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Die Hueterin der Geheimnisse

Die Hueterin der Geheimnisse

Titel: Die Hueterin der Geheimnisse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pamela Freeman
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ihn zu sehen, und das war lächerlich, denn sie wusste ja, dass die Götter sie immer zu ihm führten, bei jedem ihrer Besuche. Er trug die Brosche an seinem Umhang. Baluch stand mit blasserem Haar, blasseren Augen, aber ganz in sich ruhend an seiner Seite.
    »Ich bin Acton, Sohn von Asa. Ich bin der Kriegsherr«, sagte er.
    »Geh weg von hier«, trug Tern vor, »und du wirst verschont werden, so wie du die Frauen von Turvite verschont hast. Bleib, und ihr werdet abgeschlachtet werden.«
    Hinter Acton traten seine Männer unbehaglich von einem Bein auf das andere und murmelten. Einige beteten. Acton neigte den Kopf zur Seite, um ihnen zuzuhören. Dann wandte er sich ihnen zu und lächelte.
    »Herr«, sagte einer von ihnen, »lass uns von hier weggehen.« Es war der Mann namens Red, dessen Freund von dem Wassergeist getötet worden war. Er wirkte mitgenommen und müde. Die anderen Männer murmelten zustimmend und schauten dabei die Geister angsterfüllt und gebannt an.
    »Wir haben uns diesen Männern entgegengestellt, als sie
lebendig waren, und haben sie alle getötet«, beruhigte sie Acton. »Warum sollten wir sie als Tote fürchten?«
    Dann fing er ohne Vorwarnung an zu lachen, wirbelte herum und hieb mit dem Schwert direkt auf den Geist, der ihm am nächsten stand. Salmon. Dieser hob ebenfalls sein Schwert, doch natürlich war es vergebens. Actons Hieb fuhr direkt durch sein Schwert und dann durch ihn selbst hindurch, so als wäre er gar nicht da. Salmon blieb unverletzt, unberührt, stellte aber auch keinerlei Bedrohung dar. Die Frauen stöhnten erschrocken auf, weinten und wehklagten. Actons Männer jauchzten und jubelten. »Ac-ton! Ac-ton!«, schrien sie und schlugen mit den Schwertern gegen die Schilde.
    Tern trat beiseite und ging auf das Kliff zu. Zunächst ließ Acton sie gewähren, da er davon ausging, dass sie nur zurückwich. Dann drehte sie sich um und schaute ihn erneut an. Als er ihr Gesicht sah, erstarb sein Lachen, und seine Augen wurden zu Schlitzen. Durch Baluch hatte Bramble gesehen, dass er seine Feinde so anschaute. Tern hob die Hand und wies auf ihn.
    »Ich verfluche dich, Acton, Sohn von Asa. Du wirst niemals bekommen, was du wahrhaftig begehrst.«
    Bramble hatte gewusst, was sie sagen würde, trotzdem trafen sie diese Worte wie scharfe Messer. Es war ihre Reaktion, nicht die von Piper. Piper schaute zwar zu, doch ihre Aufmerksamkeit ruhte in erster Linie auf Salmon, der niedergeschlagen auf sein nutzloses Schwert starrte. Sie achtete nicht darauf, was Tern zu dem blonden Mann sagte. Der Fluch entzog Bramble Stärke und Wärme. Ihr war, als stünde sie dicht vor einer Ohnmacht. So war ihr zu Mute gewesen, als sie vom Rotschimmel geworfen und ihres Atems beraubt worden war; panisch und zittrig von dem Schock. Sie begriff es nicht. Warum reagierte sie auf etwas, das sie schon ein Dutzend Mal in Geschichten gehört hatte, so heftig?

    Acton spürte offensichtlich nichts von ihrer Unruhe. Sein Gesicht erhellte sich, und nun lachte er erneut, und in seinem ganzen Gesicht spiegelte sich eine aufrichtige Freude wider. Er streckte die Hand aus und deutete auf Turvite.
    »Ich habe es schon«, sagte er unbekümmert. Bramble spürte, wie ihre Zittrigkeit sich allmählich legte. Actons Stärke schien sie und auch seine Männer zu festigen. Sein Lachen wirkte beruhigend. Sie schämte sich vage dafür.
    Tern schüttelte den Kopf. Bramble spürte, wie die Götter Tern umströmten, doch ob sie kamen oder gingen, vermochte sie nicht zu sagen.
    »Niemals«, sagte Tern. »Meine Brüder, ich gebe euch Stärke.«
    Die Götter verließen Tern. Irgendetwas fehlte. Bramble hatte das Gefühl, dass Tern etwas anderes hätte geben, andere Worte hätte sprechen, etwas anderes hätte tun müssen. Da war kein … Gefühl. Das war es, was fehlte. Gefühl. Tern machte sich nicht wirklich etwas aus den Toten, und ihre Worte waren bloß leere Hüllen.
    Kaum hatten die Götter Tern verlassen, trat Baluch vor. Er streckte instinktiv die Hand nach Tern aus. Doch er kam zu spät. Sie trat über den Rand der Klippe und verschwand in der Tiefe. Das geschah so plötzlich, dass selbst Bramble davon überrascht wurde. Piper und die anderen Frauen schrien auf. Actons Männer stießen Rufe aus, die einen frohlockten, die anderen waren entsetzt.
    Alle drängten sich an den Rand der Klippe, um hinunterzuspähen, doch in der schäumenden Brandung unter ihnen war keine Spur mehr von Tern zu sehen.
    Piper drehte sich um und hielt

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