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Die Hueterin der Geheimnisse

Die Hueterin der Geheimnisse

Titel: Die Hueterin der Geheimnisse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pamela Freeman
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Wache.«
    »Dann also gute Nacht«, sagte Zel.
    Bramble hielt den Rest der Nacht Wache am See. Dabei versuchte sie, keine Erinnerungen in sich hochkommen zu lassen. Das reglose Wasser hätte beruhigend wirken sollen, war es jedoch nicht. Es erinnerte sie zu sehr an die Wellen, die sie immer wieder überspült hatten, um sie aus Actons Leben zu reißen. Sie wusste, dass sie nicht würde schlafen können. Sie hatte immerzu Reds Arm vor Augen - ihren Arm, so hatte es sich angefühlt -, wie er nach Acton stach. Fühlte immer noch, wie das Messer eindrang.
    Hätte man ihr, bevor sie die Brosche gepackt hatte, gesagt, sie würde die Chance bekommen, Acton zu töten, dann hätte sie sich darüber gefreut. Nun hingegen war sie nur noch über sich selbst erschrocken. Wie konnte sie nur seinen Tod betrauern - den Tod des Eindringlings?
    Es musste daran liegen, dass mit Acton auch eine Zukunft getötet worden war. Eine Zukunft nämlich, in der alle Städte freie Städte gewesen wären und in der jeder Mensch, also auch Wanderer, ein Mitspracherecht dabei gehabt hätten, was getan werden sollte. Die Götter hatten verhindert, dass sie diese Zukunft schuf, und zweifellos hatten sie ihre Gründe dafür gehabt, aber sie trauerte um diese Welt, um diese Nation, welche die Domänen hätten werden können.

    Sie hatte immer noch eine Chance, diese Welt zu retten. Vielleicht würde es ja hinterher eine Möglichkeit geben, die Welt zu schaffen, die sie in Actons Augen erblickt hatte. Sie verdrängte diesen Gedanken. Es war zwecklos, jetzt darüber nachzudenken. Jetzt mussten sie Saker aufhalten.
    Während sie am Seeufer entlangging, grübelte sie immer wieder darüber nach, was sie auf Zels Frage hätte antworten können. »Ja, aber er war gar nicht so schlecht?« Er war das, was Zel von ihm hielt: ein Mörder, ein Eindringling, ein Zerstörer von vielem. Er hatte gelacht, während er tötete, in dieser Unbeschwertheit, die alle seine Krieger zu teilen schienen. Er hatte gesagt: »Tötet sie alle.« Dass er dazu provoziert worden war, spielte keine Rolle, oder? Hatten es Hawk und seine Männer verdient zu sterben? Vielleicht. Aber ihre Frauen und Kinder? Nein. Und doch, er war bestürzt darüber gewesen … Oh, es gab zu viel, über das man nachdenken musste, sagte sich Bramble. Aber es war vorbei, und es musste weitergehen.
    Bevor sie die anderen wecken würde, erleichterte sie sich am Waldrand und war auf dem Rückweg ins Lager, als die Bäume vor ihren Augen zu schimmern begannen und neben einer riesigen Eiche ihr Jäger erschien. Seine goldenen Augen glänzten im Dunkeln, als reflektierten sie Licht von einem anderen Ort oder einer anderen Zeit. Instinktiv verbarg sie ihren Schrecken. Zeig keine Angst, dachte sie.
    »Wiedergeborene Jagdbeute«, sagte das Wesen, »du bist in Eile.«
    Es war ihr egal, dass er es wusste. Stattdessen überlegte sie, wozu er fähig sein würde.
    »Ich muss schnell zu den Western Mountains«, sagte sie. »Kannst du mir helfen?«
    Das Wesen neigte den Kopf zur Seite, als lausche es dem Wald. Dann nickte es.

    »Es wird nicht leicht sein.«
    »Was muss ich tun?«
    »Mir vertrauen.«
    Bramble lachte. Das gefiel ihr. Keine Diskussionen oder Pläne oder Streitereien mehr. Einfach Vertrauen haben.
    »Ich muss es ihnen sagen, muss meine Satteltaschen holen.«
    »Komm einfach«, sagte der Jäger. »Oder lass es.«
    Sie hielt inne. Einfach weggehen? Oh, das war verlockend. Und sie hätte es auch getan, wäre da nicht Trine gewesen.
    »Ich muss mich vergewissern, dass sich jemand um Trine kümmert«, sagte sie. »Das ist meine Pflicht.«
    Der Jäger verstand, was Pflicht bedeutete und was es hieß, sich um Tiere zu kümmern, auch wenn seine Art des Sichkümmerns das Keulen war. Er nickte.
    »Beeil dich«, sagte er. Die Falkenfedern in seinem Haar schimmerten im Licht, während er wieder in das Unterholz glitt und dort verschwand.
    Bramble rannte zurück ins Lager. Ihre Satteltaschen lagen neben ihrem zusammengerollten Bettzeug. Sie packte sie. Mit diesen Taschen war ihre letzte Erinnerung an Maryrose verbunden, und sie würde sie nicht zurücklassen.
    Zel wachte sofort auf, als Bramble sie an der Schulter berührte.
    »Kümmere dich für mich um Trine«, sagte Bramble leise. »Ich habe eine schnellere Reisemöglichkeit gefunden. Wir treffen uns dann in Sanctuary.«
    Zel blieb kaum die Zeit zu nicken und erst recht keine Zeit, Fragen zu stellen, bevor Bramble zum Wald rannte.
    Sie hielt auf die Eiche zu und stellte

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