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Die Hueterin der Geheimnisse

Die Hueterin der Geheimnisse

Titel: Die Hueterin der Geheimnisse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pamela Freeman
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Carlion von den Ereignissen überrascht worden war. Er brachte das alte Ehepaar und das Baby zu dem Cottage des Bruders der Frau an die Grenze zur Three Rivers Domain. Beim Abschied dankten sie ihm überschwänglich.
Er nahm sich ein Zimmer für die Nacht in dem Gasthof des Ortes.
    Dort setzte er sich in eine Ecke des Gemeinschaftsraums und lauschte den Gesprächen um ihn herum. Die Stimmen reichten von ungläubig bis hysterisch, von erschrocken bis kampfbereit. Niemand sprach von etwas anderem als den Ereignissen in Carlion. Er gab nicht zu erkennen, woher er gekommen war, und hielt sich lieber bedeckt, um nicht mit Fragen überhäuft zu werden. Als der Abend halb vorüber war, ging die Tür auf, und eine Familie kam herein: Eltern und zwei junge Mädchen, gerade der Kindheit entwachsen. Beide hatten die gleiche hellbraune Haarfarbe wie ihr Vater. Sie trugen Kleiderbündel mit sich, aus denen Gegenstände herausragten, ein Kerzenhalter, eine Zunderbüchse, ein leerer Wasserbeutel aus Leder. Saker erkannte sofort, dass sie aus Carlion kamen, und als die Gastwirtin es auch begriff, schob sie sie in die Ecke neben ihn und fragte die Eltern aus.
    »Wir wissen nicht, was passiert ist«, sagte der Mann. »Wir schliefen, und dann schlug die Tür auf, und diese … diese Dinger , wie Geister, aber echt, stürzten sich auf uns. Sie trugen Schwerter wie die Gefolgsleute der Kriegsherren!«
    »Ich habe geschrien«, sagte eines der Mädchen.
    »Es war, als hätten sie uns nicht gesehen«, fügte die Mutter hinzu. »Sie inspizierten uns, beachteten uns aber nicht weiter. Den Göttern sei Dank!« Sie fing an zu weinen und nahm dabei ihr Kopftuch ab, um sich die Tränen abzuwischen. Dabei legte sie nicht das schwarze Haar frei, das Saker erwartet hatte, sondern Haare wie pures Gold. »Sie haben unsere Nachbarn getötet. Auf beiden Seiten. Sie haben sie einfach in ihren Betten abgeschlachtet. Die Hälfte der Bewohner ist tot!«
    Nun fing auch das andere Mädchen an zu weinen, und das
jüngere presste die Lippen zusammen und rückte näher an seinen Vater heran.
    »Wir gehen nicht mehr dorthin zurück!«, sagte die Mutter aufgelöst, woraufhin das jüngere Mädchen heftig nickend zustimmte.
    »Die Stadt ist verflucht, verdammt noch mal«, sagte das Mädchen. Sofort tadelte seine Mutter es für diese Ausdrucksweise. Saker sah die Befriedigung auf dem Gesicht des Mädchens und erkannte, dass es absichtlich so gehandelt hatte, um seine Mutter auf andere Gedanken zu bringen. Das Wandererblut in seinen Adern stammte von seinem Vater, während seine Mutter keine Wanderin war, davon war Saker überzeugt. Aber wieso hatten die Geister diese dann verschont? Beim nächsten Mal würde er alle Ungereimtheiten aus dem Zauberspruch verbannen müssen.
    In welche Stadt sollte er als Nächstes gehen? Für Turvite war er noch nicht bereit. Bald schon, aber jetzt noch nicht. Für Turvite benötigte seine Armee bessere Waffen. Zumeist hatten sie Sensen und Sicheln. Sie brauchten Schwerter. Diese würde er in einer freien Stadt nicht finden. Sein nächstes Ziel müsste deswegen die Festung eines Kriegsherrn sein. Die Streitmacht eines Kriegsherrn zu bekämpfen, würde viele Waffen einbringen. Um so etwas zu tun, war seine Armee noch nicht groß genug. Aber wenn er sich durch die Central Domain bewegte und dabei Knochen sammelte, konnte er seine Streitmacht gegen Sendat führen und alle Waffen in die Hand bekommen, die er haben wollte.
    Saker nickte und vergaß für einen Moment die rothaarige Frau, die ihr Blut verraten hatte. Central Domain. Er würde hierbleiben und sich noch vor dem Herbst gegen Sendat wenden.
    Dann Turvite. Dort, wo einst die Zauberin versagt hatte, würde er Erfolg haben. In der Kammer des Gasthofs sitzend,
lachte er in sich hinein. So mächtig wie er war noch nie jemand gewesen. Ihm wurde schwindelig. Das musste am Blutverlust liegen, dachte er. Ja, eine Zeit lang in Ruhe Knochen sammeln würde ihm und seinem Plan guttun. Wenn sie dann Sendat angreifen würden, würde er jede Menge Blut brauchen, um seine Armee zum Leben zu erwecken.

Bramble
    Nachdem sie mit den Pferden den Fluss überquert hatten, wurde aus dem eintönigen Kiefernwald bald ein Mischwald aus Ulmen, Eichen und Scheinbuchen. Nun war es Bramble, als reite sie endlich durch den Großen Wald, wie sie sich ihn immer vorgestellt hatte. Es war ein vielseitiger, lebendiger Wald, in dem es nur so wimmelte vor zwitschernden Vögeln, summenden Insekten, raschelnden Echsen

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