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Die Hueterin der Geheimnisse

Die Hueterin der Geheimnisse

Titel: Die Hueterin der Geheimnisse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pamela Freeman
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Tiefe gekommen war, um die alten Lieder zu lernen. Ash hatte immer mal wieder gesehen, wie die älteren Männer dies taten - einen jungen Sänger annehmen und ausbilden. Nie
hatte er damit gerechnet, dass ihm dies widerfahren würde. Er spürte, wie ein warmes Gefühl der Dankbarkeit gegenüber Skink in ihm hochkam.
    Vine wirkte mürrisch. »Mir ist es egal, ob er den höchsten Ton der Tonleiter trifft. Er ist noch ein Kind. Er hat keinen Anteil an der Zukunft und sollte nicht in den Liedern unterrichtet werden. Darum geht es doch.«
    »Er kennt ja noch nicht einmal sein wahres Ich!«, fügte Snake hinzu.
    Ash begriff, was hier vor sich ging. Es war besser, die Dinge so zu belassen, wie sie immer gewesen waren. Es war besser, die Kontrolle zu bewahren, vor allem wenn die Alternative lautete, die Macht an jemand Fremden wie ihn abzugeben. Jemand, der unberechenbar war. Wichtig war, dass er ihnen gegenüber nicht bedrohlich wirkte und ihrer Forderung auf eine Art und Weise nachkam, die sie akzeptieren konnten.
    »Ich habe einen Anteil an der Zukunft«, murmelte er.
    Verblüfft schauten sie ihn an.
    »Hast ein Mädchen in Turvite geschwängert, was?«, blaffte Vine. »Hätte ich mir gleich denken können.«
    »Nein«, sagte Ash und unterdrückte seinen Impuls, Vine rückwärts über den Felsen zu stoßen. »Nein, das nicht. Aber Freunde von mir haben im vergangenen Winter ein Baby bekommen. Der Kleine wird im Hidden Valley groß, und ich habe geschworen, ihn und seine Familie zu beschützen. Er ist mein Anteil an der Zukunft.« Er hielt einen Moment inne, um ihnen allen in die Augen zu schauen, einem nach dem anderen, um sie zu überzeugen. »Er heißt Ash.«
    Skink dachte darüber nach und zupfte sich dabei an der Lippe. »Ich werde dir ein paar Fragen stellen. Wenn die Antworten uns zufrieden stellen, denken wir über den nächsten Schritt nach.«

    »Und der wäre?«, meldete sich Flax zu Wort.
    »Keiner darf die Lieder lernen, bevor er nicht sein wahres Wesen kennt. Wenn wir akzeptieren, dass Ash einen Anteil an der Zukunft hat, muss er seine wahre Gestalt erst kennen lernen. Nur wenn der Fluss ihn akzeptiert, kann er die Lieder lernen.«
    Ash atmete heftig aus. Noch ein Schritt, dann wieder einer. Kämpfen war viel einfacher.
    »Was hast du empfunden, als das Kind geboren wurde?«, fragte Skink. An seinem Tonfall merkte Ash, dass die Frage komplizierter war, als es den Anschein hatte.
    »Nun …«, sagte er und versuchte dabei, genug Zeit zu gewinnen, um darüber nachzudenken. Dann begriff er, dass er einzig und allein die Wahrheit sagen konnte. »Zuerst nur Dankbarkeit, dass alles gut gelaufen war, dass seine Mutter in Sicherheit und er gesund war.«
    Die Männer nickten.
    »Als ich ihn dann sah, empfand ich …« Ash legte eine Pause ein. Was hatte er empfunden? »Ich war überrascht, weil er so klein war und so … rot und zerknüllt.«
    Einige der Männer lachten, doch es war das Lachen des Wiedererkennens.
    »Dann wurde er nach mir benannt, und ich hielt ihn zum ersten Mal in den Händen und empfand … Freude. Aber später, als ich darüber nachdachte, bekam ich Angst. Angst um ihn. Angst vor dem, was ihm zustoßen könnte. Zum Beispiel die Geister. In diesem Moment habe ich geschworen, ihn zu beschützen.«
    Seine Antwort strömte nur so aus ihm heraus, und jedes einzelne Gefühl wurde wieder lebendig. Er hatte nach wie vor Angst um den kleinen Ash, und das sah man ihm an, wie er ihren Blicken entnehmen konnte. Rowan hatte Tränen in den Augen. Aber das reichte ihnen noch nicht.

    »Hast du ihm vorgesungen?«, wollte Skink wissen und versetzte ihm damit einen Dämpfer.
    Ash merkte, dass sich seine Züge verhärteten. »Nein«, sagte er.
    »Und du hast ihn verlassen.« Skinks Stimme klang vorwurfsvoll. Wandererkinder waren rar und wurden gehegt. Rowan legte Ash eine Hand auf die Schulter, um ihn zu ermutigen, aber auch zu warnen. Bleib gelassen, bedeutete seine Geste. Ash konnte die Worte geradezu hören. Er holte tief Luft und stieß sie dann langsam wieder aus, bevor er antwortete.
    »Die Götter haben es so gewollt. Geh zu der Quelle der Geheimnisse, sagten sie, und diese hat mich losgeschickt, um die geheimen Lieder zu lernen.«
    »Eine letzte Frage. Ist das Kind vom alten Blut?«
    »Seine Mutter war Wanderin.«
    »War?«
    »Sie ist sesshaft geworden.«
    Skink, Vine und Snake wechselten Blicke. Vine zuckte mit den Schultern, und die beiden anderen nickten.
    »Das reicht aus«, sagte Skink. »Wir

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