer erklärt hatte, er müsse einige Punkte bei der Verteidigung der Festung direkt mit Thegan klären. Sie war verwirrt, das erkannte er, und das war Wil auch, doch sie akzeptierten beide seine Verlautbarung. Sorn besorgte ihm Lebensmittel für unterwegs, und Bandy, sein Stallknecht, bereitete die Reise begeistert vor. Er war entsetzlich neugierig und brannte darauf, einen Blick auf die Ruinen zu werfen, welche die Geister hinterlassen hatten.
    Die Reise nach Carlion verlief ohne Zwischenfälle. Allerdings
wurde er überall dort, wo sie anhielten, von Menschen umringt, die von ihm hören wollten, dass sie nicht Gefahr liefen, in ihren Betten von Geistern ermordet zu werden. Er tat sein Bestes, sie zu beruhigen, und dachte dabei säuerlich, dass sie es nie gewagt hätten, Thegan auf diese Weise zu behelligen.
    Carlion selbst war … sonderbar. Leof begriff, dass er damit gerechnet hatte, die Art Zerstörung zu sehen, die er in anderen Städten der Cliff Domain, die vom Eiskönig attackiert worden waren, gesehen hatte, nämlich niedergebrannte oder ausgeraubte Häuser. Aber Geister hatten keinen Grund zum Plündern. Es hatte den Anschein, dass sie auch keine Brandpfeile einsetzten. Sie töteten nur die Menschen.
    Daher waren die Straßen von Carlion wie immer, abgesehen von ein paar eingeschlagenen und hastig wieder reparierten Fensterläden und Türen. Doch es waren weniger Menschen auf den Straßen als bei seinem letzten Aufenthalt. Er sah angsterfüllte Augen durch Fenster- und Türöffnungen spähen, während er die steile Straße auf die Versammlungshalle zuritt. Doch die ängstlichen, in verschlossenen Räumen bleibenden Menschen reichten als Erklärung für die leeren Straßen nicht aus. Carlion war eine Stadt, die ausgeraubt worden war, doch sie war nicht ihres Reichtums, sondern ihrer Menschen beraubt worden. Arrows Hufe hallten einsam von den Ziegelsteinmauern wider und waren allzu deutlich zu hören, jetzt, da das normale Treiben von Karren, Schubkarren und Straßenhändlern verstummt war. Leof konnte sogar die Schreie der Möwen unten im Hafen vernehmen und auch das Geräusch, mit dem die Wellen gegen die Docks klatschten.
    Mit großer Erleichterung stellte er fest, dass es in

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