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Die Hueterin der Geheimnisse

Die Hueterin der Geheimnisse

Titel: Die Hueterin der Geheimnisse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pamela Freeman
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Kiefernwalds grell. Es war die hellste Stelle, an die sie bislang in dem Großen Wald gekommen waren, doch die Pferde verweigerten die Überquerung. Bramble stieg ab und ging mit Trine nach vorn. Auf beiden Seiten des Stroms war eine flache Stelle, doch waren keinerlei Spuren zu sehen. Nicht einmal Tiere kamen zum Trinken hierher. Trine schnaubte und wich vor dem Wasser zurück.
    »Wassergeister?«, fragte Bramble Safred.
    Safred zuckte mit den Schultern, doch Cael gab Antwort. »Normalerweise kann man Wassergeister sehen.«
    »Was denn dann?«, fragte Bramble. »Es riecht nach irgendwas. Ich habe es schon einmal gerochen«, sagte sie nachdenklich, »aber ich kann es nicht mehr einordnen.«
    Nacheinander bückten sie sich, um an dem braunen Wasser zu schnuppern. In ihnen allen rief es eine vage Erinnerung hervor, ein Gefühl, als kennten sie den Geruch, könnten sich nur nicht an ihn erinnern. Er war weder angenehm
noch unangenehm, doch es war nicht Kiefer, Obst, Blume, Sumpf oder sonst etwas, das man in einem Wald erwarten konnte.
    »Wenn die Pferde ihn nicht überqueren wollen, sollten wir es auch nicht tun«, sagte Cael. Die anderen nickten, und Bramble war froh, denn sie traute dem Instinkt der Pferde mehr als dem der Menschen.
    Der Wasserlauf kreuzte ihren Weg in einem rechten Winkel, und einen anderen Weg hinüber gab es offenbar nicht. Auf der anderen Seite setzte sich der Weg deutlich sichtbar fort.
    »Kommt nicht vom Weg ab, Kinder«, sagte sie ironisch.
    »Bramble hat Recht«, sagte Zel plötzlich, der die Ironie nicht aufgegangen war. »Es könnte eine List sein, um uns vom Weg abzubringen.« Sie schwang sich vom Rücken des Fuchses und setzte sich auf den mit Kiefernnadeln bedeckten Boden, um sich die Stiefel auszuziehen.
    »Zel?«, sagte Martine. »Was tust du da?«
    »Ich denke mal, hier komme ich rüber«, murmelte Zel, während sie sich mit sonderbarer Verbissenheit die Stiefel auszog. »Das ist etwas, das ich tun kann.«
    Bramble nickte. Ihr wäre genauso zu Mute, umgeben von Menschen, die zu Geistern sprechen und die Zukunft vorhersagen konnten. Teufel aber auch, ihr war so zu Mute, und dabei war sie die wiedergeborene Jagdbeute. Obwohl sie wusste, dass Zel Akrobatin war, war es dennoch eine sehr große Distanz bis zum anderen Ufer. Sie sagte nichts. Das Mädchen kannte seine Fähigkeiten am besten.
    Cael war nicht so davon überzeugt. Er vermaß den Strom mit dem Auge. »Das ist zu weit!«, sagte er. »Auf halber Strecke wirst du hineinfallen.«
    Zel sprang auf und begann damit, Lockerungsübungen zu machen, bei denen sie Arme und Beine schwang. Die Pferde
wichen zurück, und Trine riss die Augen weit auf. Bramble trat dicht an sie heran und besänftigte sie.
    »Wir werden sehen«, sagte Zel. »Wenn ich rüberkomme, können wir ein Seil aufspannen, und ihr könnt daran hinübergleiten.« Sie legte eine Pause ein. »Haben wir ein Seil?«
    »Jawohl«, sagte Cael mit tiefer und beruhigender Stimme. »Ein Seil haben wir schon. Aber damit kommen die Pferde nicht über den Fluss.«
    »Wir müssen die Pferde zurücklassen«, sagte Safred mit fester Stimme. »Wir müssen bis Sonnenuntergang beim See sein.«
    Weder Bramble noch Zel gefiel die Vorstellung. Bramble wollte Trine nicht in einer fremden Umgebung zurücklassen, in deren Dunkelheit sich wer weiß was verstecken mochte. Zel, das war offenkundig, hatte vorhergesehen, wer zurückgelassen werden würde, um sich um die Pferde zu kümmern. Mit zusammengebissenen Zähnen bereitete sie sich auf den Sprung vor.
    Bramble fiel es schwer zu glauben, dass darin Gefahr lag. Sie erinnerte sich daran, wie sie über den Abgrund bei Wooding gesprungen war. Das war gefährlich gewesen. Dies hier war bloß ein seichter Wasserlauf, der nun, da die Sonne hoch stand, in den Sonnenstrahlen zu glitzern begann. Aber die Pferde würden ihn nicht überqueren. Bramble zuckte mit den Achseln. Nie war etwas einfach nur leicht.
    Zel ging ein Stück zurück und bedeutete den anderen, ihr aus dem Weg zu gehen. Bramble und Cael nahmen die Pferde ein wenig beiseite; Martine und Safred traten an die andere Seite des Wegs. Bramble rechnete damit, dass Zel loslaufen würde, doch stattdessen machte sie ein paar lange Schritte und fing dann an, Flickflacks zu machen, von den Händen auf die Füße und wieder auf die Hände, um Geschwindigkeit aufzunehmen. Unmittelbar vor dem Ufer
sprang sie hoch, rollte sich zu einem Ball zusammen und flog durch die Luft, über den Wasserlauf. Sie drehte

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