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Die Hueterin der Geheimnisse

Die Hueterin der Geheimnisse

Titel: Die Hueterin der Geheimnisse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pamela Freeman
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verschwanden. Gebäude tauchten auf. Männer tauchten auf und schrien: »Geister! Die Geister sind gekommen!« Sie hoben Waffen, und einer kam angerannt und holte nach ihr aus.
    »Nein!«, schrie der Jäger und sprang schützend vor sie, und die Waffe - eine Spitzhacke mit bösartig scharfer Klinge - durchbohrte ihn. Er fiel zu Boden.
    »Hör auf!«, schrie Bramble und schob den Mann beiseite. Sie hatte nicht einmal Zeit, nach ihrem Messer zu greifen. Sie war wehrlos. Aber die Angreifer sprangen zurück wie von der Tarantel gestochen.
    »Sie reden! Sie reden! Geister können doch nicht reden!«, stammelten die Männer. Der mit der Spitzhacke wurde wachsbleich. Er sank auf die Knie und löste die Hand vom Griff der Hacke.
    »Götter der Höhle und Finsternis«, flüsterte er. »Ich habe ihn getötet.«

    Blut quoll dem Jäger aus einer großen Wunde unter dem Herzen. Nichts konnte es stoppen, das wusste Bramble. Außer einem Zauber vielleicht oder der Macht des Waldes. Sie schaute sich verzweifelt um, aber hier gab es keine Bäume. Sie waren an einem Ort, an dem es nur grauen Fels gab, steinerne Gebäude, große Steinplatten und einen großen Spalt in der Seite des Hügels. Ein Bergwerk. Deshalb hatten die Männer Spitzhacken in den Händen gehabt. Es war keine Armee, sondern bloß Männer, die von einer Schicht in der Grube nach Hause gingen.
    Bramble nahm den Kopf des Jägers in ihre Hände und hob ihn ein wenig an. »Ich dachte, du würdest ewig leben«, flüsterte sie.
    »Im Wald. Als echter Jäger. Ich bin jetzt weder das eine noch das andere«, brachte er keuchend hervor. Er schaute den Mann an, der ihn getötet hatte. »Ich habe Angst«, sagte er. »Du musst die Angst schmecken und gereinigt werden.« Er tauchte einen Finger in sein Blut und hielt diesen dem Bergmann entgegen. Der starrte ihn verwirrt an.
    »So ist das bei uns nicht üblich«, sagte Bramble.
    »Nein … Ich erinnere mich.« Das Sprechen fiel dem Jäger nun immer schwerer, und seine Worte wurden leiser. Er hustete und hatte Blut auf den Lippen. »Ich erinnere mich … Vergebung, ich vergebe …« Sein Kopf sackte zur Seite, doch er wandte sich dem Bergmann noch einmal zu. »Ich vergebe und … und entbinde dich von Wiedergutmachung.«
    Bramble weinte. Die Tränen, die sie all diese Wochen zurückgehalten hatte, damit er nicht den Eindruck bekam, sie habe Angst, rannen ihr nun die Wangen hinunter und fielen dem Jäger auf das Gesicht, auf sein mit Falkenfedern geschmücktes Haar und auf seinen Körper.
    »Warum hast du mir das Leben gerettet?«, fragte sie.
    »Du bist meine Beute.« Bei diesem einen Satz wurde die
Stimme noch einmal lauter. Dann erstarb sie. »Niemand außer mir darf dich töten.«
    »In unserem nächsten Leben«, sagte sie und bemühte sich, nicht zu lachen, denn es gab nichts zu lachen. »Ich verspreche es. In unserem nächsten Leben darfst du mich töten.«
    »Zu spät«, sagte er und lächelte bei dem Gedanken an die gemeinsam erlebten Freuden. Die schlitzförmigen Pupillen in den Falkenaugen verengten sich und verschwanden ganz, bis die Augen vollkommen golden waren. Dann verlor sein Körper, noch während sie ihn umklammerte, seine Stofflichkeit und verschwand wie ein aus dem Wasser gezogener Wassergeist. Der Wind blies nur einen Dunst davon, einen Geruch von Kiefern, ein Flüstern. Bramble beugte den Kopf über ihren leeren Händen und weinte.

Leof
    Leof lenkte Arrow auf die Straße und trabte in mäßigem Tempo wie ein normaler Reisender in Bonhill ein. Es war kein großes Dorf, hatte jedoch einen Gasthof. Er rief den Stallknecht herbei und übergab ihm Arrow mit strikten Anweisungen in Bezug auf Wasser, Essen und Striegeln. Bevor er sie wegführen ließ, tätschelte er sie und sagte ihr, wie großartig sie war. Sie wusste es, so erschöpft sie auch war, und warf den Kopf kokett hoch.
    Als er den Gastwirt gefunden hatte, wies er ihn an, eine Nachricht zu senden an … Er zögerte einen Moment. Der Zauberer hatte sich in Schlangenlinien fortbewegt. Um ihn zu fi nden, waren viele harte Stunden Ritt nötig gewesen, aber sie waren nicht weit von Carlion entfernt. Sendat war zwar weiter, doch er war davon überzeugt, dass Thegan die Garnison nicht aus Carlion abziehen wollte. Zwei Botschaften also, eine ging nach Sendat, die andere nach Carlion. Während die besten Pferde, die der Gasthof hatte - stämmige kleine Cobs, die für gewöhnlich einen Wagen zogen -, gesattelt wurden, schrieb er rasch Nachrichten für Thegan und

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