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Die Hueterin der Geheimnisse

Die Hueterin der Geheimnisse

Titel: Die Hueterin der Geheimnisse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pamela Freeman
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keine freien Städte?« Entgegen ihrer Absichten klang ihre Bemerkung vorwurfsvoll.
    Er schaute sie wissend an und lächelte. »All unsere Städte sind freie Städte«, sagte er. Martine zwang sich dazu, den Mund zu halten. Genug Gerede. Ganz gleich was sie sagen würde, er würde ihr das Wort im Mund umdrehen. Das taten Kriegsherren eben. Aber Arvid fuhr fort. »Leider leben nicht genug Menschen in ihnen, um uns alle Waren abzunehmen, die wir herstellen. Das, was am meisten wert ist, also Felle, Saphire und Nutzholz, wird in der Southern Domain besser bezahlt, also lohnt es sich für uns, sie dorthin zu verschiffen. Aber keine Stadt ist groß genug, um ein eigenes Schiff anheuern zu können. Also tue ich das.«

    »Und macht einen guten Schnitt dabei!«, sagte Safred.
    Arvid lachte. »Natürlich! Immerhin muss ich meine Leute ernähren, und dazu braucht es Silber. Lieber eine Steuer auf Ausfuhren als auf Korn oder Vieh oder Häuser. Auf diese Weise müssen nur die Leute Abgaben tätigen, die es sich leisten können.«
    Safred schnaubte. »So viele Wachen braucht Ihr nicht.«
    »Sag das den Leuten an der Grenze zum Land des Eiskönigs. Wir mussten in diesem Jahr bereits zwei Angriffe abwehren.«
    »Und warum seid Ihr dann nicht dort?«, fragte Martine. Es kam ihr sonderbar vor, dass ein Kriegsherr das Schlachtfeld verlassen hatte. Es verstieß ganz gegen die Regeln der Kriegsherren.
    » Weil «, sagte Arvid, nun endlich provoziert und Safred wütend anstarrend, » jemand mir gesagt hat, die Götter würden es verbieten. Also müssen sich meine Männer dem Feind allein entgegenstellen, und ich bin hier und zähle Fuhrwerke wie ein Kaufmann, statt sie zu führen, wie ich sollte.«
    Aha, dachte Martine. Da ist der Kriegsherr. Er hat sich versteckt, aber nun ist er da. Der Gedanke verschaffte ihr Befriedigung, bescherte ihr jedoch auch Schmerzen, als sei ihr eine Nadel ins Herz gestoßen worden.
    Safred zuckte mit den Schultern. »Beschwert Euch bei den Göttern«, sagte sie. »Es ist nicht meine Schuld.«
    Unwillkürlich wechselte Martine einen Blick mit Arvid. Sie waren beide amüsiert über Safred. Es fiel schwer, sein Lächeln nicht zu erwidern. Sie hatte sich nicht vorstellen können, dass blaue Augen so warm sein konnten.
    Um sich von der Begierde abzulenken, die sie überwältigt hatte, sprach sie ein Gebet für Elva, Mabry und das Baby. Die Götter schenken den Menschen keine große Beachtung, dachte sie, aber manchmal tun sie es doch; manchmal finden
sie Gefallen an jemandem, und ihnen gefielen sowohl Elva als auch Mabry. Sie liebten sie sogar. Also würde das Gebet womöglich wirken. Für Ash oder Bramble sprach sie keines. Die beiden befanden sich bereits in der Hand der Götter, und was dabei herauskommen würde, konnte sie mit keinem ihrer Gebete beeinflussen.

Bramble
    Mit dem Jäger unterwegs zu sein war, wie auf die Pirsch zu gehen. Bramble musste leise, aber auch rasch gehen. Der Jäger bewegte sich lautlos; kein Schritt war zu vernehmen, kein Rascheln von Gras oder Zweigen. Bramble war ihr ganzes Leben lang durch den Wald gezogen, streifte nun jedoch, was unvermeidlich war, Grasstängel, die dabei seufzten, trat hier und da auf einen Zweig, der unter ihrem Gewicht ächzte. Jedes Mal warf der Jäger ihr einen Blick zu, der schwer zu deuten war. Verachtung? Ungläubigkeit? Verblüffung?
    Sie bewegten sich so schnell durch den dunkler werdenden Wald, dass sie beinahe liefen. Ihre Geschicklichkeit kehrte zurück, aber nie würde sie dem Jäger an Lautlosigkeit gleichkommen. Dieser schien es zu begreifen und verlangsamte sein Tempo ein klein wenig.
    Bramble wusste, dass sie sich weiter nach Norden bewegten, stellte jedoch keine Fragen. Sie hatte den Sprung gemacht und befand sich nun mitten in der Luft; hoffentlich würde sie auf der anderen Seite sicher aufkommen.
    Als die Nacht voranschritt und es immer dunkler wurde, begriff der Jäger, dass Bramble ihm nur mit großer Mühe folgen konnte. »Wir sind bald da«, versprach er und bewegte sich langsamer. Nach einer Weile gelangten sie an einen Platz, an dem ein riesiger Baum wuchs. In der Dunkelheit konnte sie nicht mehr erkennen, als dass es ein Nadelbaum
war, aber ein so gewaltiger, dass sein Stamm einen größeren Umfang hatte als Gorhams Haus in Pless. Viel größer noch. Der Baum wirkte fast so breit wie die Versammlungshalle in Pless, und seine oberen Äste schienen nach den Sternen zu greifen. Während sie sich unter seinen Ästen duckten, verschwand

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