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Die Hueterin der Geheimnisse

Die Hueterin der Geheimnisse

Titel: Die Hueterin der Geheimnisse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pamela Freeman
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berührte mit der Hand seinen Arm.
    »Wenn ich dich so lieben würde, wie ich Friede geliebt habe«, sagte er, »dann hätte es einen Unterschied gemacht.«
    Wili gab ein ungläubiges Geräusch von sich. »Das bezweifele ich.«
    Er war gekränkt, lächelte jedoch grimmig. »Du hast sie nicht geliebt«, sagte sie einfach. »Sie wusste es.«
    Entrüstet setzte er sich auf, wodurch die Decke herabfiel und sie seine muskulöse Brust sehen konnte. »Habe ich wohl!«
    »Ha!« Wili schien Befriedigung darüber zu empfinden, ihn herunterzuputzen. »Du hast sie gemocht. Vielleicht warst du von ihr angetan. Vielleicht wolltest du sie. Aber geliebt hast du sie nicht.«
    Er wirkte besorgt, womöglich traurig. »Hat sie dir das gesagt?«
    »Das hat sie. Dabei hätte sie das gar nicht zu tun brauchen. Ich habe es gemerkt. Wäre sie zu dir ins Bett gekommen wie alle anderen, hättest du keinen zweiten Gedanken an sie verschwendet!«
    »Das ist nicht wahr! Friede war … anders.«
    »Weil du dachtest, sie müsse beschützt werden. Das hat sie gehasst. Sie wollte nie beschützt werden. Deswegen hat sie Baluch geliebt. Er hat sie nie beschützt. Er war nicht der Meinung, sie müsse beschützt werden.«
    Acton schaute auf das Laken hinab und sagte eine Weile nichts. »Ich verstehe die Liebe nicht«, gab er schließlich zu. »Alle Frauen sind hübsch, selbst die hässlichen. Ihr seid alle köstlich.«
    »Wir sind keine Honigkuchen«, sagte Wili ruhig.
    »Friede war meine Freundin, und das hat sie von allen anderen unterschieden.«

    »Also hast du es vielleicht einfach Liebe genannt, obwohl es die ganze Zeit Freundschaft war.« Wili tätschelte seine Hand. »Freundschaft ist nichts, dessen man sich zu schämen bräuchte.«
    Er schaute zu ihr auf und lächelte. Dabei blitzte der Schalk in seinen Augen auf. »Glaubst du, dass ich jemals lieben werde?«
    »Nicht solange du herumziehst und jede Frau ins Bett zerrst, der du begegnest!«
    Er grinste, wobei sich der schalkhafte Ausdruck auf seinem Gesicht verstärkte. Offensichtlich war er im Begriff, Wili damit aufzuziehen, auch sie sei eine dieser Frauen. Zeit, das Thema zu wechseln, Mädchen, dachte Bramble. Tatsächlich dachte Wili ganz ähnlich wie sie, denn sofort sagte sie: »Was sagt die Versammlung?«
    Seine Miene wurde ernst. »Ich habe die Genehmigung, freie Städte wie T’vit zu gründen, bei denen der Stadtrat von den Einwohnern gewählt wird. Ich habe die Zustimmung, dass Leibeigene abgeschafft werden.«
    »Wie hast du das denn geschafft?«, fragte sie verblüfft.
    »Mit Furcht. Ich habe diesen Verräter Uen als Beispiel benutzt. Wir sind hier in diesem neuen Land zu verletzlich, als dass Männer unter uns sein dürften, die nicht mit einem Eid eingeschworen sind und keine wirtschaftlichen Interessen an unserer Zukunft hier haben.« Er lächelte. »Es hat ein wenig gedauert, aber sie haben zugestimmt. Jetzt müssen wir auch hier eine Große Versammlung einsetzen, und dann kann ich mich wieder an die eigentliche Arbeit machen!«
    Also war es seine Idee, die Leibeigenen abzuschaffen, dachte Bramble. Das war gut gemacht. Aber war Furcht der wahre Grund, oder war es etwas anderes? Freie Städte, keine Leibeigenen - wie konnte so etwas ein Mann sagen, der Kriegsherren einführte? War er einfach überstimmt worden?
Sie hatte es satt, ständig verwirrt zu werden, was ihn betraf. Sie wollte sich eine feste Meinung darüber bilden, wer er wirklich war. Etwas, das über Kämpfen und Politik und Rache hinausging. Oder war das alles, was ihn beschäftigte? Das glaubte sie nicht. Vor allem wegen Baluch und Wili. Diese glaubten es nicht, und sie waren keine Narren.
    Wili lachte ihn aus und wiederholte die Frage, die sie schon zuvor gestellt hatte: »Wie geht es mit den Booten voran?«
    Die Götter waren an seiner Antwort nicht interessiert, denn das Wasser rollte über sie hinweg und schleuderte sie einen Wasserfall hinab. Bramble fiel und fiel, ohne Halt zu finden.

    Kaum kam sie wieder zu sich, wusste sie auch schon, dass sie dieses Mal nicht in Baluch war. Dies hier war ein wesentlich größerer Mann, der sich schwerfällig bewegte und mit einem deutlich vernehmbaren dumpfen Geräusch von einem Bein auf das andere trat. Zum ersten Mal wurde ihr bewusst, wie leichtfüßig Baluch sich bewegte, wie flink sein Körper ihm gehorchte. Zuvor hatte sie es nicht bemerkt, weil er sich genauso wie ihr eigener Körper bewegte, und daher hatte sie es einfach akzeptiert. Dieser Körper hingegen bewegte

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