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Die Hueterin der Geheimnisse

Die Hueterin der Geheimnisse

Titel: Die Hueterin der Geheimnisse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pamela Freeman
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Vaters.
    Vorsichtig klopfte Rowan den Speichel aus seiner Flöte und steckte sie wieder in seine Tasche. »Gut«, sagte er. »Gut.« Er wandte sich Ash zu. »Du hast Recht daran getan, ihn mitzubringen.«
    Ash nickte. Ihre Begegnung war genau so verlaufen, wie er es sich vorgestellt hatte. Rowan hatte Flax willkommen geheißen und würde ihn ausbilden und mitnehmen, damit er Swallow kennen lernte, und dann würden sie gemeinsam umherziehen und eine Familie bilden. Obwohl ihm zu Mute
war, als hätte man ihm bei lebendigem Leib die Eingeweide herausgerissen, musste er sich vor Augen halten, dass es Wichtigeres gab.
    »Ja. Aber ich bin nicht wegen Flax hergekommen. Ich bin gekommen, weil ich etwas von dir brauche.« Überrascht wandte sich sein Vater ihm zu, woraufhin Ash ihm bedeutete, mit ihm ein wenig abseits zu reden.
    »Natürlich, mein Sohn. Was ist es?«
    »Ich benötige die geheimen Lieder«, sagte Ash.
    Rowan erstarrte. »Ich kann sie dir nicht beibringen.« Seine Stimme war ausdruckslos.
    »Weil du mir nicht vertraust«, sagte Ash. »Du hast mir gesagt, du hättest mir alle Lieder beigebracht, aber das hast du nicht. Weil ich kein Sänger bin. Oder Musiker.«
    Er war nicht im Stande, den Schmerz zu verbergen, der sich seiner Stimme bemächtigte. Rowan hörte es und biss sich auf die Lippe. Dennoch schüttelte er den Kopf.
    »Nicht aus diesen Gründen. Ich vertraue dir. Ehrlich. Aber die Lieder sind nicht für junge Männer bestimmt. Für keinen von ihnen, ganz gleich wie vertrauenswürdig er sein mag.«
    Ash starrte ihn an. Er wollte ihm glauben. Rowan nahm ihn beim Arm und zog ihn wieder zu der Gruppe der anderen, die um das Feuer saßen.
    »Frag sie, wenn du mir nicht glaubst.«
    »Frag uns was, Junge?«, sagte einer der Männer.
    »Ich muss die geheimen Lieder kennen lernen«, sagte Ash geradeheraus.
    Genau wie zuvor Rowan wurden die Männer mucksmäuschenstill, und die Stimmung wurde frostig. Dann stand einer von ihnen auf und trat vor. Es war ein stämmiger, zur Glatze neigender Mann, dem Ash hier schon einmal begegnet war. Sein Name war Skink. Er starrte Ash zornig an und schaute sich dann in der Runde um.

    »Was weißt du von den geheimen Liedern? Wer hat geredet?«, wollte er wissen.
    »Die Quelle der Geheimnisse«, sagte Ash.
    Dies versetzte sie in Erstaunen, und Ash war froh darüber, als er es sah. Noch bevor sie ihre Gedanken gesammelt hatten, erzählte er ihnen alles: vom Zauberer, den Geistern, der Notwendigkeit, Actons Knochen zu finden und seinen Geist zu erwecken. Dieser letzte Punkt ließ sie einander anschauen und den Kopf schütteln. Sie waren im Begriff, ihm seine Bitte abzuschlagen.
    »Ich brauche die Lieder«, sagte er verzweifelt. »Sonst werden wir womöglich alle ausgemerzt.«
    Ein Mann mit schmalem Gesicht namens Vine schürzte die Lippen. »Aber dieser Zauberer will das Land für uns zurückerobern, nicht wahr? Für Wanderer? Warum lassen wir ihn nicht einfach gewähren?«
    Die anderen Männer schienen darüber nachzudenken. Ash konnte es nicht fassen.
    »Hunderte, vielleicht tausende Menschen sterben lassen? Vielleicht alle, die ihr kennt? Kinder. Babys. Sie bringen alle um.«
    »Aber uns nicht«, sagte Vine.
    Ash war sehr erstaunt darüber, dass die anderen Männer nachdenklich wirkten, einige von ihnen sogar nickten.
    »Tatsächlich? Ich weiß, dass sie mindestens einen Menschen umgebracht haben, eine Frau, die Wandererblut in den Adern hatte. Woher sollen sie wissen, ob jemand Wanderer ist oder nicht?« Er wandte sich einem älteren Mann mit haselnussfarbenen Augen zu, auf dessen Kopf nur noch ein Kranz weißer Haare wuchs. »Woher sollen sie wissen, wer du bist, Snake? Du hast oft genug vorgegeben, du wärst einer von Actons Leuten. Woran sollen Geister den Unterschied erkennen?«

    »Da ist etwas dran an dem, was der Junge sagt«, sagte Snake verlegen.
    »Aber er darf die Lieder nicht bekommen«, bemerkte Vine entschieden.
    » Warum nicht?« Ash war wütend.
    »Setzen wir uns hin und sprechen wir darüber«, sagte Rowan, um die Wogen zu glätten.
    Ash nahm im Kreis der am Feuer sitzenden Männer Platz. Das Feuer brannte nur niedrig, und in der Glutasche brieten Pastinaken. Dennoch verlieh es der Versammlung eine Förmlichkeit, so als bildeten sie hier einen Rat.
    Ash setzte sich neben Rowan. Flax drückte sich hinter ihnen herum, bis Rowan auf den Platz an seiner anderen Seite wies.
    »Setz dich hierhin, Junge.« Ja, dachte Ash, für einen Moment abgelenkt. Natürlich musst

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