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Die Hueterin der Geheimnisse

Die Hueterin der Geheimnisse

Titel: Die Hueterin der Geheimnisse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pamela Freeman
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fragte sich Bramble und war dann überzeugt davon. Sie mussten es sein, so nahe an Wilis Siedlung.
    Acton band sein Pferd an einen niedrigen Busch und verschwand in einem der Höhleneingänge. Sofort lief Red ihm hinterher, wobei er sich bemühte, in die Spuren des Pferdes zu treten. Schwer atmend erreichte er die Felswand neben dem Höhleneingang und spähte vorsichtig in die Höhle hinein. Der Gang war menschenleer, aber Actons Spuren waren deutlich auf dem Erdboden zu sehen und überlagerten dort eine andere Spur von Fußabdrücken.
    Also hat dich jemand erwartet, dachte Bramble. Was für eine Überraschung. Ich möchte wissen, ob Asgarn Manns genug ist, um diesen Mord selbst auszuführen.
    In diesem Moment begriff Bramble. Acton hatte das System der Kriegsherren überhaupt nicht eingeführt. Sie hatten ihn erst getötet und hinterher seinen Namen benutzt, um die nötige Unterstützung zu bekommen.
    Sie war von Zorn erfüllt. Asgarn und der verdammte Oddi. Es war ihrer beider Werk.
    Red schlich vorsichtig den Gang entlang; an einer Stelle, wo der Gang abknickte und er selbst hinter dem Fels verborgen war, hielt er inne. Schwer zu verstehende Stimmen drangen von dort zu ihm. Red besaß nicht Baluchs scharfe Ohren. Er schob sich näher an den Knick heran.
    Dann hörte Bramble Acton als Antwort auf eine Bemerkung lachen. »Ist es das, was du und Oddi ausgeheckt habt? Die Versammlung beherrscht uns seit tausend Jahren, und ihr würdet diese ganze Geschichte aufgeben? Die Arbeit der Versammlung. Sie hat sich bewährt. Deshalb habe
ich sie in T’vit eingesetzt. Sie nimmt die Eigensinnigen und die Törichten an die Kandare. Die Schwachen werden beschützt.«
    »Die Schwachen werden begünstigt , meinst du wohl.« Das war, natürlich, Asgarns Stimme, bitter und harsch.
    Red glitt bis an den Eingang der Höhle vor und spähte hinein. Dort lag Dottas Höhle. Sie roch schlecht, stank nach alter Asche und Fett aus der kleinen Öllampe, die auf einem Felsen stand und ein flackerndes, unbeständiges Licht gab. Dotta war schon lange fort und mit ihr auch das heilige Feuer. Bramble hoffte, dass sie sich in Sicherheit befand.
    Acton und Asgarn standen einander gegenüber und wirkten dabei wie zwei Versionen des gleichen Mannes. Beide waren sie groß, hellhäutig, stark und breitschultrig. Nur ihr Haar unterschied sich und die Art, wie sie standen: Asgarn mit eingezogenen Schultern und geballten Fäusten, Acton aufrecht und entspannt; Asas Brosche an seinem Mantel fing das Licht der Lampe ein und funkelte wie ein Stern. Oh, sei nur vorsichtig!, dachte Bramble. Sei dir deiner Sache bloß nicht zu sicher.
    »Die Starken werden gezwungen, die Schwachen zu tragen«, sagte Asgarn.
    Acton schaute ihn neugierig an. »Wenn wir doch alle ein Volk sind, von einem Blut, sollten wir da nicht auch einander helfen?«
    »Die Starken brauchen keine Hilfe, und die Schwachen sollten für die Hilfe bezahlen, die sie benötigen.«
    »Womit bezahlen?« »Mit Gehorsam. Und wenn nötig, auch auf andere Art und Weise. Arbeit. Geld. Waren.«
    »Nein«, sagte Acton. »Der Stammesführer hat eine Pflicht gegenüber seinen Leuten. Großzügigkeit gefällt den Göttern.«

    »Ein Herrscher sollte zuerst auf seine eigenen Interessen achten und dann, im Gegenzug für Loyalität, das geben, was er kann.«
    Acton legte eine Pause ein, als begreife er, dass dieser Streit ewig andauern konnte, ohne dass einer von ihnen seinen Standpunkt veränderte. »Ich kann dir nicht zustimmen«, sagte er. »Ich glaube, du wirst feststellen, dass der größte Teil der Versammlung meiner Ansicht ist. Ich habe bereits Zusagen für meine freien Städte bekommen.«
    »Ja, weil sie kurzsichtig sind, genau wie du. Sie sehen nicht, wohin uns das führen wird. Aber an Macht nicht interessiert? Das glaube ich nicht. Ich glaube, dass genug von ihnen die Vorstellung gefällt, die volle Kontrolle über ihr eigenes Territorium zu haben. Allerdings wäre es typisch für dich, wenn du sie überreden würdest. Typisch für dich, uns alle ins Verderben zu führen, wie du es immer tust. Kommt über die Berge!, hast du gesagt, und sie sind alle gegangen und alle gestorben, bloß damit du dich gut fühlen konntest. Hätten wir dieses Land sofort erobert, dann wären Swef und Asa - ja, und auch Friede - noch immer am Leben.«
    »Das ist wahr«, sagte Acton leise. »O ja, es zuzugeben klingt ja so edel aus deinem Mund, nicht wahr? Darin bist du gut, was? Große Pläne zu schmieden. Du bist gut darin,

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