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Die Hueterin der Geheimnisse

Die Hueterin der Geheimnisse

Titel: Die Hueterin der Geheimnisse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pamela Freeman
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sich plump und schwerfällig. Ein großer Mann mit großen Muskeln, dachte sie, und irgendwie beschwert, nicht bloß von den schweren Winterkleidern, die er trug, um sich vor der beißenden Kälte zu schützen.
    Er stand auf einem Hügel in einem Hain mit Ausläufern von Kiefern am Rande eines wesentlich größeren Walds. Er schaute auf ein Gehöft hinab, eine mit Schnee bedeckte Ansammlung von Häusern und Scheunen, die von Weideland und einer Reihe eingezäunter Felder umgeben war, obwohl Weideland und gepflügte Felder unter der dicken Schneeschicht
nicht zu unterscheiden waren. Bramble erkannte, dass es das Gehöft von Hawk war - genauer gesagt, jetzt das von Wili. Von hier hatte sie es zuvor noch nicht gesehen, war sich ihrer Sache jedoch sicher. Dick eingehüllte Gestalten bewegten sich zwischen Haus und Ställen. Eine Frau kam heraus und schüttelte eine Decke aus. Bramble erkannte sie, es war Wili. Ihre Schwangerschaft zeigte sich noch nicht, also war noch nicht viel Zeit vergangen. Sie erinnerte sich daran, dass Wili ihr Kind Thegan genannt hatte. Dieser hatte das vollendet, was Acton begonnen hatte, die Invasion der Domänen bis hinauf an den Sharp River. Wili stand aufrecht und schaute den Hang herauf, wobei sie sich die Augen beschattete. Hinter ihr liefen zwei Kinder aus der Tür, woraufhin sie die beiden zurückrief.
    Der Himmel war grau, aber es wehte kein Wind. Der Mann, in dem Bramble war, hob eine Hand, um sich den Schnee vom Kragen zu schütteln, und dabei sah sie, dass ihm auf seiner Hand und seinem Handgelenk kupferrotes Haar wuchs. Vielleicht war er derjenige, der mit Acton im Boot gewesen und dessen Freund ums Leben gekommen war? Red. Je mehr sie darüber nachdachte, desto überzeugter war sie davon, denn die einzigen Gefühle, die sie wahrnehmen konnte, waren Kummer und Angst. Es war ein vertrauter Kummer, der ständig aufgefrischt wurde, und er war verflochten mit einem Schuldgefühl, weil er, Red, selbst noch am Leben war.
    Bramble war dieses Gefühl vertraut. Der Mann tat ihr leid, aber sie war auch besorgt. Was machte er hier oben in dem Waldstück, abwartend, herumschleichend? Wo war Acton? Es war doch sicher noch zu früh, als dass er jetzt sterben würde? Da Wilis Schwangerschaft noch nicht sichtbar war, konnte er nicht viel älter sein als beim letzten Mal, als Bramble ihn gesehen hatte. Die Geschichten besagten allesamt, dass er Turvite beherrscht, das System der Kriegsherren
aufgebaut und die Invasion immer weiter vorangetrieben hatte - so etwas musste doch wohl noch Jahre in Anspruch nehmen, oder nicht?
    Dann erblickte Red Acton unten am Gehöft, wie er aus dem Haupthaus trat, kurz mit Wili sprach und dann in einer Scheune verschwand. Wenig später ritt er auf dem Rücken eines der stämmigen kleinen Ponys heraus, die Bramble mittlerweile so bewunderte.
    Er ritt den Hang herauf und kam dabei an Red vorbei, dessen Atem sich beschleunigte, als Acton ihn passierte. Red zog ein Messer aus seinem Stiefel. Ein Küchenmesser war das nicht. Das hier war ein Dolch zum Kämpfen, zum Töten gedacht. Acton ritt den Hang weiter hinauf, wobei sein Atem und der seines Pferdes kleine Dampfwölkchen ausstießen. Er ließ sich wieder einen Bart wachsen, aber dieser war noch kurz und hob dadurch die Konturen seines Gesichts hervor. Seine Miene war schwer zu deuten; der starre Blick mochte lediglich auf die Kälte zurückzuführen sein, aber das glaubte sie nicht. Er sah aus wie jemand, der eine Aufgabe zu erledigen hatte, die ihm nicht gefiel.
    Doch plötzlich veränderte sich sein Gesichtsausdruck. Er spähte in das Waldstück hinein und lächelte, als habe er jemanden entdeckt, den er kannte. Bramble kannte dieses Lächeln, dieses schiefe Lächeln, mit dem er Frauen becircte. Bramble hätte ihn schlagen können. Er machte wieder einer den Hof. Ausgerechnet jetzt! Doch statt auf das Mädchen zuzureiten, das sein Lächeln erwiderte, hob er nur die Hand zum Abschied und setzte seinen Ritt fort.
    Weiter oben am Hang verbreitete sich der Wald bogenförmig zu einem dichten Streifen mit Lärchen und Fichten entlang der unteren Berghänge. Während Acton in diesem verschwand, folgte ihm Red, wobei er die freien Flächen mied, bis sein Pfad den von Acton innerhalb des Baumgürtels
kreuzte. Dann folgte er den Spuren zwischen den Bäumen. Dort, wo sie endeten, wartete er. Acton war die steile Anhöhe hinaufgeritten, in die Nähe des Kliffs, in dem sich Eingänge mehrerer Höhlen befanden. Dottas Höhlen?,

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