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Die Hueterin der Geheimnisse

Die Hueterin der Geheimnisse

Titel: Die Hueterin der Geheimnisse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pamela Freeman
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und nach einer Weile schien er die Windgeister gar nicht mehr wahrzunehmen.
    Nach einigen Stunden merkte Leof, dass er dringend pinkeln musste. Er zog sich von seinem Aussichtspunkt zurück und konnte den Zauberer eine Zeit lang nicht sehen. Er ging den Pfad Schritt für Schritt vorsichtig zurück, bis er durch ein dichtes Weidengestrüpp verborgen war, wo er sich ungesehen erleichtern konnte. Er blieb noch eine Weile in dem grünen Schatten stehen, um zu entscheiden, was er tun sollte. Der Zauberer war derart von seiner Arbeit in Anspruch genommen und hatte nach der Größe des Hügels zu urteilen auch noch viel Arbeit vor sich. Leof beschloss, dass es besser war, sich mit Thegan zu treffen und ihn an diese Stelle zu führen.
    Deshalb verließ er die Weiden und steuerte Bonhill an, unsicher, ob es richtig war, seinen Posten zu verlassen. Während die Sonne unterging, hatte sich der Wind verstärkt; jeder Windstoß und jede Böe ließen ihn zurückschauen, um zu sehen, ob die Windgeister ihn verfolgten.

Bramble
    Es gab viel zu viele Fragen und zu viele Rufe und Erklärungen von Seiten der Bergarbeiter, vor allem Erklärungen gegenüber dem Grubenleiter, einem Mann mittleren Alters namens Sami, dessen braune Augen misstrauisch dreinblickten. Sami bestand darauf zu erfahren, wer sie war und wie sie in das Bergwerk gekommen war.
    Bramble hatte keine Lust, Rede und Antwort zu stehen, und war verwirrt, als eine Gruppe von Jungen auftauchte, die ihrem Gespräch lauschten. Als sie den Augen eines blassen Kindes begegnete, das sicher nicht älter als neun oder zehn war, unterdrückte sie einen Fluch.
    »Zauberei, verstanden?«, schnauzte sie Sami an.
    Er trat einen Schritt zurück, machte dann aber seine Autorität wieder geltend. »Du hast kein Recht, hier zu sein.«
    »Habt ihr von den Geistern gehört?«
    »Einer unserer Kunden hat uns von ihnen erzählt«, bestätigte Sami. »Die Nachricht hat sich in allen Domänen wie ein Lauffeuer verbreitet.«
    Bramble fragte sich, wie viel Zeit seit dem Angriff auf Carlion vergangen war, seit Maryroses Tod. »Wann ist es geschehen?«, fragte sie.
    Sami zuckte mit den Schultern. »Vor drei oder vier Tagen. Seitdem haben wir nichts mehr gehört.« Seine Augen wurden zu Schlitzen: »Was hast du damit zu tun?«

    Für eine Erklärung hatte sie keine Zeit. Nicht die Zeit und auch nicht die Geduld. »Meine Schwester wurde dabei getötet.«
    Schweigen breitete sich aus. Bramble nutzte den Moment des Schocks, um ihre Forderung zu stellen. »Ich muss die Tierhöhle finden«, sagte sie und deutete dabei auf die Grube. »Es befindet sich etwas darin, was wir brauchen, um den Zauberer, der die Geister auf Carlion gehetzt hat, zu besiegen.«
    »Bist du auch eine Zauberin?« Der Bergarbeiter, der den Jäger getötet hatte, trat vor, die Spitzhacke nach wie vor in der Hand haltend. Sie erkannte, dass er deutlich machen wollte, sich keines Mordes schuldig gemacht zu haben. Er sah auch nicht aus wie ein Mörder; stark genug war er, aber sein Gesicht war sanft und seine Stimme leise. Er tat ihr leid. Wenn sie selbst die Geschichten aus Carlion gehört hätte und plötzlich wären zwei Gestalten aus dem Nichts vor ihr aufgetaucht, hätte sie wohl ähnlich reagiert.
    Sie schüttelte den Kopf. »Nein, es war der Jäger, der diese Macht besaß, nicht ich. Ich bin ein ganz normaler Mensch.«
    Sie wirkten misstrauisch, und das konnte sie ihnen nicht einmal verübeln. Aber sie war noch weit entfernt von ihrem Ziel und konnte sich nicht auch noch um diese Leute kümmern.
    »Ich muss in die Tierhöhle«, wiederholte sie. »Dann sind wir vielleicht in der Lage, den Bastard aufzuhalten, der die Geister erweckt hat.«
    »Warum sollten wir dir trauen?«, fragte Sami.
    »Ach, verdammt, für Erklärungen habe ich jetzt keine Zeit.« Bramble zog ihr Gürtelmesser, packte Sami am Kragen und legte ihm das Messer an die Kehle. Sie war schneller als früher, merkte sie. Jeden Tag zu jagen hatte sie gefährlicher gemacht. Beim Anblick seines verzweifelten Blicks
musste sie grinsen und tat so, als weidete sie sich an seiner Angst. Ihr Magen revoltierte vor Abscheu.
    »Weil ich dich jetzt töten könnte. Aber es nicht tue.« Sie ließ ihn los, und erst jetzt fielen ihr die richtigen Worte ein. »Weil die Quelle der Geheimnisse mich geschickt hat.«
    Diese Worte zeigten Wirkung. Die Männer entspannten sich, als sei damit alles erklärt.
    »Welche Tierhöhle?«, fragte der Bergmann.
    »Die Höhle mit den Tierzeichnungen

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