Die Hueterin der Geheimnisse
sich an die gleiche Stelle wie zuvor. »Ich bin bereit«, sagte sie.
Die Luft schimmerte, und der Jäger erschien.
»Dann geh mit mir«, sagte er.
Martine
Safred war nicht zufrieden, weder mit Bramble noch mit Zel, und Martine ärgerte sich, während sie einzeln hintereinander durch den Wald ritten und Safreds Laune immer schlechter wurde. Selbst Trine schmollte und zerrte an dem Führzügel, den Zel an ihrem eigenen Sattel befestigt hatte. Zel hatte sich an beiden Händen bereits Bisse zugezogen, als sie versucht hatte, ihr Zügel anzulegen. Martine fand, dass Safred und Trine den gleichen Flunsch zogen und das Pferd mehr Grund dazu hatte.
Nichts geschah, was die Gruppe beunruhigt hätte. Sie überquerten den Wasserlauf ohne von jener seltsamen Panik befallen zu werden, die sie auf dem Hinweg verspürt hatten. Es war ganz einfach - zu einfach, fand Martine, so als wolle der Wald sie loswerden und triebe sie an.
An der Stelle, wo der Pfad im Wald die von Norden nach Westen führende Straße kreuzte, stiegen sie von den Pferden ab, damit Safred Cael heilen konnte.
»Jetzt haben wir es aus dem Wald heraus geschafft«, sagte sie lächelnd. Sie legte ihm zuversichtlich ihre Hand auf die Brust und sang mit ihrer schrecklichen Stimme einen hohen, feierlichen Singsang. Als sie die Hand löste, war die Wunde so schlimm wie zuvor. Sie versuchte es noch zwei weitere Male, mit dem gleichen Ergebnis, bis ihr Gesicht weiß vor Anstrengung war und sie taumelte.
»Das reicht«, sagte Cael. »Lass die Wunde von selbst heilen.« Sein Gesicht war ernst und besorgt. »Bring dich nicht für etwas um, das gar nicht möglich ist«, fügte er leise hinzu.
Safreds Augen füllten sich mit Tränen. »Jeden anderen kann ich heilen, warum dann nicht auch dich?«
Er zuckte mit den Schultern und half ihr beim Aufsteigen. Dann machten sie es sich alle wieder auf ihren Sätteln bequem, und Safred erholte sich ein wenig. Martine erkannte, dass Safred sich auf ein langes, verzwicktes Gespräch vorbereitete über das Warum und das Warum-nicht und was man daran ändern konnte, und war zunächst dankbar, als sie von einer Gruppe Reiter abgelenkt wurden, die über die Straße auf sie zugaloppiert kamen. Dann aber sah sie, dass es sich um Gefolgsleute eines Kriegsherrn handelte, und sie empfand dabei das schon vertraute Gefühl, wie sich ihr Magen zusammenzog. Es stellte sich jedes Mal bei ihr ein, wenn sie bewaffneten Männern in den Domänen begegnete. Safred hingegen lächelte zum ersten Mal, seit sie nach dem Aufwachen festgestellt hatte, dass Bramble verschwunden war.
»Arvid!« In ihrer Stimme schwang Freude mit. »Ihr seid es!«
Sie sprach damit einen Mann mit hellbraunem Haar an, der wie die anderen eine einfache grüne Uniform ohne Wappen trug. Darauf waren keine gekreuzten Schwerter und Speere wie auf Thegans Uniformen. Arvid. Der Kriegsherr selbst. Er war etwa vierzig, vielleicht ein wenig älter, und hatte ein lockeres, offenes Wesen, das Vertrauen weckte. Und sehr durchdringende blaue Augen. Martine verspürte erneut ein flaues Gefühl im Magen, dieses Mal jedoch durchströmte sie dabei Wärme wie von einem Feuer, das an ihren Nerven leckte und ihr bis ins Mark drang. Sie hätte auf ihrem Sattel zerfließen können, richtete sich jedoch kerzengerade
auf und setzte eine teilnahmslose Miene auf. Die Woche nach der Tagundnachtgleiche, dachte sie resigniert. Der Körper will einzig und allein befriedigt werden und schert sich nicht darum, wer es tut.
»Haben dir die Götter nicht gesagt, wen du zu erwarten hast?«, fragte er lächelnd.
Wehmütig lächelte auch Safred. »Nein. Nur dass wir jemandem begegnen würden.« Sie schaute ihn fragend an. »Jemandem, der uns Silber geben würde.«
Er lachte. »O ja, nur dafür bin ich gut, ich weiß«, sagte er mit gespielter Ergebenheit. »Bloß eine Schatzkammer, mehr bin ich nicht.«
Es fiel leicht, ihn zu mögen, aber er war und blieb ein Kriegsherr, hielt Martine sich vor Augen.
Safred stellte ihre Begleiter namentlich vor, ohne jedoch mehr über sie zu sagen. Martine nickte ihm zu und erntete im Gegenzug ein Nicken und einen abschätzenden Blick, der sich zu einem bewundernden wandelte.
»Du bist mit wunderschöner Begleitung unterwegs, Saf«, sagte Arvid und nickte Zel dabei höflich zu, um sie mit einzuschließen, schaute dabei jedoch Martine an. Diese spürte, wie ihre Wangen erröteten. Das Feuer brannte viel zu stark, als dass es wohlig gewesen wäre.
»Ich reite zur
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